Malt Menschen an digitalen Geräten: Künstler Ivan Milenkovic
Der serbische Künstler Ivan Milenkovic arbeitet in Hannover. Auf seinen Bildern zeigt er, wie sich Menschen im Internet vernetzen und doch einsam wirken. Er versuche "diesen Moment einzufangen, in dem Menschen mehr auf ihre Geräte fokussiert sind als auf ihre Umgebung".
Gerade hat Ivan Milenkovic sein eigenes Atelier in Hannover bezogen. Seit sechs Monaten die neue Heimat des serbischen Künstlers. "Mein letztes Bild, das ich in Serbien gemalt habe, hing in meiner ersten Ausstellung hier in Hannover - in der städtischen Galerie Kubus", erzählt Milenkovic.
Das Bild, das er meint, zeigt eine Frau am Handy, ihr Gesicht, angestrahlt nur vom kalten Licht des Displays. Das Ölgemälde ist Teil einer Werkserie. Seit zehn Jahren beschäftigt sich der serbische Künstler Ivan Milenkovic mit Menschen an digitalen Geräten. Auf großformatigen Ölbildern zeigt er, wie sie sich im Internet vernetzen und doch einsam und verloren wirken.
Im kalten Licht der Isolation
Die Faszination, die die Menschen für ihre Geräte hegen, fasziniert wiederum den Künstler. Die für ihn interessanten Bildmotive beschreibt er so: "Der Fokus liegt auf Menschen, die Smartphones, Laptops oder Tablets benutzen. Das Wichtigste ist, diesen Moment einzufangen, in dem Menschen mehr auf ihre Geräte fokussiert sind als auf ihre Umgebung." Die daraus entstandene Bilderserie trägt den Titel "Lights of Technology". Sie zeigt Menschen, die im Orbit des World Wide Net abzutauchen scheinen - und die Welt um sich herum kaum mehr wahrnehmen. "In erster Linie fasziniert mich das Licht, das moderne Licht", erklärt Milenkovic. "Kunstgeschichtlich betrachtet gab es schon im 16. und 17. Jahrhundert Portraits mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten. Gut zu sehen in den Werken von Caravaggio und Georges de La Tour. Heute haben wir eher kaltes Licht, das für die Isolation und Abgeschnittenheit von der Außenwelt steht."
Hoch dotiert und teuer gehandelt
Als Vorlage dient Ivan Milenkovic meist ein Foto. Seine Bilder realistisch, detailgenau, großformatig: "Die kalten Farben stehen für kalte Beziehungen und Emotionen, während Du online mit jemandem kommunizierst. Deshalb ist da eine eher kalte Stimmung in meinen Gemälden. Einsame Menschen, die auf eine virtuelle Welt fokussiert sind." Als Kür für viele Bildende Künstler gilt, Hände zu malen. Hier zeigt sich das handwerkliche Können des studierten Meisterschülers aus Serbien. "Jeder Mensch hat zwei Charakteristika, die man sieht - das Gesicht und die Hände. Ich male gerne Hände, weil sie wie ein Fragment sind. Ich zeige genau den Moment, wo die Hände den Touchscreen oder die Tastatur berühren. Dieser Moment ist magisch." In einer Einzelausstellung 2020 in Belgrad zeigte Ivan Milenkovic seine Arbeiten der letzten zehn Jahre. Seine Werke, wurden bisher mit neun Kunstpreisen geehrt, für die Größten zahlen Sammler bis zu 20.000 Euro. Eine Arbeit hängt gerade auf der NordArt, eine zeitgenössische Ausstellung mit internationalen Künstler:innen in Schleswig-Holstein.
Milenkovic: Mit dem echten Leben verbinden
Zum Teil würden sich die Leute selbst in den Bildern erkennen, vermutet Milenkovic, und, "wenn sie den eingefrorenen Moment betrachten und verstehen, dass es kein Foto, sondern ein Gemälde ist, schätzen sie das besonders." Der Mensch im digitalen Zeitalter ist ein Thema, das ihn nicht mehr loslässt. "Wir entfernen uns immer mehr von uns selbst", warnt Ivan Milenkovic. Sein Appell: Wir sollten uns mehr mit dem echten Leben verbinden.