Spotify will Künstler anders bezahlen: Was ist geplant?
Ab Januar soll beim Musikstreaming-Dienst Spotify ein neues Bezahlsystem für Künstlerinnen und Künstler eingeführt werden. Worum geht es dabei - und warum sorgen die Pläne für heftigen Widerstand?
Gleich ein paar Dinge sollen sich ab Januar 2024 ändern. Hintergrund ist, dass Spotify unter anderem versuchen will, besser gegen Betrüger vorzugehen. So ist es passiert, dass User Audios bei Spotify veröffentlicht haben, nur um diese unter Zuhilfenahme von Technik immer und immer wieder abzuspielen - und dafür wieder und wieder Geld zu kassieren. Zum Teil handelt es sich dabei gar nicht um Musik, sondern einfach nur um Geräusche. Dagegen will Spotify vorgehen.
Vergütung einzelner Titel: Erst ab 1.000 Streams pro Jahr
Der Konzern sagt nun: Musik muss künftig auch wirklich Musik sein, und nicht einfach nur ein kurzes Rauschen, um abgerechnet zu werden. Die Pläne gehen aber auch weiter: Ab dem 1. Januar muss ein Titel mindestens 1.000 Mal pro Jahr von einer bestimmten Zahl unterschiedlicher Nutzer gestreamt werden, ehe Spotify überhaupt anfängt, Geld auszuzahlen. Damit will die Firma sicherstellen, dass es um "echte" Musik geht, die genügend Leute interessiert.
Kritik: Kleine gehen leer aus, Große kriegen noch mehr
Musikschaffende kritisieren diese Pläne stark. Denn vor allem unbekannte und Nachwuchs-Musikerinnen und Musiker haben logischerweise am Anfang kaum Zugriffe. Denen werde so die Chance genommen, in dieser Phase ihrer Karriere bei Spotify Geld zu verdienen - trotz des Aufwandes und der Unkosten, die es braucht, um etwa das erste Album zu produzieren. Hinzu kommt: Das Geld, was Spotify an dieser Stelle einspart, wird wiederum unter denen verteilt, die Anspruch auf Vergütung haben. Das bedeutet: Die großen Acts kriegen einfach noch mehr.
Petition fordert Stopp der Spotify-Pläne
Der Verband Pro Musik hat ein Statement aufgesetzt, das von namhaften anderen Verbänden unterstützt wird, zum Beispiel der Orchestervereinigung unisono, der Deutschen Jazzunion und dem Deutschen Komponist:innenverband. Alle fordern einen sofortigen Stopp der angekündigten Vergütungsgrenze von 1.000 Streams und Gespräche mit den Musikerinnen und Musikern. Dazu gibt es eine Petition, die Stand Freitagmittag (08.12.) rund 9.500 Menschen unterzeichnet haben. Darunter: Prominente wie Gregor Meyle, Max Mutzke, Miu, Stoppok, Rocko Schamoni und Stephanie Lottermoser.
Kann man darauf verzichten, beim Marktführer zu sein?
Sich von Spotify abzuwenden ist wirtschaftlich gesehen gar nicht so einfach, da der schwedische Konzert absoluter Marktführer ist. Mehr als 30 Prozent aller Musik-Streaming-Abonnenten sind nach Zahlen aus dem vergangenen Jahr dort. Apple Music folgt auf Platz 2 - mit weniger als der Hälfte an Kundinnen und Kunden.
Andere Dienste zahlen den Artists deutlich mehr
Fakt ist jedoch auch: Andere Dienste zahlen den Künstlerinnen und Künstlern deutlich mehr pro Stream und rechnen auch anders ab. Bei Spotify kommen die Einnahmen in einen großen Topf und werden dann verteilt. Bei anderen Diensten, wie zum Beispiel Deezer, wird geschaut, welche Titel sich Hörerinnen und Hörer überhaupt angehört haben - entsprechend werden die daran beteiligten Künstlerinnen und Künstler dann vorrangig vergütet. Der Klassik-Streaming-Dienst Idagio sagt sogar: Wenn zum Beispiel in einem Monat ausschließlich ein bestimmter Künstler gehört wird, wird über die Abonnement-Einnahmen auch ausschließlich dieser eine Künstler vergütet.