Wattmalerin Alice Abed el Sayed und die Schönheit des Meeres
Die Schönheit des Meeres - und das, was darunter liegt. Das versucht eine Malerin aus Oldenburg festzuhalten. Und fährt immer wieder hinaus auf die Nordsee.
Für die Künstlerin Alice Abed el Sayed ist es, wie tief Luft zu holen: Alle paar Wochen fährt sie mit einem niederländischen Freund ins Watt, um Aquarelle zu malen. Ein ehemaliger Krabbenkutter bringt sie raus. "Für mich ist das Wattenmeer inzwischen der schönste Ort der Welt. Die Ruhe, die hier herrscht, die Nähe zur Natur, die Unmittelbarkeit. Das ist das Besondere, das ist das, was mich hier hinzieht. Das Wattenmeer muss sein, da ist alles."
Bei Ebbe sieht Alice Abed el Sayed die Kunst im Watt
Anker werfen im niederländischen Watt vor Lauwersoog, jetzt, bei Flut. In den nächsten Stunden wird sich das Wasser langsam zurückziehen. Das bedeutet viel Wartezeit für die beiden Künstler, die jeder auf seine Art zu füllen weiß. Alice Abed el Sayed liest zum Beispiel gerne.
Vom Watt hat die Malerin gelernt, geduldig zu sein und dem Rhythmus der Gezeiten Raum zu geben. "Mal sehen wie die Linien verlaufen, wo die Sandbänke sind. Ob man links oder rechts im Priel liegt. Das sieht man erst, wenn das Wasser weg ist. Da bin ich mal gespannt, das ist jedes mal aufregend."
Das Bild soll die Weite des Watts zeigen
Ihr Lehrer ist Geurt Busser, ein namhafter Künstler. Er nutzt die Wartezeit bis zur Ebbe zum schwimmen. Langsam leert sich die große Badewanne. Jetzt fangen die beiden Künstler an: Zunächst suchen sie sich ein Motiv aus. Das Bild soll am Ende die Weite des Watts zeigen. Wind und Sonne trocknen die Farbe schnell. Die Malerin muss zügig arbeiten.
"Ich liebe es, wie sich die Priele schlängeln. Man sieht einfach, dass es fließt. Das ist auch das, was ich habe: Wasserfarbe. Die soll auch fließen. Das gehört hier einfach her. Wenn es mir gelingt, mich mit dem Herzen zu verbinden, dann gelingt auch das Bild."
Alice Abed el Sayeds Bilder feiern Wattmomente
"Für diese Bedingungen heute hätte ich gar nicht gedacht, dass ich es so halbwegs hinkriege. Ich könnte Gefallen daran finden. Das wird mich immer an diesen Moment erinnern", sagt die Künstlerin. Ihre Bilder feiern diese Watt-Momente. "Das Wasser kommt, das Wasser geht. Eine Kraft, die niemand aufhalten kann. Es weckt das Urvertrauen in mir, dass alles gut läuft, wenn man alles fließen lässt." Dass das Leben es gut mit ihr meine, das spüre sie im Wattenmeer.
Das Wasser kommt in ein paar Stunden zurück und schaukelt den alten Krabbenkutter und seine Besatzung in den Schlaf. Morgen früh werden die nächsten Aquarelle gemalt - auch dann wieder inspiriert von der einmaligen Schönheit des Watts.