Festakt in Kiel: Ministerin Prien gibt antike Vasen zurück
Mit einem Festakt in der Kieler Kunsthalle sind am Donnerstagabend antike Vasen an den italienischen Staat zurückgegeben worden. Kultusministerin Karin Prien und Uni-Präsidentin Simone Fulda verschlossen symbolisch eine Transportkiste.
Das Abkommen steht schon eine ganze Weile - am Donnerstagabend sind nun vier Vasen aus der Antikensammlung der Uni Kiel offiziell an den italienischen Staat zurückgegeben worden. Die Kieler Antikensammlung hatte die Vasen in den 1980er- und 1990er-Jahren erworben. Das war zwar damals legal, aber nicht unumstritten. Denn sie stammen aus illegalen Raubgrabungen in Süditalien.
Kultusministerin Prien übergibt symbolisch die Vasen
"Jetzt werden wir die Transportbox schließen. That's it - das war's", mit diesen Worten besiegelte Schleswig-Holsteins Kultusministerin Karin Prien die Übergabe. Die vier kostbaren Vasen sind bereits in großen Holzboxen transportsicher verpackt. Entgegengenommen wurden sie von Oberstleutnant Paolo Salvatori von der italienischen "Tutela Patrimonio Culturale" - eine Polizeieinheit, die sich um die italienischen Kulturschätze kümmert. Er bedankte sich aufrichtig für die erfolgreiche Kooperation.
Haug: Moralisch-problematischer Erwerb
Denn die Uni Kiel hätte die Vasen nicht zurückgeben müssen, wollte dies aber, erläutert die Leiterin der Antikensammlung Annette Haug: "Die Vasen stammen nachweislich aus Raubgrabungen - und sie sind auf dem Schweizer Kunstmarkt erworben worden. Das sind für uns zwei gute Gründe, die uns zeigen, dass es sich um einen moralisch-problematischen Erwerb handelt. Wir sind ein Universitäts-Museum, wir können Raubgrabungen nicht befördern. Deswegen haben wir uns zur Rückgabe entschieden."
3D-Druck in Originalgröße erinnert an das Problem Raubkunst
Die Ausstellungsstücke werden zu vier ganz unterschiedlichen Vasen-Formen gezählt: Glockenkrater, Gnathia-Krater, apulisch-rotfigurige Kanne und Loutrophore: Von der bleibt immerhin ein schwarzer 3D-Druck in Originalgröße zurück, um auf das Problem Raubkunst aufmerksam zu machen. Der Abschied ist trotzdem ein wehmütiger Moment für Uni-Professorin Annette Haug.
"Das ist heute Abend ein weinendes, aber auch ein lachendes Auge. Und zwar weinend, weil wir die Stücke lieb gewonnen haben über die letzten vier Jahrzehnte. Es sind auch herausragende Stücke: Die Loutrophore ist ein absolutes Prunkstück, zu der wir auch publiziert haben. Es ist aber auch ein lachendes Auge, weil wir heute Abend eine Kulturvereinbarung besiegeln, die besagt, dass wir in regelmäßigen Abständen, wenn die Kunsthalle wieder öffnen wird, die dann im Tausch hier zeigen können", erklärte Haug.
Ministerin Prien erhofft sich Signalwirkung
Eine Win-Win-Situation für beide Seiten sozusagen. Ein Festakt ist keine Selbstverständlichkeit bei solchen Anlässen. Neben Grußworten gab es auch einen Einblick in den aktuellen Stand der Provenienzforschung - also der Forschung, die sich in der Kunstgeschichte mit der Geschichte der Herkunft von Kunstwerken und Kulturgütern befasst. Kultusministerin Karin Prien erhofft sich von der Veranstaltung auch eine Signalwirkung:
"Wir erhoffen uns einen Paradigmenwechsel im Umgang der Museen mit diesen antiken Funden, die auf vielfältige Weise nach Deutschland und in deutsche Museen gekommen sind. Wir wissen, dass Raubkunst ein Fakt ist in unserem Museum. Wir wollen zukünftig anders damit umgehen und nehmen zukünftig das Thema Provenienzforschung, aber auch die Rückgabe sehr ernst", so Prien.
Italienischer Botschafter betont emotionalen Wert der Vasen für sein Land
Unter den Gästen war auch der aus Berlin angereiste italienische Botschafter Armando Varricchio. Er betonte den emotionalen Wert der Vasen für sein Land: "Kunstwerke lösen immer große Gefühle aus - heute noch mehr als sonst. Denn wir wissen, dass dank dieser großartigen Kollaboration mit dem Land Schleswig-Holstein und diesem wunderschönen Museum die Kunstwerke endlich nach Hause kehren können."
Die vier Vasen, so der Botschafter, sollen nun schnellstmöglich in ihre Heimat ins süditalienische Apulien zurückkehren und dort in einer der zahlreichen Kultureinrichtungen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Man hoffe, dort bald auch eine Delegation aus Schleswig-Holstein begrüßen zu dürfen.