Bad Sachsa: Grenzlandmuseum vor dem Aus?
In Bad Sachsa steht das Grenzlandmuseum kurz vor dem Aus. Seit mehr als 30 Jahren wird hier über die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung aufgeklärt. Ein Wasserschaden macht dem Verein seit einiger Zeit zu schaffen. Die Probleme reichen aber viel weiter. Eine Reportage.
Wie jeden Tag macht Uwe Oberdiek, der Vorsitzende des Fördervereins, seinen Kontrollgang durchs 1992 gegründete Grenzlandmuseum. Im so sogenannten Depot hat der Förderverein von ehrenamtlichen Mitgliedern, der das Museum betreibt, 2023 große Teile entsorgt, "weil sie einfach nicht mehr halten." Im Depot riecht es besonders modrig. Ein Blick auf den Luftentfeuchter zeigt auch den Grund. Jeden Tage entsorgt das Team "fünf Liter Wasser aus dem Depot", berichtet Oberdiek.
Es schimmelt im Museum: Grundwasser steigt die Wände hoch
Es schimmelt im ganzen Gebäude, denn Grundwasser steigt seit Jahren im Mauerwerk die Wände hoch. Seit ein paar Wochen tropft es jetzt auch noch durch das Dach. Der Wasserschaden zieht Oberdiek und seinem Verein jetzt den Boden unter den Füßen weg: "Wir können eigentlich nur zugucken, wie das hier so allmählich in der Uffe wegschwimmt. Es ist kaum zu fassen. Da fehlen einem auch wirklich die Worte."
Unter den aktuellen Umständen ist ein Museumsbetrieb nicht mehr möglich. Aber von der Stadt wird kein Geld kommen, um das Gebäude zu sanieren, sagt Bürgermeister Daniel Quade (FDP). Er will stattdessen ein neues Gebäude für das Museum finden. Bis das soweit ist, könnten aber Jahre vergehen. Das würde der Verein nicht überleben, sagt Oberdiek. Denn seit Jahren gibt es Probleme mit dem Nachwuchs: "Wenn wir kein Personal haben, dass sich mittelfristig mit dem Thema beschäftigen kann oder will, nutzt es uns nichts, wenn wir in drei oder vier Jahren erst ein anderes Gebäude bekommen. Weil bis dahin gar kein Personal da ist, dass dieses Museum leiten oder betreuen wird."
Fast 80 Prozent der Museen in Niedersachsen werden ehrenamtlich geführt
Die meisten Mitglieder im Förderverein sind über 70 und mit den komplexen Aufgaben des Museumsbetriebs überfordert. Auch in anderen kleinen Museen sieht es ähnlich aus, erzählt Thomas Overdick, Geschäftsführer des Museumsverbands für Niedersachsen und Bremen. Etwa 80 Prozent der 700 Museen in Niedersachsen sind kleine Museen. Fast alle werden ehrenamtlich geführt, sagt er. "Ein absoluter Dauerbrenner in unseren Beratungen von Museen ist das Nachwuchsproblem in der Ehrenamtlichkeit."
Auch finanzielle Probleme treiben die Vereine um, erklärt Thomas Overdick. In Bad Sachsa kommt jetzt alles zusammen. Bundesweit wäre es das erste Grenzlandmuseum, das schließen muss. Für Overdick ist das unverständlich: "Das ist ein im Kern gut aufgestelltes Museum mit dem Thema Demokratie, Diktatur. Total relevant, mehr denn je."
Es sei "ein Skandal, dass dieses Haus jetzt droht zu scheitern, weil die Rahmenbedingungen nicht gegeben sind, dass ein Gebäude zur Verfügung gestellt wird, in dem man ein Museum betreiben kann." Ende des Monats entscheiden die Mitglieder des Vereins, wie es mit ihrem Museum weitergehen soll.