Mission am Schloss Reinbek: Kindern Kultur nahe bringen
Das Schloss Reinbek ist ein bekannter Kulturort für Konzerte und Ausstellungen. Doch auch der Nachwuchs steht hier im Fokus. Im Gespräch mit NDR Kultur erzählt Leiterin Elke Güldenstein von ihrer Mission, auch Kinder für Kultur zu begeistern
Wahrzeichen von Reinbek ist das Schloss mit seinem schönen Park, der direkt an der zum Mühlenteich aufgestauten Bille liegt. Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf ließ ´das Schloss im niederländischen Renaissance-Stil erbauen. Hier werden Hochzeiten gefeiert, Konzerte vom Schleswig-Holstein-Musik Festival finden hier statt und große Ausstellungen. Leiterin Elke Güldenstein ergänzt: "Es ist schön, wenn Familien gezielt mit ihren Kindern kommen" und erzählt, wie die Einrichtung sehr gezielt auf Schulen und Kindergärten zugeht.
Warum ist es für das Schloss Reinbek eine besondere Herzensangelegenheit, Angebote für Kinder und Jugendliche zu konzipieren?
Elke Güldenstein: Es ist eine schöne und wichtige Aufgabe, Kinder an die Kultur heranzuführen. Mit unserem Figurentheater können wir zum Beispiel Kindern das Theater näherbringen. Diese Figuren haben eine ganz bestimmte Möglichkeit der Identifikation. In diesem Sommer hatten wir zum Beispiel die Kuscheltierimpro, da konnte man das ganz wunderbar erkennen. Die Emotionen, die mit Kuscheltieren verbunden sind, sind das beste Beispiel, wie aus toter Materie plötzlich eine lebendige Figur wird.
Ich denke, dass es über das Figurentheater besonders gut gelingt, Kindern Inhalte zu vermitteln. Es ist aber auch wichtig, den Kindern nahezubringen, was es bedeutet, in einem Theater zu sein: in der Dunkelheit zu sitzen, einer Geschichte zu lauschen oder einer Musik zuzuhören und dabei vielleicht auch mal eine halbe Stunde nicht zu trinken oder zu essen. Es ist schön, wenn Familien gezielt mit ihren Kindern kommen. Aber wir versuchen natürlich auch, die zu erreichen, deren Familien das vielleicht eher nicht machen würden. Deswegen gehen wir auch sehr gezielt auf Schulen und Kindergärten zu. Seit der Corona-Pandemie bringen wir einige Angebote auch aus dem Schloss in Kitas, Kirchen oder Schulen.
Wo sehen Sie denn die besondere Herausforderung, wenn Sie Programme für Kinder gestalten?
Güldenstein: Wir müssen natürlich besonders darauf achten, wie wir die Kinder erreichen. Für unser Programm "Museum im Schrank" haben wir uns beispielsweise mit Museumspädagogen zusammengesetzt. Das Anliegen dabei ist, den Kinder das Schloss nahezubringen: "Was ist das eigentlich und was ist das Besondere an diesem Schloss?" Wie kann man sich vorstellen, was hier damals losgewesen ist - und das natürlich sehr kindgerecht aufbereitet.
Die Kinder gehen dann bei uns auf eine Zeitreise - sehr haptisch. Sie haben ein rotes Seil mit Objekten, an denen sie sich sozusagen entlanghangeln und immer weiter in der Zeit zurückreisen. Dann finden sie zu einer Jahreszahl beispielsweise einen Koffer, eine Fahne oder eine Kanonenkugel, bis sie dann im 16. Jahrhundert landen. Am Ende finden sie einen Brief von einer Zofe, in dem sie von einem großen Fest des Herzogs im Schloss schreibt. Ihre kleinen Andenken, zum Beispiel eine Falkenhaube, können die Kinder genauer untersuchen. Anschließend dürfen sie sich wie zur Zeit der Renaissance verkleiden und höfische Spiele spielen.
Inwiefern haben Soziale Medien und eine veränderte Nutzung von Medien eventuell Einflüsse auf solche Angebote?
Güldenstein: Da haben sich die Bedürfnisse sicherlich verändert und daher bemühen wir uns, Digitales mit einzubinden. Auf unserer Website gibt es Rätsel und Spiele rund ums Schloss, wir haben 360-Grad-Ansichten, eine digitale Ausstellung, unsere Brunnenfunde und auch unseren Audioguide im Netz.
Auf der anderen Seite ist dieses analoge Erleben von Veranstaltungen, also wirklich irgendwo hinzugehen und dort etwas zu erleben etwas komplett anderes, als sich zum Beispiel im Internet ein Musikvideo anzuschauen. Wir haben einen kleinen Konzertsaal mit 200 Plätzen, da ist man also nah dran am Geschehen - hautnah dran an den Menschen auf der Bühne. Das hat für mich eine andere andere Qualität als Erlebnis. Ausgehen und mit anderen etwas erleben - das hat auch eine soziale Funktion. Das finde ich sehr wichtig.
Ist es für eine eher kleine Kultureinrichtung wie das Schloss Reinbek schwierig, auch immer Up-to-date zu bleiben und die neusten Entwicklungen aus dem Bereich der Museumspädagogik zum Beispiel in die Angebote miteinfließen zu lassen?
Güldenstein: Jein! Wir sind vielleicht flexibler als große Häuser. Auf der anderen Seite haben wir nicht so viel Personal. Größere Einrichtungen haben eigene Theaterpädagoginnen, da kann ich davon natürlich nur träumen. Hier bei uns müssen wenige Leute viele Aufgaben übernehmen. Wir achten immer darauf, was wichtig ist für unser Haus, unser Programm und unser Konzept - wir müssen daher nicht auf jeden Trend aufspringen.
Welche Angebote haben Sie darüber hinaus?
Güldenstein: Wir haben ganz unterschiedliche Veranstaltungen im Angebot: Kinder- und Figurentheater zum Beispiel sowie Kinder- und Familienkonzerte. Außerdem haben wir Angebote, die sich auf das Schloss als historisches Gebäude abzielen, so wie unseren Kinderaudioguide, eine Schlossrallye, bei der 22 Fragen gelöst werden müssen, oder das Programm "Museum im Schrank" mit Kostümen und spannenden Objekten aus verschiedenen Jahrhunderten für private Gruppen und Schulklassen.
Wie groß ist das Angebot für Kinder und Jugendliche in Ihrer Region?
Güldenstein: Mein Eindruck ist, dass Schulen viele Angebote aus unterschiedlichsten Richtungen erhalten. Als Kultureinrichtung sind wir in Reinbek die einzigen mit solchen Angeboten. Aber wir befinden uns an der Stadtgrenze zu Hamburg. Dort gibt es natürlich viele Angebot für Kinder und Jugendliche. Wir sprechen regelmäßig die Kitas und die Schulen an, auch in den umliegenden Gemeinden.
Wie gut werden diese Angebote nachgefragt?
Güldenstein: Mit dem Figurentheater erreichen wir zum Beispiel regelmäßig um die 500 Kinder aus der Region. Wir nehmen aber wahr, dass wir seit der Corona-Pandemie so eine Art Neustart hatten. Es war leider zum Teil der Kontakt zu den Schulen abgebrochen, durch die Pandemie hat es wirklich einen Bruch gegeben. Grundsätzlich ist an Schulen meiner Wahrnehmung nach eine gewisse Erschöpfung und Überforderungen vorhanden, sicherlich auch durch den Lehrermangel.
Aber es lohnt sich aufeinander zuzugehen. Ich hatte zwei neue Schulleitungen zu Besuch, die sehr aufgeschlossen für gemeinsame Projekte waren. Es ist wichtig, im Gespräch und Austausch zu bleiben, um zu wissen, wie Schule tickt - denn das hat sich in den vergangenen Jahren stark geändert. Als wir zum Beispiel im Sommer gemerkt haben, dass das Figurentheater von den Schulen nicht so stark gebucht wird - haben wir eben kurzfristig umdisponiert und Stücke in die Schulen gebracht.
Wir haben so nebenbei erfahren, dass es an einer Schule in den Herbstferien ein Theaterprojekt gibt, an das wir vielleicht eine sinnvolle Kooperation als Ergänzung andocken können - also Angebot und Nachfrage aufeinander abstimmen. Es reicht eben nicht, im Schloss zu sitzen und zu denken, dass die doch wissen, dass es uns gibt und sich zu fragen, warum sie nicht kommen.
Das Schloss Reinbek ist Kulturpartner von NDR Kultur.