Notfallverbund für Kulturgüter in SH gegründet
Kulturgut besser zu schützen und im Notfall schneller zu sichern - das ist das Ziel des ersten Notfallverbundes in Schleswig-Holstein, den Archive und Museen aus dem Kreis Schleswig-Flensburg und der Stadt Flensburg nun gegründet haben.
Historische Gemälde, altes Kunsthandwerk, Tausende Objekte der Volkskunde - geschützt vor Feuchtigkeit und Temperaturschwankungen lagern sie im klimastabilsten Magazin-Gebäude, das den schleswig-holsteinischen Landesmuseen aktuell zur Verfügung steht. Im Notfall aber müsste alles hier raus. Eine schnelle und gegenseitige Hilfe von Archiven, Bibliotheken und Museen ist dabei von unschätzbarem Vorteil.
Das weiß auch Carsten Fleischhauer von den Landesmuseen Schleswig-Holstein: "Das ist ganz wichtig, sich gegenseitig unterstützen zu können, weil man nicht alle Werkstattkapazitäten, alle Lagervorrichtungen an jedem Standort gleichermaßen vorhalten kann. Diese Funktion wird der Notfallverbund für den Kreis Schleswig-Flensburg haben, damit sich die Museen gegenseitig unterstützen können, sollte etwas passieren."
Hochwasser und Brände richten große Schäden an
Notfälle passieren leider immer wieder. Das Hochwasser im Herbst 2023 richtete starke Zerstörungen am und im Schifffahrtsmuseum Flensburg an. Der Brand im Landschaftsmuseum Angeln/Unewatt (Langballig) im Sommer 2024 und der Totalverlust des historischen Marxenhauses haben gezeigt, welches Ausmaß Schadensereignisse haben können. Kulturgut ist dann oft für immer verloren.
Erster Notfallverbund in SH
Solche Schätze besser zu schützen und im Notfall schneller zu sichern - das ist das Ziel des ersten Notfallverbundes für Kulturgutschutz in Schleswig-Holstein. In den meisten anderen Bundesländern gibt es solche Verbünde bereits seit vielen Jahren. Sechs Institutionen aus dem Norden des Landes unterstützen sich ab sofort finanziell und arbeiten enger zusammen. Ihre erste Notfallübung steht im Herbst an.
"Wie berge ich nasses Material, was ist da zu beachten? Das ist beispielsweise viel schwerer und empfindlicher. Was brauche ich für den Transport, wo kommt es anschließend hin, und was geschieht dann mit dem beschädigten Material? Muss es eingefroren werden, kann es luftgetrocknet werden? Das sind die Aufgaben und Fragestellungen, die bei einer Übung behandelt werden", erläutert Diplom-Restauratorin Lara Pape.
Notfallboxen für Bestände des Landesarchivs
Auch im Verbund dabei: das Landesarchiv. In deren Plankammer lagern beispielsweise Zeugnisse der vergangenen 400 Jahre. Rainer Hering, Direktor des Landesarchivs, erklärt: "Wir haben selbst Notfallboxen angeschafft. Man braucht entsprechende Ausstattung, um in einer solchen Situation helfen zu können. Aber häufig brauchen wir auch einfach Personen, die unterstützen oder andere Archive, die einlagern, wenn es mal zu einem Schadensfall kommt."
Die heutige Gründung ist nur der Anfang. Acht weitere Notfallverbünde unter anderem in Kiel und Lübeck sollen zeitnah folgen.