Ein altes Foto mit Rotstich. © Kunstfleck Kunstverein Region Dahlenburg e.V. Foto: Sandra Hilleckes
Ein altes Foto mit Rotstich. © Kunstfleck Kunstverein Region Dahlenburg e.V. Foto: Sandra Hilleckes
Ein altes Foto mit Rotstich. © Kunstfleck Kunstverein Region Dahlenburg e.V. Foto: Sandra Hilleckes
AUDIO: "Umgraben - Ausgraben - Sichten": im Kunstfleck Dahlenburg (3 Min)

"Umgraben - Ausgraben - Sichten": Ausstellung im Kunstfleck Dahlenburg

Stand: 22.10.2024 09:36 Uhr

Die Ausstellung "Umgraben. Ausgraben. Sichten." ist im Kunstfleck - einem ehemaligen Ladengeschäft in Dahlenburg (Landkreis Lüneburg). Fünf Künstlerinnen wollen damit Kunst im ländlichen Raum fördern und Kunst erlebbar machen - für alle.

von Anna Fietz

Der Kunstfleck mitten in Dahlenburg befindet sich in einem ehemaligen Geschäft mit großen Schaufenstern. Man kann von der Straße aus gut hineingucken - und was man sieht, ist Kunst. Fünf Frauen haben die aktuelle Ausstellung konzipiert und umgesetzt. Sie kommen aus Lüneburg und Lübeck. Sandra Hilleckes ist eine von ihnen - und gleichzeitig die Kuratorin der Ausstellung: "Im Grunde bin ich mit allen befreundet, aber es kannten sich nicht alle. Ich hab halt irgendwann gedacht, dass ist so toll, wenn wir das zusammenpacken. Das erzählt nochmal was anderes, als wenn ich jetzt alleine eine Ausstellung mache."

Persönliche, autobiografische Werke

Vier Frauen vor einem Gemälde. © Kunstfleck Kunstverein Region Dahlenburg e.V. Foto: Jens Warnecke
Alexandra Uhle, Sandra Hilleckes, Paula Coulin und Judica Albrecht sind vier der fünf Ausstellungsmacherinnen im Kunstfleck.

Alle fünf Frauen haben ganz persönliche, autobiografische Kunstwerke erschaffen. Auf ganz unterschiedliche Weise. Sandra Hilleckes zum Beispiel mit Malerei: Ihr großes Gemälde zeigt einen brodelnden Vulkan. Überall auf dem Bild zu sehen sind Kinder. Ihre eigene Kindheit? Oder ihre Kinder? Die Interpretation wird den Betrachtenden überlassen. Aber die Künstlerinnen beantworten gerne Fragen - oder steigen mit in Diskussionen ein. Das ist das Konzept der Ausstellung.

Keine elitäre Kunst von oben, sondern ein Dialog - mit Menschen, die gezielt oder zufällig vorbeikommen, so Künstlerin Judica Albrecht, denn sonntags seien die Künstlerinnen da. "Wir sind vor Ort und ansprechbar. Das ist natürlich dann besonders einladend, wenn nicht nur eine Aufpasserperson hier sitzt, sondern wenn sich Menschen hier bewegen, kommst Du natürlich viel einfacher ins Gespräch."

Weitere Informationen
. © Screenshot
4 Min

Zwischenraum: Kultur gegen Leerstand in Aurich

Aurich setzt auf einen Verein, der leere Läden durch Kunst wieder zum Leben erweckt. 4 Min

Über Generationen weitergegebene Redewendungen

Albrecht hat Sprüche auf Steine geschrieben. Sprüche, mit denen ihre Großmutter, ihre Mutter, sie selbst und ihre Tochter aufgewachsen sind. Bei ihr waren das zum Beispiel: "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold" oder "Künstlerinnen sind arm und einsam." Sprüche, die einen prägen, häufig ein Leben lang und oft genug mit negativen Auswirkungen. Alexandra Uhle hat sich mit der SS-Vergangenheit ihres Vaters auseinandersetzt.

Zeitgeschichte in ausgebuddelter Kiste

Auch Paula Coulin beschäftigt sich mit der Kriegsvergangenheit ihrer Familie: Sie stellt unter anderem eine Kiste aus, die ursprünglich als Verpackung für Granaten und Panzerfäuste diente. Die hat sie zu ihrer Hochzeit bekommen - von ihrem Schwiegervater. Wenn man die Kiste aufmacht, stockt einem der Atem: Ein getöpferter Becher mit SS-Runen verziert - darauf geschrieben: Leningrad 1942-43. Dazu gibt es ein Bajonett, eine Kriegsproviantdose, ein Handtuch - ein verstörendes Hochzeitsgeschenk, findet Sandra Hilleckes: "Man fragt sich: 'Was soll das?' Und sie waren auch selber überfordert und haben das unterm Gartenhaus vergraben: erstmal weg damit. Und dann im Zuge dieses Plans, dass wir hier ausstellen wollen, sprachen wir immer von Kisten und da sagte Paula irgendwann, ich hab da auch noch diese Kiste."

Wie sehr prägt die Vergangenheit das Heute

Und die war nicht im übertragenden Sinne gemeint, sondern wurde wirklich ausgebuddelt und steht ganz real in dem Ausstellungsraum zum Angucken und Anfassen. Das ist der rote Faden der Ausstellung. Wie sehr prägt die Vergangenheit das Leben der Frauen - und das ihrer Familien. Was wird vergraben, was ausgebuddelt? Für die Frauen war es an der Zeit, die Dinge ans Tageslicht zu befördern und der Öffentlichkeit in der Ausstellung im Kunstfleck in Dahlenburg.

Weitere Informationen
Ein Mann trägt einen großen Stapel weißer Kartons. © Screenshot
2 Min

Kunst ist - Leere Kartons durch die Stadt zu tragen

Die Tragenden der leeren Kartons von "Boxing the City" kann man acht Stunden am Tag ansprechen, sie bekommen dafür 240 Euro. 2 Min

"Umgraben - Ausgraben - Sichten": Ausstellung im Kunstfleck Dahlenburg

Mit der Ausstellung im ehemaligen Ladengeschäft wollen fünf Künstlerinnen Kunst für alle im ländlichen Raum fördern.

Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Kunstfleck Kunstverein Region Dahlenburg e.V.
Lüneburger Straße 14
21368 Dahlenburg
In meinen Kalender eintragen

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 22.10.2024 | 09:20 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Installationskunst

Malerei

Ein leerer Bilderahmen hinter Polizei-Absperrband. © NDR Foto: Foto: [M] Aleksandr Golubev | istockphoto, David Wall | Planpicture

Kunstverbrechen - True Crime meets Kultur

Lenore Lötsch und Torben Steenbuck rollen spektakuläre Kunstdiebstähle auf. Sie nehmen uns mit an Tatorte, treffen Zeugen und Experten. mehr

Eine Grafik zeigt einen Lorbeerkranz auf einem Podest vor einem roten Hintergrund. © NDR

Legenden von nebenan: Wer hat Ihren Ort geprägt?

NDR Kultur erzählt die Geschichte von Menschen, die in ihrer Umgebung bleibende Spuren hinterlassen haben - und setzt ihnen ein virtuelles Denkmal. mehr

Hände halten ein Smartphone auf dem der News-Channel von NDR Kultur zusehen ist © NDR.de

WhatsApp-Channel von NDR Kultur: So funktioniert's

Die Kultur Top-News aus Norddeutschland direkt aufs Smartphone: NDR Kultur ist bei WhatsApp mit einem eigenen Kanal aktiv. mehr

Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

Abonnieren Sie den NDR Kultur Newsletter

NDR Kultur informiert alle Kulturinteressierten mit einem E-Mail-Newsletter über herausragende Sendungen, Veranstaltungen und die Angebote der Kulturpartner. Melden Sie sich hier an! mehr

NDR Kultur App Bewerbung © NDR Kultur

Die NDR Kultur App - kostenlos im Store!

NDR Kultur können Sie jetzt immer bei sich haben - Livestream, exklusive Gewinnspiele und der direkte Draht ins Studio mit dem Messenger. mehr

Mehr Kultur

Bunte Urnen stehen im Regal © NDR.de Foto: Tabea Pander

Wandel der Bestattungskultur: Trauerarbeit darf bunt sein

Beerdigungen müssen nicht immer mit der Farbe Schwarz zusammengebracht werden. Patricia Hansen aus Jesteburg gestaltet Urnen und Särge mit viel Farbe. mehr