Jugendliche erstellen Escape-Room für Ernst Barlach Museum
Aus verschiedenen Museen der Welt sind in den vergangenen Monaten Werke von Ernst Barlach gestohlen worden. So die fiktive Geschichte, die sich diese Jugendlichen ausgedacht haben. Gerade entwickeln sie im Ratzeburger Ernst Barlach Museum einen Escape-Room. "Ein Escape-Room ist ein größerer Raum, wo man verschiedenste Rätsel hat, die man lösen muss, um aus diesem Raum wieder rauszukommen", erklärt der 16-jährige Lucas.
Die Jugendlichen entscheiden über den Aufbau
Andrea Huber ist Expertin für bildungspolitische Escape-Rooms. Sie gibt Hinweise und rät den Jugendlichen, erst einmal mit einem einfachen Rätsel einzusteigen, um den Besucherinnen und Besuchern zu Beginn ein schnelles Erfolgserlebnis zu gönnen. Aber sie betont im Gespräch mit den Schülern: "Ihr seid die Entwickler, ihr entscheidet".
Im geplanten Escape-Room müssen unterschiedliche Aufgaben gelöst werden, um ein Level weiterzukommen. Suchen nach Hinweisen zu den verschwundenen Barlach-Werken, geheimnisvolle Botschaften entschlüsseln, alles in Teamarbeit. "Das Ganze mit der Story zusammenzubinden und am Ende auch noch die Message von Barlach weiterzugeben, das ist sehr kompliziert", sagt der 18-jährige Ruslan. "Da haben wir uns echt was vorgenommen."
Bei jungen Menschen das Interesse für Barlach wecken
Für das Ernst Barlach Museum ist der Escape-Room eine Chance, um junge Menschen zu erreichen. "Barlach hat natürlich eine Anhängerschaft, die sehr alt ist", schildert Heike Stockhaus, die Kuratorin des Museums. "Wie bringt man jetzt junge Leute dazu? Wie erreicht man die? Das ist für alle Museen gleichbleibend eine große Herausforderung."
Die Kuratorin des Barlach-Museums Heike Stockhaus wusste lange nicht, was ein Escape-Room ist. Als sie hörte, dass Teenager dort Geburtstage feiern, kam ihr ein Gedanke: Ein Escape-Room, in dem die Spielerinnen und Spieler viel über Ernst Barlach und seine Zeit erfahren.
Projekt soll breite Bildungsschichten ansprechen
Mit dieser Idee bewarb sich Heike Stockhaus bei "Museum macht stark", einem Programm des Deutschen Museumsbundes. "Ich finde sehr gut, dass die Zielgruppe sich an Kinder und Jugendliche aus bildungsfernen und kulturfernen Elternhäusern richtet", schildert Stockhaus. "Wir sind quasi gezwungen, nicht nur mit Gymnasien zu kooperieren, sondern auch mit Gesamtschulen und Stadtteilschulen."
Heike Stockhaus sieht wie die Jugendlichen in ihren GoYoung-Projekten aufblühen. Fast alle kommen wieder und nehmen ganz viel mit. "Es war mir nicht klar, dass schon vor hundert Jahren Leuten aufgefallen ist, dass wir so nicht weitermachen können: mit Umwelt, Armut, Rassismus", sagt die 15-jährige Oda.
Ernst Barlach: Kämpfer für eine gerechtere Welt
Erst Barlach kämpfte mit großem Engagement für eine bessere Welt - als Künstler und Schriftsteller. Seine Themen: Die Zerstörung der natürlichen Ressourcen und die Respektlosigkeit gegenüber der Natur. Im Museum in Ratzeburg wird das auf heutige Ereignisse übertragen. Für ihren Escape-Room haben die Jugendliche auch die tatverdächtigen Personen erfunden. "Wir dürfen das Ende natürlich noch nicht verraten, aber es kommt sehr unerwartet - und es macht alles auf einmal Sinn", sagt Ruslan.
Eröffnung im Herbst 2024
Die Escape-Room-Expertin Andrea Huber zeigt, wie die Jugendlichen später in Rollen schlüpfen können. Zum Beispiel als Großnichte der Schauspielerin Tilla Durieux, die viele Barlach-Werke besessen hat. "Es gibt viele Kunstwerke von Tilla Durieux, wo bis heute nicht klar ist, wo die geblieben sind", erklärt Heike Stockhaus. "Es gibt viele Barlach-Skulpturen, die dann in der Nazizeit unrechtmäßig enteignet worden sind."
Noch haben die Jugendlichen ein paar Monate Zeit, um den Escape-Room fertigzustellen. Eröffnung ist im Herbst 2024. Dann werden die Jugendlichen ihn auch steuern und den Spielerinnen und Spielern zur Seite stehen.