Wattmalerin Alice Abed el Sayed und die Schönheit des Meeres

Stand: 30.07.2024 14:11 Uhr

Die Schönheit des Meeres - und das, was darunter liegt. Das versucht eine Malerin aus Oldenburg festzuhalten. Und fährt immer wieder hinaus auf die Nordsee.

von Johanna Lepère

Für die Künstlerin Alice Abed el Sayed ist es, wie tief Luft zu holen: Alle paar Wochen fährt sie mit einem niederländischen Freund ins Watt, um Aquarelle zu malen. Ein ehemaliger Krabbenkutter bringt sie raus. "Für mich ist das Wattenmeer inzwischen der schönste Ort der Welt. Die Ruhe, die hier herrscht, die Nähe zur Natur, die Unmittelbarkeit. Das ist das Besondere, das ist das, was mich hier hinzieht. Das Wattenmeer muss sein, da ist alles."

Bei Ebbe sieht Alice Abed el Sayed die Kunst im Watt

. © Screenshot
Alice Abed el Sayed sucht sich ihre Motive bei Ebbe.

Anker werfen im niederländischen Watt vor Lauwersoog, jetzt, bei Flut. In den nächsten Stunden wird sich das Wasser langsam zurückziehen. Das bedeutet viel Wartezeit für die beiden Künstler, die jeder auf seine Art zu füllen weiß. Alice Abed el Sayed liest zum Beispiel gerne.

Vom Watt hat die Malerin gelernt, geduldig zu sein und dem Rhythmus der Gezeiten Raum zu geben. "Mal sehen wie die Linien verlaufen, wo die Sandbänke sind. Ob man links oder rechts im Priel liegt. Das sieht man erst, wenn das Wasser weg ist. Da bin ich mal gespannt, das ist jedes mal aufregend."

Das Bild soll die Weite des Watts zeigen

Wattmaler Geurt Busser und sein Atelierschiff Hendrik, ein umgebauter Krabbenkutter von 1928, im Watt zwischen Lauwersoog und der Insel Schiermonnikoog. © NDR/Ruth Hunfeld
Wattmaler Geurt Busser und sein Atelierschiff Hendrik, ein umgebauter Krabbenkutter von 1928, im Watt zwischen Lauwersoog und der Insel Schiermonnikoog.

Ihr Lehrer ist Geurt Busser, ein namhafter Künstler. Er nutzt die Wartezeit bis zur Ebbe zum schwimmen. Langsam leert sich die große Badewanne. Jetzt fangen die beiden Künstler an: Zunächst suchen sie sich ein Motiv aus. Das Bild soll am Ende die Weite des Watts zeigen. Wind und Sonne trocknen die Farbe schnell. Die Malerin muss zügig arbeiten.

"Ich liebe es, wie sich die Priele schlängeln. Man sieht einfach, dass es fließt. Das ist auch das, was ich habe: Wasserfarbe. Die soll auch fließen. Das gehört hier einfach her. Wenn es mir gelingt, mich mit dem Herzen zu verbinden, dann gelingt auch das Bild."

Alice Abed el Sayeds Bilder feiern Wattmomente

"Für diese Bedingungen heute hätte ich gar nicht gedacht, dass ich es so halbwegs hinkriege. Ich könnte Gefallen daran finden. Das wird mich immer an diesen Moment erinnern", sagt die Künstlerin. Ihre Bilder feiern diese Watt-Momente. "Das Wasser kommt, das Wasser geht. Eine Kraft, die niemand aufhalten kann. Es weckt das Urvertrauen in mir, dass alles gut läuft, wenn man alles fließen lässt." Dass das Leben es gut mit ihr meine, das spüre sie im Wattenmeer.

Das Wasser kommt in ein paar Stunden zurück und schaukelt den alten Krabbenkutter und seine Besatzung in den Schlaf. Morgen früh werden die nächsten Aquarelle gemalt - auch dann wieder inspiriert von der einmaligen Schönheit des Watts.

Weitere Informationen
Besucher des Watt en Schlick Fests in Dangast stehen am Wasser. © Hauke-Christian Dittrich/dpa Foto: Hauke-Christian Dittrich

"Watt en Schlick Fest" läuft am Wattenmeer in Dangast

Insgesamt treten an drei Tagen 75 Künstlerinnen und Künstler auf. Zum Auftakt am Freitag standen Teile des Geländes unter Wasser. mehr

Anna Bolk aus Oldenburg und Thorge Abken aus Dangast jubeln nach ihrem Sieg in der deutschen Meisterschaften im Schlickrutschen im Rahmen des "Watt en Schlick Fest" am Strand von Dangast. © dpa-Bildfunk Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Dangast: Deutsche Meister im Schlickrutschen gekürt

Bei den Frauen gewann Anna Bolk aus Oldenburg, bei den Herren setzte sich Thorge Abken aus Dangast durch. mehr

Wasserturm auf der Insel Langeoog © picture-alliance/Bildagentur Huber/Lubenow

Langeoog: Ostfriesische Insel mit Charme und viel Strand

Die autofreie Insel mit langem Sandstrand und unberührter Natur lässt sich gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad entdecken. mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | DAS! | 19.07.2024 | 18:45 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Kunsthandwerk

Malerei

Eine Frau sitzt auf einem Stuhl und lächelt in die Kamera. Neben ihr stehen die Worte "Die Hauda & die Kunst" © NDR/ Flow

Kunstwissen to go - serviert von Bianca Hauda

Bianca Hauda serviert Kunstwissen in kleinen Happen: Porträts von Künstler*innen, deren Bilder und Werke in deutschen Museen zu sehen sind. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Besucher stehen vor einer kleinen Bühne beim Sonntag-Festival © NDR.de

Festivals im Norden: Die großen boomen - wie geht's den kleinen?

Kleinere Festivals beklagen finanzielle Nöte durch fehlende Förderung. Ein Besuch beim snntg-Festival in der Nähe von Hannover. mehr