Herbert Grönemeyer: Immer "Mensch" geblieben
Herbert Grönemeyer blickt auf eine lange und vielseitige Karriere zurück: von seiner Rolle als Schauspieler im Kultfilm "Das Boot" über Hits wie "Männer" bis zu seinem sozialen Engagement.
Am Anfang sah es nicht so aus, als würde dem geborenen Göttinger Herbert Grönemeyer eine große musikalische Karriere bevorstehen. Seine ersten vier Platten fielen beim Publikum durch. Und als Grönemeyer sich schließlich doch anschickte, erstmals die Top Ten der Charts zu erobern, sperrten sich zunächst die Radiosender: "'Männer' wurde anfangs nicht im Radio gespielt, weil die Radiomacher sagten: 'Wir verstehen den nicht. Der singt so komisch", erinnerte sich Grönemeyer 2019 in einem Interview für den Deutschen Radiopreis.
Herbert Grönemeyer: Mit "Bochum" kam der Durchbruch
Doch das waren nur Startschwierigkeiten. Mit mehr als 17 Millionen verkauften Tonträgern zählt Grönemeyer inzwischen zu den erfolgreichsten deutschen Musikern überhaupt. Der Durchbruch gelang ihm 1984 mit dem Album "4630 Bochum". Es war nicht nur eine Liebeserklärung an die Ruhrgebietsstadt: Und auch "Männer" ist heute aus dem Radio nicht mehr wegzudenken, genauso wie die Single-Auskopplungen "Alkohol" und "Flugzeuge im Bauch".
Sein "komischer" Gesang ist Grönemeyers markantestes Markenzeichen geworden. Mit seiner eigenwilligen Art bewegt und berührt er die Fans. Mal voller Energie und dynamisch wie mit dem berühmten "Mambo" oder der WM-Hyme von 2006, "Zeit, dass sich was dreht". Und mal wehmütig und traurig wie mit der wohl persönlichsten Ballade seiner Karriere, "Der Weg".
"Mensch" - die Rückkehr nach zwei Schicksalsschlägen
Aus seinen Studioalben sticht besonders "Mensch" hervor, mit dem sich Grönemeyer 2002 nach zwei persönlichen Schicksalsschlägen zurückmeldete. Auf dem Album nahm ein verletzlicher und nachdenklicher Grönemeyer seine Fans mit auf die Suche nach einem Neuanfang. Damit traf er den Nerv der Zeit. Mehr als drei Millionen Mal verkaufte sich die CD und wurde zu Grönemeyers größtem kommerziellen Erfolg.
Immer wieder zeigt Grönemeyer in seinen Songs auch klare Kante. Als Anfang der 90er-Jahre ausländerfeindliche Ausschreitungen und Anschläge Rostock, Mölln und Solingen erschütterten, setzte er sich im Song "Die Härte" mit dem aufkommenden Rechtsradikalismus auseinander. Auch mit seinem Album "Tumult" horcht er wieder in die aufgeregten und verunsicherten Debatten der deutschen Gegenwart hinein und bezieht klar Stellung. Zuletzt trat Grönemeyer 2020 vor einem größeren Publikum auf, um auf die prekäre Lage von Künstlern und Arbeitern in der Konzertbranche in der Corona-Pandemie aufmerksam zu machen.