Lichtzeit-Labor in Hannover: Blick in die Geschichte
In Hannovers Innenstadt, der Kunsthalle Faust und im Kesselhaus Linden kann man in die Geschichte eintauchen. Das Projekt "Lichtzeit-Labor II" ermöglicht Einblicke in die Transformation gesellschaftlicher Wirklichkeit.
Mitten in Hannover ist Harro Schmidt unterwegs: "Wir stehen jetzt vor der Kröpcke-Uhr und mitten im Raum schweben so eigenartige Gebilde. Wenn man hinhört, hört man es auch ein bisschen klingen", beschreibt er die Installation. Harro Schmidt hat mit seinem Smartphone einen QR-Code im Schaufenster der altehrwürdigen Kröpcke-Uhr im Zentrum Hannovers gescannt. Plötzlich wird die Fußgängerzone zum Ausstellungsraum. Auf dem Display des Kurators schweben silberne, sichelförmige Körper vor der Umgebung, die die Kamera des Telefons einfängt. Eine Hommage an den einst in Charkiv tätigen Wissenschaftler Lew Landau. "Das war ein Naturwissenschaftler, der sehr stark im Bereich der theoretischen Physik gearbeitet hat", sagt Harro Schmidt. "Was man hier sieht, ist im Grunde einer Art Sichtbarmachung von Schwingungen und Wellen, die sie da als kleine Referenz an diesen Wissenschaftler im Raum platziert." Nicht zuletzt durch die Musik, die dazu erklingt, hat das etwas Magisches.
Vergangenes sichtbar machen durch Kunst
Ganz anders die Arbeit von Lukas Zerbst für den Ausstellungsort Kesselhaus im Stadtteil Linden: Wo einst das Maschinen-Herz einer Bettfedernfabrik schlug, erinnert Zerbst an die Geschichten von damals. Welche Arbeiter hab da gearbeitet, fragt sich Harro Schmidt, und was haben sie alles machen müssen? "Er geht sozusagen einen Schritt in die Vergangenheit und vertont die ganzen Geräuschkulissen: Das Atmen, die Menschen, die dort Schwerstarbeit geleistet haben. Das wird quasi akustisch wiederbelebt", erläutert Schmidt zu der Installation.
Warum darf man Gorillas kaufen, Menschen aber nicht?
Unter "Licht Zeit Labor" lässt sich eben vieles thematisieren. Christine Schulz hat ihre Laborarbeit im Berliner Zoo ausgeführt und Affen beobachtet. In der Kunsthalle Faust in Hannover zeigt sie ein Video mit badenden Tieren. Wo ist es noch Natur, wo Zivilisation, wenn etwa in Asien Affen verboten wird, Schwimmbäder zu betreten. Welche Bilder haben wir dazu im Kopf? Diese und andere Fragen wirft Christine Schulz mit ihrer Arbeit auf: "Es gibt ja heutzutage auch viele Diskussionen um Tierrechte. Man kann einen Gorilla kaufen und verkaufen. Es gibt natürlich Bestimmungen über Handel und so weiter. Aber grundsätzlich ist ein Gorilla heutzutage noch eine Sache und keine Persönlichkeit, so wie wir. Wir sind Persönlichkeiten. Uns darf man ja nicht einfach kaufen oder verkaufen oder über uns bestimmen. Es geht mir darum, eine Aufmerksamkeit dafür zu erzielen."
Interaktives Geschichtenerzählen
Ganz unterschiedliche Positionen der Konzeptkunst werden in den drei Ausstellungen in Hannover präsentiert, mit Blick in die Geschichte Hannovers. Aber auch in zukünftige Welten wie sie die Augmented Reality am Kröpcke bietet. Eine Ausstellung zum Hingehen und Mitmachen. Kunst im öffentlichen Raum, in der Kunsthalle Faust und im Kesselhaus Linden - letztere Ausstellungen werden am Donnerstag, 31. August, ab 18 Uhr in Hannover eröffnet.