15 Jahre Streamingdienst Spotify: Vom David zum Goliath
Ein Blick auf die Entstehungsgeschichte von Spotify - von der kühnen Idee aus Schweden zum Streaminggiganten. Wird das Geld der Plattform heute dort gerecht verteilt? Die Antwort: Nein.
Vor 15 Jahren wurde Spotify gegründet, im Jahr 2023 hat der Streamingdienst aus Schweden mehr als 100 Millionen Musiktitel im Angebot. Musikredakteur Mischa Kreiskott erzählt im Gespräch mit NDR Kultur Moderator Philipp Schmid von der Entstehungsgeschichte. Es sei eine klassische "Vom-Schrauber-zum Milliardär-Geschichte".
Daniel Ek, ein Programmierer ohne Abschluss hatte eine große Vision: den darbenden Musikverlagen zu helfen, indem alle ein bisschen für die Musik einzahlen, die über die Online-Plattform zur Verfügung gestellt wird .
Das war in der Zeit, als reihenweise Musikverlage Konkurs gegangen sind. Es ist ihm damals gelungen, die Musiklabels zu überzeugen, ihm diese Rechte abzutreten, um Musik zu vermieten.
Spotify: Das Geld wird heute nicht gerecht verteilt
Heute verdient die Musikindustrie nach einer langen Durststrecke wieder so viel wie in 1999. Die Kurve der Statistik sei wie so eine Hängematte geformt, das sei schon irre, so Mischa Kreiskott. Dass das Geld gerecht verteilt ist, könne man nicht sagen. "Die großen Musikverlage und Künstler verdienen überdimensional viel. Die Kleinen haben Schwierigkeiten, Produktionskosten über Streaming wieder einzuspielen. Wie häufig, hat man bei dieser Geschichte einen David, der losspringt und als Goliath, als Mogul, landet."
Das Medium beeinflusst die Art, heute zu komponieren. Denn der Streamingdienst rechnet ab 30 Sekunden Abspielen des Titels ab. Das führe dazu, dass in den ersten 30 Sekunden "wahnsinnig viel los sei". Danach werde es oft ruhiger, weil das Geld schon verdient sei. Das könne man der Musik heute schon ablesen. Ein anderer Effekt seien die Musiklisten, die seien erst durch Spotify entstanden. So genannte Musiktapeten, wie die Liste "Peaceful Piano", mit leicht klimpernder Klaviermusik, wo alles gleich klingt.
Neue Konkurrenz bei besser sortierten Diensten für klassische Musik
Es ist schwierig, den Dienst fürs Musik-Entdecken zu nutzen, da einem der Algorithmus oft Ähnliches zu dem vorschlägt, was man vorher gehört habe. Daher muss man "gezielt suchen, seinen Algorithmus pflegen. Meiner ist wie eine aufgepumpte Supermaschine", so Kreiskott. Man müsse selbst Impulse setzen. Die DNA-von Spotify sei eher Popmusik.
"Wenn die 'Vier Jahreszeiten' von Vivaldi hören will, wird man die auch finden. Aber um wirklich die klassische Musik zu durchdringen, dafür ist die Beschriftung viel zu chaotisch." Da gebe es bessere Alternativen wie Idagio. Apple sei gerade mit einem neuen Klassik-Dienst an den Start gegangen. "Da wird Musik nach Werken organisiert, nach Interpretationen. Da findet man sich besser zurecht".