Ausstellung in Syke nimmt Mütter in der Kunst in den Fokus
Mutterschaft ist als Motiv in der Kunstgeschichte eher selten. Wie sehen KünstlerInnen das Thema heute? Das Syker Vorwerk präsentiert in "Motherhood" ungewöhnliche Perspektiven auf ein Thema, das so alt ist wie die Menschheit selbst.
Zwei Jahre nach dem Studium wird Hannah Cooke schwanger. Sie glaubt, sich entscheiden zu müssen: Mutter oder Künstlerin-Sein. "Dann habe ich angefangen zu schauen, welche Künstlerinnen haben denn eigentlich Kinder und gehen damit auch in die Öffentlichkeit oder haben irgendwie so einen ganz normalen Alltag als Künstlerin", sagt sie. "Und dann bin ich auf zwei Interviews gestoßen, die mich komplett niedergeschlagen haben. Also mit Tracey Emin ein Interview und mit Marina Abramovic, wo sie sagen: Es ist nicht möglich, nicht vereinbar, Mutter und gleichzeitig geniale Künstlerin zu sein."
Als Reaktion auf die beiden Interviews entstehen zwei Video-Arbeiten. Die erste: Ada vs Abramovic, in dem sie die weltbekannte Performance der Künstlerin, "The Artist is present", mit Baby Ada nachstellt. Die zweite: Ada vs Emin. Hannah Cooke beschreibt sie: "Ich sitze da mit meinem Baby in diesem Messie-Haufen, wo eine Tracey Emin in den Neunzigern halt Verhütungsmittel, blutige Taschentücher, Alkohol und so alles um sich herumliegen hatte, was total im Kontrast steht zu meiner Zeit, wenn ich stille. Deswegen habe ich diese Arbeit ausgewählt. Auch weil sie kunstgeschichtlich eine wichtige Rolle spielt. Es ist eine der erfolgreichsten Arbeiten bei einer Auktion zu der Zeit von einer Frau."
Intime Aufnahmen des Familienlebens
"Ich muss sagen", erzählt Cooke weiter, "ich hatte am Anfang so eine Wut auf diese Frauen, dass die so als Feministinnen gelten und dann so was von uns Kolleginnen in den Rücken fallen. Aber mittlerweile habe ich fast ein bisschen eher Mitleid mit denen, weil sie wirklich gedacht haben, das wurde denen ja auch alles erzählt."
Einige Foto-Arbeiten in der Ausstellung stammen von Elinor Carucci, einer israelischen Künstlerin, die in New York lebt. Ihre Bilder sind auch im New Yorker Museum of Modern Art (MOMA) zu sehen. In Syke zeigt sie intime Aufnahmen ihres Familienlebens, erklärt Cooke: "Man kennt viele Situationen selbst aus dem Alltag. Ich finde schön, dass sie das so zulässt - so einen privaten Einblick in ihr Leben. Bei meiner Arbeit ist es so, ich habe das Gefühl, es ist eigentlich losgekoppelt von mir und ich bin nur so eine Prototyp-Mutter mit meinem Kind dort, also eine Stellvertreterin für ein Interesse."
Überraschend, teils skurril und sogar irritierend
Die Arbeiten der südafrikanischen Künstlerin LeBohang Kganye reflektieren Mutterschaft aus der Perspektive der Tochter. Immer wieder anders - überraschend, teils skurril oder sogar irritierend. Die Ausstellung "Motherhood" zeigt unkonventionelle Aspekte des Themas. Sie weitet den mütterlichen und nicht-mütterlichen Blick. Sehr sehenswert.
Ausstellung in Syke nimmt Mütter in der Kunst in den Fokus
Mutterschaft ist als Motiv in der Kunstgeschichte eher selten. Wie sehen KünstlerInnen das Thema Mutterschaft heute?
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Syker Vorwerk
Waldstraße 76
28857 Syke