Gut Garkau bei Scharbeutz: Unter Architektur-Fans weltberühmt
Gut Garkau in Klingberg bei Scharbeutz gilt als das Hauptwerk des Architekten Hugo Häring. Unterwegs mit einem Maurermeister, der den Bauernhof aus den 20er-Jahren mit viel Herzblut restauriert.
Bernd Leinert steht vor der Außenwand des beeindruckenden Scheunenbaus auf Gut Garkau. Der Maurermeister restauriert Zentimeter für Zentimeter, was seit vielen Jahren eher stiefmütterlich behandelt wurde. Dabei muss er teilweise auch Reparaturen rückgängig machen, die vor 30 oder 40 Jahren an Rissen im Gemäuer gemacht wurden. "Die haben die Fugen fachgemäß verschlossen, bloß hatten die in den 80er-Jahren nicht die richtige Farbe oder haben es schnell repariert. Das war zur damaligen Zeit das Beste, was sie machen konnten, damit kein Wasser reinkommen kann."
Gut Garkau: Bedeutendes Gebäude des "Neuen Bauens"
Aber jetzt geht es nicht nur um schnelle Reparaturen: Die Scheune auf Gut Garkau soll wieder in altem Glanz erstrahlen. Sie gilt unter anderem wegen ihres besonderen Dachs als bedeutendes Bauwerk des von Hugo Häring geprägten "Neuen Bauens": Eine sanft geschwungene Holzkonstruktion thront auf schlicht gehaltenen Wänden.
Der Boden besteht aus günstigem Beton. "Man weiß, dass er diese modernen Baustoffe in den 20er-Jahren gerne genutzt hat, um das Arbeiten auch damals erschwinglich zu machen", so der Maurermeister. "Und ich sag mal so: Man sieht, dieses Gebäude ist 100 Jahre alt, hat seine kleinen Macken - aber nichts, was nicht zu reparieren geht."
Originalgetreue Restaurierung mit Hilfe aus dem Labor
In der Scheune hat Leinert schon eine Wand originalgetreu wiederhergestellt - mit Hilfe von Laboruntersuchungen. "Die sagen, welche Materialien da drin sind. Und dann versucht man, auch nur diese Materialien zu nutzen. So wie jetzt hier: Das ist reiner Kalkmörtel. Dann verwenden wir zum Mauern natürlich jetzt auch nur Kalkmörtel. Man sieht es auch: Die Farbe ist identisch, das passt."
Deutsche Stiftung Denkmalschutz: Förderung mit 85.000 Euro
So viel Liebe zum Detail kostet natürlich. Neben Leinert müssen auch andere Spezialfirmen bezahlt werden - alle mit dem notwendigen Fachwissen. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert das Projekt mit 85.000 Euro. "Das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man so ein denkmalgeschütztes Gebäude sanieren will", erzählt der Handwerker. "Da bleibt so viel Freizeit dran hängen, wo man dann losgeht und überlegt, welche Materialien man noch nutzen kann. Dann sitzt man zuhause, liest Bücher oder sonstiges, aber das kriegt man ja nicht bezahlt. Das ist dann Freizeit, sozusagen einfach so vom Herzen."
Ein Herz für den Bau von Hugo Häring: "Das ist Kultur!"
Leinerts Herz schlägt für alte Gemäuer: "Das ist Kultur! Kultur muss man ja auch den nächsten weitergeben. Sonst könnte man ja alles plattmachen und sagen, wir bauen alles neu. Aber das will ja keiner, man möchte ja das Alte behalten, was man erschaffen hat und auch unseren Vorfahren dafür danken, was sie errichtet haben."
Und so macht er sich wieder daran, das einzigartige Stück Baukultur zu restaurieren, Zentimeter für Zentimeter. Damit Gut Garkau bereit ist für sein zweites Leben. Nach der Restauration könnten hier Ausstellungen, Musikveranstaltungen oder Märkte stattfinden. Dann bekäme Hugo Härings Bauwerk die Wertschätzung, die es verdient.