Staub statt Kunst: Baustelle im Schweriner Staatlichen Museum
Seit Oktober 2021 sind die Gemälde von Fabritius, Oudry oder Mattheuer nicht mehr im Staatlichen Museum Schwerin öffentlich zu sehen. Noch bis Ende des Jahres wird da geschliffen, gehämmert und gesägt.
Gleich in den ersten zwei Räumen werden in diesen Tagen die Böden geschliffen, unter anderem von der Steinmetzin Kira Mauersberg: "Wir haben hier nach historischem Vorbild Gips-Estrich eingelegt. Der wird dann halt erst mal mit grobem Schleifpapier und dann mit feinem Schleifpapier und mit großen Schleifmaschinen geschliffen - am Ende noch mal geölt. Und da war der original historische Fußboden, den haben wir auch nur partiell stellenweise ergänzt, wo er wirklich kaputt war."
Im Untergeschoss des Museums sind in fast jedem Raum Handwerker dabei, Altes zu erhalten und Neues zu gestalten. "Wir gestalten eigentlich das Erdgeschoss neu und finden da neue Farbtöne", erzählt Thomas Glissmann. Er ist stellvertretender Projektleiter für die Bauarbeiten im Staatlichen Museum. "Teilweise restaurieren wir viele Dinge. Das beginnt bei den Fußböden, bei denen ein Teil erhalten und der andere Teil neu gestaltet wird."
Staatliches Museum Schwerin bekommt größere Ausstellungsfläche
Neben den Fußböden werden auch Wände und Decken der einzelnen Räume restauriert, so Glissmann: "Nach historischem Vorbild gibt es Räume, die also kräftiger in den Farben gestaltet sind, das ist mein persönlicher Eindruck. Also ein kräftiges Rot oder ein kräftiges Grün - und etwas Leuchtendes auch. Auf der anderen Seite sind sie natürlich auch moderner und etwas heller gestaltet worden." Das Geld für die Bauarbeiten kommt zum größten Teil von der Hamburger Dorit & Alexander Otto Stiftung, die insgesamt 7,5 Millionen Euro bereitstellt. Das Land Mecklenburg-Vorpommern beteiligt sich mit weiteren 1,8 Millionen Euro.
Nach Abschluss der Bauarbeiten kann den Museumsbesuchern dann eine größere Ausstellungsfläche als bisher präsentiert werden. So wurden ehemalige Depot- und Büroräume umgestaltet, kündigt die Direktorin der Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern, Pirko Kristin Zinnow, an: "Es kommen insgesamt 400 Quadratmeter dazu und drei Räume. Und das ist ja eine Bereicherung für uns, weil wir dadurch auch Ausstellungsgestaltungen vornehmen können mit Exponaten, die vorher im Depot waren."
Neuer Look, besuchernah und ein neuer Bereich: "Kunst zur Zeit der DDR"
Ein besonderes Kunstwerk soll beispielsweise künftig die Sammlung der Tiergemälde von Jean-Baptiste Oudry ergänzen: "Wir werden sie noch zusätzlich mit dem Künstlern Marten de Vos bereichern, der ein Einhorn gemalt hat", so Zinnow. Das ist weltweit eines der ganz wenigen Exponate dieser Art. Das Barberini in Potsdam hat auch schon seine Fühler danach ausgesteckt, und dieses Exponat wird auch neu in der Ausstellung zu sehen sein." Dieses Einhorn-Gemälde von Maerten de Vos aus dem 16. Jahrhundert hing bis 2019 im Schloss in Güstrow, im Staatlichen Museum Schwerin war es vermutlich bisher noch nie zu sehen.
Neben den alten Meistern werden künftig auch die neuen Meister anders gezeigt, so die Direktorin: "Dann wird unsere Duchamp-Sammlung vollkommen neu präsentiert werden - auch in ganz neuem Look und auch sehr besuchernah. Dann haben wir einen ganzen Bereich, der sich der Kunst zur Zeit der DDR widmen wird. Als ostdeutsches Haus haben wir da auch ein wichtiges Wort dazu beizutragen, zu diesem ganzen Dialog."
"Weihnachten so gut wie durch"
Ein Museumsraum bietet den Besuchern Ein- und Ausblicke ganz anderer Art, wie Pirko Kristin Zinnow erzählt: "Wir haben uns überlegt, unser Museum ist so schön gelegen, dass allein der Blick nach draußen auch ein wunderbares Bild ergibt. Deshalb gestalten wir einen Raum, der heißt "The View - Ein- und Ausblicke". Da kann man einmal sich mit der Museumsgeschichte filmisch beschäftigen, aber natürlich auch den Blick nach draußen schweifen lassen über den Burgsee und auf das Schloss."
Die Bauarbeiten liegen sehr gut im Zeitplan, so dass der stellvertretender Projektleiter Thomas Glissmann jetzt für dieses Jahr schon sagen kann: "Weihnachten sind wir so gut wie durch." Im kommenden Jahr hat Museumsdirektorin Pirko Kristin Zinnow dann mit ihren Mitarbeitern mehr als ein halbes Jahr Zeit, das Museum für die Eröffnung einzurichten: "Wenn der letzte Handwerker raus ist und es auch sauber ist, dann kommen die Kunstwerke rein. Das wird dann wirklich in den letzten zwei, drei Monaten vor der Eröffnung, voraussichtlich im September 2025 sein, nach den Schulferien." Dann können Besucher in den folgenden vier Jahren sich alle Kunstwerke in dem modernisierten Gebäude kostenfrei ansehen.