Fotos von Haien auf Stellwänden am Strand © Martin Harms Foto: Martin Harms
Fotos von Haien auf Stellwänden am Strand © Martin Harms Foto: Martin Harms
Fotos von Haien auf Stellwänden am Strand © Martin Harms Foto: Martin Harms
AUDIO: 17. Umweltfotofestival "horizonte zingst" gestartet (3 Min)

Umweltfotofestival "horizonte zingst": Das Tier und wir

Stand: 11.06.2024 10:50 Uhr

Wie gehen wir mit Tieren um? Seit Sonnabend zeigt das 17. Umweltfotofestival "horizonte zingst" Arbeiten internationaler und nationaler Fotografen aus der Welt der Tiere - und ihre Begegnungen mit Menschen.

von Mathias Lehmann

Haie, soweit das Auge reicht: Auf vielen metergroßen Drucken stehen die Bilder des US-Amerikaners Michael Muller am Strand von Zingst. Muller lebt in Los Angeles, seinen Kopf krönt ein Irokesenhaarschnitt. Er macht sein Geld mit Werbefotografie, hat außerdem die Stars aus Hollywood und dem Spitzensport vor der Kamera: Brad Pitt, Lionel Messie, Max Verstappen.

Muller will Bewusstsein für Haie schärfen

Ein Foto von einem Hai auf einer Stellwand am Strand © Martin Harms Foto: Martin Harms
Hai-Fotografie von Michael Muller, in Szene gesetzt von Martin Harms am Strand von Zingst. Muller will mit seinen Bildern das Bewusstsein für Haie schärfen.

"Müsste ich zwischen Brad Pitt und Haien wählen, ich nähme Haie. In zwanzig Jahren fragen die Leute: Wer ist Brad Pitt, Haie aber bleiben relevant", meint der Fotograf. Mullers Haibilder sollen das Bewusstsein für die Tiere schärfen. "Haie sind sehr intelligent, aber wir schlachten sie ab, 100 Millionen Tiere jedes Jahr. Meine Bilder stehen hier, deshalb reden wir beide, und jemand liest das und sagt: Was - 100 Millionen Haie? Das wusste ich nicht."

Muller produziert seine Haifotos mit großen Studioblitzanlagen. Das hat unter Wasser noch niemand gemacht. Die Technik hat der Fotograf selbst entwickelt. Er hält mehrere Patente auf seine Lichtanlagen. "Du kannst keinen Hai ins Studio bringen, also bring ich das Studio zu den Haien", so Muller.

Luca Rotondo: Tierliebe über den Tod hinaus

Der Italiener Luca Rotondo ist in Zingst mit einem ganz anderen Tierthema zu sehen. Er fotografiert Menschen, deren Tierliebe über den Tod ihrer Haustiere hinausgeht. Sie lassen sie konservieren und leben mit dem Präparat. Dies zeigt Rotondo in großformatigen, klassisch aufgebauten Fotografien. Fast wie altmeisterliche Familienportraits muten seine Bilder an.

Fotos von Menschen und Haustieren hängen an einer Wand © Max Hünten Foto: Max Hünten
Der Italiener Luca Rotondo porträtiert Menschen mit ihren ausgestopften verstorbenen Haustieren. Abstoßend, finden viele. Andere sind inspiriert.

Haustiere konservieren: Warum machen Menschen so etwas? Rotondo hat bei seinen Fototerminen Antworten bekommen: "Ein Tier wird manchmal mehr geschätzt als ein Mensch. Wir Menschen sind mitunter problematisch, Tiere werden dagegen als rein und gut angesehen".

Es hat ihn lange Recherchen gekostet, aber schließlich ist er mit diesem sehr privaten Thema in die Wohnungen der Menschen eingelassen worden. Viele von Ihnen waren zunächst sehr skeptisch. Aber das änderte sich oft, so Rotondo: "Von einem Fotografen kontaktiert zu werden, zeigte ihnen, dass sie mit dem Thema nicht allein sind, und sie waren stolz, das Tier zu zeigen und die Geschichte zu erzählen."

Präparierte Haustiere lösen Ablehnung und Interesse aus

Rotondos Bilder lösen unterschiedlichste Reaktionen aus, manche Betrachter lehnen das Gesehene ab. Viele empfinden sie einfach als gruselig. Andere sind interessiert, erwägen, so etwas nach dem Tod ihrer Haustiere auch zu machen. "Für manche Menschen ist der Gedanke, etwas, was man so lange geliebt hat, wegzuwerfen, nicht akzeptabel. Und so bewahrt das Präparieren der Tiere eben auch Erinnerungen", so Rotondo. Er selbst hat eine Hauskatze, die er nie präparieren lassen würde. Aber ein Richtig oder Falsch gibt es für ihn bei diesem Thema nicht.

Jasper Doest: Ein Flamingo auf dem Beifahrersitz

Großformatige Fotos von Flamingos hängen an schwarzen Wänden. © Florian W. Müller Foto: Florian W. Müller
Jasper Doest hat den Flamingo Bob in Szene gesetzt. Bob hilft dabei, Kinder auf Curaçao für den Naturschutz zu begeistern.

Jasper Doest entführt bei "horizonte zingst" in eine rosafarbene Welt. Der Flamingo Bob auf der Karibikinsel Curaçao ist sein Hauptdarsteller. Aber auch in Bobs Leben ist nicht alles rosa: Bob ist gegen ein Hotelfenster gekracht, kann nicht mehr richtig fliegen. Deshalb lebt er jetzt bei seiner Tierärztin. Als Haustier, und als Botschafter. Er begleitet sie im Alltag und auch in Schulen. Dort soll er die Kinder für Naturschutz begeistern.

Der Flamingo wirkt auf den Fotos faszinierend surreal, egal ob auf dem Beifahrersitz im Auto, bei Schulklassen oder beim Baden. Seine rosa Grazie überstrahlt jede Alltagstristesse, fabelhaft fotografiert von Jasper Doest.

Mélanie Wenger: Erst züchten, dann töten

Ein Foto von einem Menschen, der zwei Giraffen füttert, hängt an einer weißen Wand © Florian W. Müller Foto: Florian W. Müller
Aufziehen, damit sie zum Abschuss freigegeben werden. Mélanie Wenger dokumentiert mit ihren Bildern diese fragwürdige Praxis auf texanischen Großfarmen.

Die Französin Mélanie Wenger dokumentiert die bizarren Welten auf mehreren texanischen Großfarmen. Afrikanische Wildtiere werden dort gezüchtet und anschließend für Geld zum Abschuss freigegeben. Die Wildtierindustrie in den USA macht pro Jahr einen geschätzten Umsatz von rund einer Milliarde Dollar.

Die Bilder von Wenger gestatten einen kleinen Einblick in dieses Geschäftsmodell, das die Öffentlichkeit meidet. Ihre Fotos regen zum Nachdenken an. Über Tiere und Menschen - und unser Verhalten gegenüber den Tieren.

Das 17. Umweltfotofestival "horizonte zingst" läuft noch bis zum 16. Juni. Fotoworkshops, Vernissagen, Multivisionsshows, Fotografen-Gespräche und Panels zeigen die Welt der Tiere. Viele Ausstellungen stehen unter freiem Himmel und können kostenlos angeschaut werden.

Weitere Informationen
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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 11.06.2024 | 19:00 Uhr

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Fotografie

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