Wanderausstellung zum Einheitsdenkmal gastiert in Hannover
Wie erinnern wir uns an die Friedliche Revolution 1989 in der DDR? Das wird ab dem kommenden Jahr das neue Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig verhandeln. Eine Wanderausstellung informiert nun in Hannover über seinen Entstehungsprozess.
Die Erinnerung an die Zeit der Wende in der DDR wird bereits mit dem Ausstellungsraum geweckt. Auf dem Platz vor dem Neuen Rathaus in Hannover steht eine silberne Raumerweiterungshalle aus DDR-Produktion. Teleskopartig sind acht Bauteile zu einem länglichen Container ausgezogen. Was früher temporär als Gaststätte, Kino oder Kaufhalle diente, birgt jetzt acht Videoarbeiten.
Was symbolisiert die Friedliche Revolution?
"Ein Denkmal ist... greifbare Erinnerung" steht über dem Video am Eingang. Unscharfe, dunkle Bilder von der großen Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig flimmern über den Bildschirm. "Was wir interessant fanden an diesen Aufnahmen, die geheim gemacht wurden, auf dem Kirchturm am Ring, ist, dass sie so verschwommen sind", erzählt Marlene Oeken aus dem Kuratoren-Team. Auch die Laute, die Rufe, die Parolen seien recht verschwommen. "Uns hat eigentlich diese Bildlosigkeit in diesen Bildern interessiert: Was symbolisiert denn die Friedliche Revolution, welche Bilder, welche Parolen gibt es dafür?"
Die Idee der Wanderausstellung sei es, den Prozess der Entstehung des geplanten Denkmals deutschlandweit bekannter zu machen. Elf Künstlerinnen und Künstler haben dafür Videos erarbeitet. Sie untersuchen etwa die Denkmäler, die es in Leipzig bereits zur Friedlichen Revolution gibt und beschäftigen sich mit dem Abriss von Leninstatuen nach dem Start der Proteste auf dem Maidan in der Ukraine 2013.
Mehr Diversität, neue Perspektiven
Die Künstlerin Clara Winter, selbst im Wendejahr 1989 geboren, hinterfragt die Bedeutung des monumentalen Völkerschlachtdenkmals in Leipzig mit einer Performance. Der martialischen, hohen Steinfigur des Erzengels Michael setzt sie einen Michael in sexuell aufreizender Kleidung der BDSM-Bewegung entgegen - für Gesine Oltmanns von der Stiftung Friedliche Revolution ein Zeichen für mehr Diversität in der Erinnerungskultur.
"Ich glaube, dass wir in den letzten Jahren die Perspektiven auf die Zeit viel breiter gefasst haben", so Oltmanns. "Es werden jetzt Themen verhandelt, ich denke auch auf Anregung der jungen Generation hin, queere Themen, Gastarbeiter- oder Vertragsarbeiterinnen-Themen. Perspektiven, die vorher nicht so aufgearbeitet worden sind."
Friedliche Revolution als Zeichen der Selbstermächtigung
Doch warum muss über den Entstehungsprozess eines neuen, gesamtdeutschen Denkmals der Friedlichen Revolution in Ostdeutschland in westdeutschen Städten informiert werden? Und das mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall? Gesine Oltmanns hält das gerade heute, wo die Demokratie durch den Rechtspopulismus bedroht wird, für wichtig. Schließlich sei die Friedliche Revolution ein Zeichen für Selbstermächtigung gewesen, den Unrechtsstaat DDR abzuschaffen, sagt die Bürgerrechtsaktivistin von 1989.
"Zum einen wünsche ich mir ein gutes Selbstbewusstsein der ostdeutschen Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass sie sagen, wir haben etwas ganz Großartiges in der deutschen Geschichte erreicht", sagt Oltmanns. "Zum anderen möchte ich auch, dass das wertgeschätzt wird. Deshalb muss die Geschichte erzählt werden und deshalb sollte es auch wirklich ein nationales Denkmal sein, was in Leipzig errichtet wird, und nicht so ein Leipziger Erinnerungsort."
Wanderausstellung zum Einheitsdenkmal gastiert in Hannover
Wie erinnern wir uns an die Friedliche Revolution 1989 in der DDR? Das wird ab dem kommenden Jahr ein neues Einheitsdenkmal verhandeln.
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- Ausstellung
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- Ende:
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-
Raumerweiterungshalle
Trammplatz
30159 Hannover
- Öffnungszeiten:
- täglich, 11-19 Uhr