Angespülte Schätze an Helgolands Stränden

Stand: 03.04.2024 15:50 Uhr

Bei ihren Schatzsuchen findet Maren Lohmeyer viele Gegenstände, die teilweise eine lange Geschichte haben. Für diese Schätze hat sie ein eigenes Museum gegründet.

von Paul Wessel

Eine Frau steht hinter einem Tresen in einer Werkstatt © NDR
Die Strände der Insel Helgoland sind für Maren Lohmeyer eine wahre Schatzkiste.

Rote, orange, graue und braune Steine - Helgoländer Südstrand eben. Doch mit einem geschulten Auge und viel Geduld kann Maren Lohmeyer hier richtige Schätze finden. Seit Jahrzehnten sucht sie hier: "Kristallglas, Scherben mit schönen Mustern oder Puppenteile. Man findet von größeren Porzellanpuppen mal nur ein Ohr oder eine Nase."

Fundstücke mit einer langen Geschichte

Eine Frau steht hinter einem Tresen in einer Werkstatt © NDR
Maren Lohmeyer stellt ihre gefundenen Schätze für andere aus.

Es ist immer eine eigene Schatzsuche - deshalb ist sie fast jeden Tag am Nord- oder Südstrand der Insel. Manchmal stundenlang. Denn für Maren Lohmeyer sind es nicht nur Dinge, sondern Geschichten: "Meine Eltern und meine Großeltern kamen von der Insel. Jedes Teil kann aus der eigenen Familie stammen. Unsere Häuser wurden ja auch zerstört und ich möchte es einfach erhalten."

Inzwischen füllen die Funde ihr eigenes Museum im Oberland. Hier stellt sie ihre besten Stücke aus: Porzellanpuppen in sämtliche Formen und Farben, oder nur Teile davon, Toilettenabzieher, leuchtendes Uranglas oder selten auch Spielzeug und Abzeichen aus der NS-Zeit. "Wir hatten eine Marine-Kaserne auf dem Oberland", erzählt Lohmeyer, "und wir fanden hinten am Nordoststrand schon mal die Porzellanmarken mit dem Hakenkreuz."

Überreste der Nachkriegsjahre

Aber warum findet man so viele Sachen am Helgoländer Strand? Und das nur auf der Hauptinsel? Nach dem Zweiten Weltkrieg war Helgoland zerbombt und die alten Ruinen mussten weg, um neue Häuser zu bauen. Sie wurden zerkleinert und dann neu verarbeitet. Der 90-jährige Helgoländer Harry Singer ist 1953 dafür wieder auf die Insel gekommen: "Ich habe eine Planierraupe gefahren. Es waren große Haufen, und dann hat man das plan gemacht. Dahinter kam dann eine Walze. Das war unsere Aufgabe."

So wurden die Krater gefüllt und neue Deiche gebaut - alles aus dem Schutt der alten Häuser. "Das musste ja weg", erzählt Harry Singer weiter. Bei starken Stürmen werden sie wieder freigespült, die einzelnen Schichten - wie hier am Nordstrand. Zwischen den alten Ziegeln liegt immer wieder auch Porzellan, Metall oder Rohre, durch die Wellen herausgespült.

Maren Lohmeyer hat andere Schatzsucher angesteckt

Ein Kunstwerk in Fischform © NDR
Kunstwerk in Maren Lohmeyers Museum auf Helgoland.

Maren Lohmeyer geht in ihrem Museum langsam der Platz aus. Die Funde werden auch seltener, berichtet sie: "Es sind auch viele Sucher unterwegs. Wer die Ausstellung hier einmal gesehen hat, der guckt natürlich am Strand mit ganz anderen Augen."

Trotzdem: Bei starken Stürmen wird der Strand regelmäßig umgewühlt und dann tauchen sie auf: neue Schätze und ihre Geschichten, die dann gefunden werden wollen.

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