Saniertes Nolde Museum in Seebüll: Der Maler ist "Zurück Zuhause"

Stand: 27.02.2023 18:02 Uhr

Drei Jahre lang wurde das Nolde Museum in Seebüll saniert - am Mittwoch öffnet es wieder für das Publikum. "Zurück Zuhause" heißt die Ausstellung, die bis zum 31. Oktober im Atelier- und Wohnhaus des großen Expressionisten zu sehen ist.

von Andreas Rackow

Irgendwie fehlten wettertechnisch zwar die berühmten Nolde-Wolken, aber die gibt es in der Ausstellung. 130 Werke von Emil Nolde werden in "Zurück Zuhause" gezeigt, davon 56 zum ersten Mal überhaupt in Seebüll. Dem Direktor der Nolde-Stiftung Christian Ring ist die Freude anzusehen. "Nach über dreijähriger Sanierungszeit ist das Noldehaus jetzt wieder so, wie es von seiner ursprünglichen Funktion her war", erzählt Ring strahlend. "Die Kunst ist wieder eingezogen und es ist ein besonderes Glücksgefühl, das jetzt mit unseren Gästen teilen zu können. Der Standort in Seebüll lebt ja davon, dass wir die Kunst zeigen, wie sie Nolde gesehen hat."

Weitere Informationen
Christian Ring © picture alliance/dpa Foto: Frank Molter

Seebüll: Museum zeigt Emil Noldes Kunst "mit allen Widersprüchen"

"Mein großes Ziel ist es, den ganzen Nolde zu zeigen", sagt der Direktor des Nolde Museums Christian Ring im Interview. mehr

 Nolde-Haus in den ursprünglichen Zustand versetzt 

Acht Millionen Euro haben Umbau und Sanierung gekostet. Der Direktor erzählt, was besonders teuer war: "Eine Herausforderung war, dass man die ganze Technik, die man hier verbaut hat, gar nicht sehen soll. Das Haus sollte wieder in den ursprünglichen Zustand zurückgehen, so wie es Nolde hinterlassen hatte. Viel von der Sicherheits- und Klimatechnik ist in den Wänden verschwunden. Im Besucherforum haben wir eine Ausstellung über die Sanierung selbst, in der die Gäste sehen können, was wir alles gemacht haben."

Neue Rahmen geben Farben der Gemälde unverfälscht wieder 

Bis zu Ada Noldes Tod 1946 lebte das Ehepaar gemeinsam in Seebüll. Emil Nolde starb 1956. Seine Bilder sollen noch viele Generationen erfreuen - und da ist das nordfriesische Klima nicht unbedingt hilfreich, erklärt Ring. "Raue Seeluft haben wir hier drin nicht, sondern die ganz klassischen um die 20 Grad Raumtemperatur und zwischen 48 und 52 Prozent Luftfeuchtigkeit." Neben dem richtigen Klima war beim Umbau auch das Thema Diebstahl- und Brandsicherung wichtig. "Die Rahmen, die wir hier in Seebüll gehabt haben, waren aus den 60er-Jahren. Die neuen Rahmen sind jetzt auf dem besten technischen Niveau, mit dem besten Glas, das im Moment auf dem Markt ist. Es ist besonders reflexionsfrei und gibt die Farben unverfälscht wieder - was ja insbesondere bei Nolde wichtig ist." 

Weitere Informationen
Der deutsche Maler und Graphiker Emil Nolde (Porträtfoto, um 1917) © picture-alliance / akg-images

Emil Nolde und das Meer in allen Farben

Norddeutsche Landschaften sind ein Schlüsselmotiv im Werk des Malers. Fragen wirft sein Verhältnis zum Nationalsozialismus auf. mehr

Briefwechsel mit Aussagen zu Nationalsozialismus und Kolonialismus 

Es gibt einen interessanten Briefwechsel zwischen Nolde und seinem Hamburger Förderer Gustav Schiefler, der im Museumsshop zu kaufen ist. Interessierte dürfen darin kostenlos blättern - Emil Nolde, ganz privat. Astrid Becker, stellvertretende Direktorin der Stiftung, hat die 700 Briefe gelesen. Inklusive pikanter Details? "Also den wirklichen Skandal werden Sie leider nicht finden", so Becker. "Aber Sie finden zeitgenössische Aussagen zu Themen wie Nationalsozialismus und Kolonialismus. Da sehen Sie natürlich, wie differenziert das ist. Auch zu künstlerischen Haltungen gibt es Ausdruck, von denen wir auch nicht so viel wissen. Es ist eine wunderbare Quelle, um den beiden nahe zu kommen, auch einer Zeit nahe zu kommen."

Saniertes Nolde Museum in Seebüll: Der Maler ist "Zurück Zuhause"

Das Nolde-Haus öffnet am Mittwoch wieder für das Publikum - und zeigt Bilder, die noch nie in Seebüll zu sehen waren.

Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Nolde Museum
Seebüll 31
25927 Neukirchen
In meinen Kalender eintragen

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | Moin! Schleswig-Holstein – Von Binnenland und Waterkant | 27.02.2023 | 19:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Malerei

Ein leerer Bilderahmen hinter Polizei-Absperrband. © NDR Foto: Foto: [M] Aleksandr Golubev | istockphoto, David Wall | Planpicture

Kunstverbrechen - True Crime meets Kultur

Lenore Lötsch und Torben Steenbuck rollen spektakuläre Kunstdiebstähle auf. Sie nehmen uns mit an Tatorte, treffen Zeugen und Experten. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Geigerin Janine Jansen beim Konzert mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester in der Elbphilharmonie. © Screenshot

Jetzt im Livestream: Sakari Oramo & Janine Jansen

Janine Jansen spielt eine Deutsche Erstaufführung von Britta Byström. Sakari Oramo bringt Elgars Zweite Sinfonie zum NDR EO. Video-Livestream

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?