Klaus Fußmann: Ein stilles, verbissenes Weitermachen
Schroff und melancholisch - so malt Klaus Fußmann Landschaften, Stillleben und abstrakte Werke als Aquarelle und in Öl. Immer wieder beschäftigt er sich in seiner Kunst mit Verfall und Vergänglichkeit. Am Freitag ist er 85 geworden.
Verwelkende Blumen berühren Klaus Fußmann besonders. "Die Blume, die zerfällt, ist die höchste Form der Trauer über das Vergehen des Lebens", sagt der Maler und Grafiker. Dabei habe die Kunst auch etwas Tröstendes, könne aus etwas Hässlichem etwas Schönes machen: "Das ist Zauberei."
Warwas und Lehmpfuhl haben bei Fußmann studiert
1938 wird Klaus Fußmann im nordrhein-westfälischen Velbert geboren, sein Vater stirbt im Krieg. "Das war normal", sagt Klaus Fußmann - die meisten seiner Freunde seien ohne Vater aufgewachsen. Er studiert an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Später hat er eine Professur an der Hochschule der Künste in Berlin inne - mit Mitte 30 war er nicht viel älter als die Studierenden. Noch heute hat er zu einigen von ihnen Kontakt - darunter Christopher Lehmpfuhl, Hermann Reimer, Frank Suplie und Till Warwas. Regelmäßig hatte er sie zum Malen in sein Reetdachhaus im schleswig-holsteinischen Gelting bei Flensburg eingeladen, wo er mit seiner Ehefrau Barbara die wärmeren Monate verbringt. Im Winter lebt das Paar in Berlin.
Kunst erschaffen: Ein ewiges Ringen
Ob seine Ölwerke, Aquarelle, Grafiken oder Linolschnitte - seine Werke gingen Klaus Fußmann nie leicht von der Hand. Immer sei es ein stilles, verbissenes Weitermachen, sagt er: "Wenn jemand sagt: Ich male wahnsinnig gern, dann weiß ich, das stimmt nicht - oder er ist kein Maler." Das Aufschieben, sich vor der Arbeit drücken: Auch das kennt er. "Wenn Freunde da sind, dann kann es sein, dass ich mich unterhalte und immer nur an die Bilder denke, die ich machen will."
Malerei gibt dem Leben Sinn
Er sei eigentlich kein fröhlicher Mensch, sagt Fußmann über sich - die Kunst helfe ihm aber über vieles hinweg. "Wenn ich ein gut gemaltes Bild sehe, habe ich fünf oder zehn Minuten Kino im Kopf." Sobald er selbst ein Kunstwerk geschaffen hat, würde auch das ihn zumindest kurz über die Sinnlosigkeit der Welt hinwegretten, sagt Klaus Fußmann. Vielfach wurde er ausgezeichnet: So wurde ihm 2018 der Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein 2018 für sein Gesamtwerk verliehen.
Immer weitermachen - auch mit 85 Jahren
Auch mit 85 Jahren denkt Fußmann nicht daran, den Ruhestand anzupeilen. "Es ist komisch, dass wir denken, wir arbeiten irgendwohin, wo der große Friede losgeht", sinniert Fußmann. "Dann haben wir Zeit für besondere Dinge, man geht fischen, diskutiert und so weiter - aber es ist ja nicht so." Ob es beim Älterwerden hilft, sich seit Jahrzehnten mit der Vergänglichkeit zu beschäftigen? Eher nicht, sagt Klaus Fußmann, ihm ging es immer um die Vergänglichkeit der Dinge, nicht die der Menschen. Die Reihen lichteten sich, sagt Klaus Fußmann, einige seiner Freunde seien bereits gestorben. "Ich habe gehört, wenn man alt ist, weint man gar nicht mehr, wenn andere sterben - und ich muss sagen, es stimmt. Man muss es so wegstecken."
Neue Ausstellung mit Grafiken in Cismar
Im Juli zeigt das Ostholstein-Museum Cismar eine Auswahl von Fußmanns Grafiken aus den letzten zehn Jahren. Dazu plant der Maler neue Bilder in Öl - eher abstrakt, sehr auftragend. Fußmann versucht, eine neue Ästhetik auszuarbeiten, mit der Farbe als Material im Vordergrund. "Ich habe da schon Ideen", sagt er. Den 85. Geburtstag verbringt er mit seiner Frau und einigen Gästen - eine Freundin hätte am selben Tag Geburtstag wie er. "Das wird ein lustiger und auch sehr sprachintensiver Abend." Großes Brimborium brauche er zu seinem 85. nicht: "So wild ist das nicht mehr, Geburtstag zu haben."