Der Filmemacher und Kurator der Ausstellung "Helma Sanders-Brahms · ihre Filme, ihr Leben", Ayhan Salar, schaut auf Filmplakate zu Werken von Helma Sanders-Brahms. © dpa Foto: Lennart Stock
Der Filmemacher und Kurator der Ausstellung "Helma Sanders-Brahms · ihre Filme, ihr Leben", Ayhan Salar, schaut auf Filmplakate zu Werken von Helma Sanders-Brahms. © dpa Foto: Lennart Stock
Der Filmemacher und Kurator der Ausstellung "Helma Sanders-Brahms · ihre Filme, ihr Leben", Ayhan Salar, schaut auf Filmplakate zu Werken von Helma Sanders-Brahms. © dpa Foto: Lennart Stock
AUDIO: Helma Sanders Brahms: Eine unbequeme Filmemacherin aus Emden (4 Min)

Helma Sanders-Brahms: Eine unbequeme Filmemacherin aus Emden

Stand: 09.06.2024 07:23 Uhr

Helma Sanders-Brahms war eine der wichtigsten deutschen Filmemacherinnen. Zu ihrem zehnten Todestag zeigt das Ostfriesische Landesmuseum Emden, wie sie - immer mit ihrem ganz besonderen Blick - filmte.

von Frank Jakobs

Schon im Vorraum der Schau ist zu erkennen: Hier geht es um Filme. Kinoplakate hängen an der Wand, dazu Texte auf grauschwarzem Untergrund. In einem weiteren Raum laufen Videosequenzen auf Leinwänden. In der Mitte steht ein großer Tisch. Er wirkt wie ein Tapeziertisch für Riesen. Gerahmte Fotos sind darauf befestigt und Filmpreise, ein Zylinder, und eine Schaufensterpuppe in einem schwarzen Kleid.

Objekte aus dem Leben wichtig für ihr Werk

In historischen Zeitungsartikeln sind Kritiken der Werke von Helma Sanders-Brahms und Stationen ihrer Laufbahn nachzulesen. Diese Dinge gehörten zu der Filmemacherin, sagt die Direktorin des Ostfriesischen Landesmuseums in Emden Jasmin Alley. "Dadurch, dass Helma eine echte Autorenfilmerin gewesen ist, verschränkt diese Ausstellung Persönliches mit ihrem Werk", erklärt sie. "Wir haben Objekte aus ihrem Leben gesucht, die eine Relevanz für ihr Werk haben und es gibt Ausschnitte aus den Filmen."

Der Filmemacher und Kurator der Ausstellung "Helma Sanders-Brahms · ihre Filme, ihr Leben", Ayhan Salar, schaut in die Kamera. © dpa Foto: Lennart Stock
Der Kurator der Ausstellung, Ayhan Salar, ist selbst Filmemacher und hat einen Dokumentarfilm über Helma Sanders-Brahms produziert.

Einer ihrer bekanntesten Filme ist "Deutschland, bleiche Mutter" von 1980 mit Eva Mattes. "Er handelt davon, wie die NS-Zeit und die Nachkriegszeit eine ganze Generation von Frauen verstört hat", sagt Kurator Ayhan Salar. "Helma hat aus ihrer persönlichen Warte heraus ihre eigene Familiengeschichte mit der Vergangenheit des Landes aufgearbeitet", erläutert er. Das sei nicht überall gut angekommen. Das Persönliche, das sie erzählt habe, sei auch etwas Kollektives gewesen. "Nicht nur Helma und ihre Mutter waren betroffen von dieser Riesenkatastrophe, die das Deutsche Volk Europa und sich selbst zugefügt hat. Das war die erste Produktion, die so intim so familiär die NS-Vergangenheit dargestellt hat."

Doku über Helma Sanders-Brahms in Ausstellung

Helma Sanders-Brahms wurde am 20. November 1940 in Emden geboren. Einer Stadt, die im Zweiten Weltkrieg völlig zerbombt wurde. Wie sehr das die Filmemacherin geprägt hat, hat sie selbst einmal erzählt. Eine Aufnahme davon ist in einem Dokumentarfilm zu sehen, den Kurator Salar über Sander-Brahms produziert hat.

Diese Trümmer haben meine Kindheit geprägt. Ich bin in Trümmern groß geworden. Und Trümmer haben für mich etwas Ungeheures. Trümmer sind etwas Zerstörtes, was aber noch Spuren von dem trägt, was zerstört wurde. Trümmer sind aber auch etwas, wo jede denkbare Zukunft möglich ist. Zitat aus der Doku über Helma Sanders Brahms

Früh gesellschaftliche Diskrepanzen aufgenommen

Eine Hand liegt an einem auf einem Tisch ausgestellten Porträtfoto aus den 1960er-Jahren von Helma Sanders-Brahms. © dpa Foto: Lennart Stock
Ein Porträtfoto aus den 1960er-Jahren von Helma Sanders-Brahms ist im Ostfriesischen Landesmuseum Emden zu sehen.

Sie hat sich ihre Zukunft möglich gemacht. Sanders-Brahms studierte Theaterwissenschaften, machte ihr Examen als Realschullehrerin und arbeitete als Fernsehansagerin. "Sie war eine hübsche Frau und sehr intelligent. Allein mit ihrem Aussehen hätte sie damals Karriere machen können", sagt Kurator Salar, aber dem habe sie sich nicht hingegeben. "Sie hat gesagt, 'ich habe eine Problematik, über die ich reden möchte. Ich nehme Dinge wahr.' Sie hat sehr früh gesellschaftliche Diskrepanzen aufgenommen in ihre Arbeit. Sie hat zuerst ganz starke Arbeiterrechte-Filme gemacht - über die Ford-Werke zum Beispiel - und sie hat relativ schnell auch die Enttäuschung der 1968er-Generation in einem Spielfilm aufgenommen."

Unbequeme, häufig missverstandene Filme

Es sind unbequeme Filme. Die Absicht dahinter wird oft missverstanden in Deutschland und kritisiert. Die fehlende Anerkennung in ihrer Heimat bewegte die Ostfriesin ihr Leben lang. Im Ausland dagegen wurde und wird sie gefeiert, so Salar. Die Ausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum Emden nähert sich Sanders-Brahms an über das, was ihr Leben prägte: der Krieg, in dem ihre Mutter auf sich allein gestellt war, die Nachkriegszeit, in der die aus dem Krieg zurückgekehrten Männer wieder das Sagen hatten und die Ruinen in Emden, in denen Helma als Kind gespielt hat. Damit will das Museum an diese bedeutende Filmemacherin erinnern und ihre Verdienste für Ostfriesland und die deutsche Kultur würdigen.

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Helma Sanders-Brahms: Eine unbequeme Filmemacherin aus Emden

Sie war eine der wichtigsten deutschen Filmemacherinnen - eine Ausstellung in Emden ehrt sie zum zehnten Todestag.

Datum:
Ende:
Ort:
Ostfriesisches Landesmuseum Emden
Brückstraße 1
26725 Emden
Telefon:
(04921) 87 20 58
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Sonntag | 09.06.2024 | 14:40 Uhr

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