Sprengel Museum: Schwitters-Preisträger Joar Nango verbindet Welten
In Hannover wird der Norweger Joar Nango mit dem Kurt-Schwitters-Preis ausgezeichnet. Das Sprengel Museum zeigt bis zum 5. Januar 2025 eine Ausstellung mit neuen Arbeiten von ihm. Wie läuft der Aufbau?
Das Handwerk spielt in den neuen Werken von Joar Nango eine wichtige Rolle. Im Außenbereich des Sprengel-Museums legen zwei Männer letzte Hand an Hölzer und Bleche an. Der eine ist ein Bootsbauer aus der Nähe von Tromsö in Nord-Norwegen, wo auch die Sami zu Hause sind. Der andere ist Schmied mit Verbindungen zur Kultur rumänischer Sinti und Roma.
Kulturtechniken indigener Völker wieder ins Spiel zu bringen, sei Joar Nango wichtig, sagt Kuratorin Carina Plath - genauso wie das Miteinander: "Seine Installation kommen eigentlich immer aus einer bestimmten Gemeinschaft heraus und werden auch da wieder eingespeist. Das Berühmteste ist vielleicht 'Girjegumpi'. Das ist so eine mobile Bibliothek, die er auch 2023 auf der Architektur-Biennale gezeigt hat. Es ist eine Bibliothek, die Schriften über Architektur der Sami vereint. Das ist eigentlich wie ein Wohnwagen, der zur Bibliothek umgebaut wird und jeder kann das benutzen. Und es gibt dann immer Leute, die dann auch wieder mit Büchern ankommen und die wächst."
Ausstellungsthemen: Architektur und Nomadentum
In Hannover ist es ein Kosmos, der sich aus verschiedensten Dingen zusammensetzt: Über fünf Bildschirme flimmern Sendungen, in denen Joar Nango über Themen wie Architektur und Nomadentum spricht. Bunte weite Röcke von Roma-Frauen liegen da neben gehobeltem Holz und gegerbten Rentierhäuten.
Ob er selbst aus einer Familie von Rentierzüchtern stammt, das hält der 1979 in Alta in Nord-Norwegen geborene Künstler für eine problematische Frage. Jeder Sami dürfe sich selbst erfinden, meint er: "Das gilt sowohl für die Frage, wie ich meine sexuelle Identität beschreibe, aber auch beim Thema Minoritäten. Minderheiten werden leicht bloßgestellt, wenn Menschen mit Mehrheitsidentität Erklärungen fordern, und das in den Kategorien, die sie gewohnt sind."
Inspiration kommt aus zwei Welten
Ein schönes Sinnbild, das zum Nachdenken anregt, ist da die grob gehauene, große Holzleiter, die im zweiten Raum an der Wand lehnt. Sie reicht bis unter die Decke und führt doch nirgends hin. Die alte Kategorie, dass sich mit ihr irgendetwas erreichen lässt, gilt hier nicht. Ist es die Aufforderung, alte Zuschreibungen zu überdenken? Sich in neue Bereiche künstlerischen Gestaltens vorzuwagen und so künstlerische Gattungen zu verbinden gehört jedenfalls zu den Kriterien für die Vergabe des Kurt-Schwitters-Preises.
Die Inspiration dafür komme bei Joar Nango aus zwei Welten. "Ich war schon immer sehr künstlerisch veranlagt und gleichzeitig ein etwas hyperaktiver Junge", erzählt Nango. "Es ist vielleicht eine Art Kombination verschiedener Dinge, die dazu geführt haben, dass ich schließlich Kunst und Architektur studiert und einen Abschluss in Architektur gemacht habe. Vermutlich, weil es mir gut gefallen hat, mich mit Architektur zu beschäftigen, weil das auch eine gewisse praktische Dimension hat."