Ausstellung in Glückstadt zeigt Werke von Hermann Degkwitz
Wer in den 70er- und 80er-Jahren den "Spiegel" gelesen hat, kennt seine Bilder. Die Titelbilder stammten oft von Hermann Degkwitz. Das Detlefsen Museum in Glückstadt zeigt seine Zeichnungen und Kupferstiche.
Bissige, politische Kommentare, die erstaunlich aktuell sind. Mitte der 1960er Jahre begann Degkwitz beim "Spiegel" - und prägte über Jahrzehnte die Titelseiten des Magazins. Die Spiegelausgaben haben sich dadurch deutlich von einfachen Foto-Titeln abgesetzt. Degkwitz hat in Hohenfeld im Kreis Steinburg gelebt. Der Grafiker, Illustrator und Karikaturist starb 2007.
Degkwitz' erstes "Spiegel"-Titelbild: Mao
Das erste Titelbild, das Hermann Degkwitz für den Spiegel zeichnete, war Maos Kopf, drumherum ein chinesischer Drache, der seinen eigenen Schwanz frisst. Dieses Bild ist ein Spiegel-Titel von 1965. "Maos letztes Gefecht". 28 Jahre kommentierte er fortan Gesellschaft und Weltgeschehen für das Nachrichtenmagazin mit seinen Illustrationen.
Der Glückstädter Kurator und Museumsleiter Christian Boldt hat sich für die Ausstellung intensiv mit dem Künstler und dem Menschen beschäftigt. "Degkwitz war ein sehr gebildeter, interessierter Mensch. Er war ein empathischer Mensch, und er war immer kritisch, sich selber gegenüber und anderen. Er hat sich sein ganzes Leben lang für Politik interessiert und auch kritisch hinterfragt. Und oft den Finger in die Wunde gelegt", so Kurator Boldt.
Verhaftung wegen Kritik an den Nationalsozialisten
Schon als junger Mann stand Hermann Degkwitz Macht und Systemen kritisch gegenüber, erzählt Christian Boldt: "Seine gesamte Familie ist früh auf Distanz zu den Nationalsozialisten gegangen. Sie lehnten das ab, wofür die Nationalsozialisten standen - auch das Menschenfeindliche. Das hat Degkwitz schon früh in Haft gebracht." Wegen sogenannter wehrkraftzersetzender Äußerungen, also wegen Kritik am Krieg, wurde Degkwitz 1941 verhaftet.
Degkwitz Zeichnungen der 70er-Jahre sind wieder aktuell
Hermann Degkwitz blieb sein Leben lang kritisch. Er thematisierte Umweltzerstörung, Kindersterblichkeit in der sogenannten Dritten Welt und die Auswüchse des Kapitalismus. Wer durch die Ausstellung im Glückstädter Detlefsen-Museum geht, sieht gezeichnete bissige Kommentare zu den Themen der 60er-, 70er- und 80er-Jahre. "Zeitgleich ist das aber hochaktuell. Wir sehen England als kranker Mann Europas, was heute ja durchaus wieder aktuell ist. Wir sehen aber eben auch Chinas Aufstieg zur Weltmacht. Was er in den Siebzigern schon dokumentiert hatte eben dargestellt mit dem Drachen, der ganz viele Fabriken frisst", hebt Boldt die Aktualität Degkwitz' hervor.
Kupferstiche wie Wimmelbilder
Ist der erste Raum im Detlefsen Museum den "Spiegel"-Titeln gewidmet, zeigt der zweite Raum seine Kupferstiche, eine Vitrine mit Werkzeug und Platten. Kleine Karikaturen sind zu erkennen, in den geritzten Linien klebt doch die schwarze Farbe. "Degwitz war sehr akribisch. Gerade seine Kupferstiche sind so feine Arbeiten. Man kann sich eine Stunde vor einen Kupferstich stellen, und man wird immer noch neue Sachen entdecken, voller Symbolik, versteckter Anspielungen. Kunsthistorische oder politische Anspielungen, wie Wimmelbilder", behauptet Boldt.
Ausstellung in Glückstadt zeigt Werke von Hermann Degkwitz
Hermann Degkwitz war Grafiker, Illustrator und Karikaturist. Bekannt ist er vor allem für seine Titelbilder des "Spiegel".
- Art:
- Ausstellung
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- Ende:
- Ort:
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Detlefsen Museum Glückstadt im Brockdorff-Palais
Am Fleth 43
25348 Glückstadt - Telefon:
- (04124) 93 05 20
- E-Mail:
- museum@glueckstadt.de
- Preis:
- 4,00 €, ermäßigt 2,50 €
- Öffnungszeiten:
- Januar und Februar: Donnerstag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr
März bis Dezember: Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr