Museum Kalkriese: Die Varusschlacht bleibt ein Mysterium
Die Varusschlacht am Teutoburger Wald ist über 2.000 Jahre her, aber im Museum Kalkriese im Osnabrücker Land, ist und bleibt sie allgegenwärtig. In diesem Jahr gibt es eine Sonderausstellung unter dem Titel "Dressed - Rom macht Mode".
Auf der einen Seite ein römischer Legionär, ausgerüstet mit Schienenpanzer, Helm, Schild und mehreren Waffen. Auf der anderen Seite ein germanischer Krieger, in Stoffgewändern ohne Schutz, bewaffnet mit nur einer Lanze. So stellt das Museum die beiden Kriegsparteien von vor über 2.000 Jahren gegenüber und wirft eine grundlegende Frage auf: Wie konnten die Germanen die doch so überlegenen Römer besiegen?
Gründe waren unter anderem die Topografie in Kalkriese und der Angriff aus dem Hinterhalt, sagt Caroline Flöring vom Museum: "Der römische Legionär musste sich erstmal kampfbereit machen. Das hat wirklich bis zu 30 Sekunden gedauert, da geht man von aus. Und da war der germanische Kämpfer schon da und hat den Römer zur Strecke gebracht."
Antike Waffen waren Startschuss für Ausgrabungen
In der Nähe von Kalkriese soll sie stattgefunden haben, die Varusschlacht, bei der die Römer die entscheidende Niederlage erfahren haben. Viele Dinge sprechen dafür, vor allem die über 7.000 Fundstücke. Nur ein kleiner Teil ist hier im Museum ausgestellt. Oft sind es nur schwer definierbare Metallstücke. Aber auch Nägel und Waffen wurden hier ausgegraben - sogar Knochen mit deutlichen Kerben von Schwerthieben und das Skelett eines Maultieres mit gebrochenem Genick. "Wir finden das, was die Legionäre an einem Tag dabei hatten", erklärt Caroline Flöring. "Das ist als ob die Zeit eingefroren wäre. Das ist wirklich einzigartig: Pompeii als Vergleich vielleicht, da wurde über Jahrhunderte besiedelt."
Dass die Varusschlacht hier in Kalkriese stattgefunden haben könnte, darauf sind Forscher erst Ende der 80er-Jahre gekommen. Damals hat der englische Major Tony Clunn ein paar Münzen gefunden - und sogenannte Schleuderbleie, eine Waffe der Antike und der ausschlaggebende Hinweis dafür, dass hier gekämpft worden ist. Es war der Startschuss für die Ausgrabungen in Kalkriese.
Geschichte, die Jahrtausende zurückliegt und sich immer weiterentwickelt
2002 wurde das Museum eröffnet und fasziniert mit seinem großen Museumspark bis heute seine Besucher. Jedes Jahr organisiert das Museums-Team auch eine Sonderausstellung. In diesem Jahr unter dem Titel "Dressed - Rom macht Mode". Hier können die Besucher nachgefertigte Kleidungsstücke aus dem Römischen Reich sehen. Sie erfahren mehr über Farben und Stoffe, aber auch was die Mode über den Status, das Alter oder den Wohlstand der Bürger aussagte. Das Museum bietet also immer wieder etwas Neues aus der Geschichte.
Eine Geschichte, die zwei Jahrtausende zurückliegt und sich doch immer wieder weiterentwickelt, das macht diesen Ort auch für Caroline Flöring so außergewöhnlich: "Wir finden hier immer wieder Sachen, ganz außergewöhnliche Dinge wie 2018 den komplett erhaltenen Schienenpanzer, weltweit einzigartig. Eigentlich dürfte der hier gar nicht sein. Warum hier? Warum in Kalkriese? Und ich finde das unglaublich spannend hier diesen Ort, der so viele Fragen offen lässt und am Ende auch wieder ganz kuriose Antworten gibt." Alle Antworten werden die Archäologen wohl nicht finden. Auch hier in Kalkriese bleibt die Varus-Schlacht ein Mysterium.