Schloss Bothmer: Kegeln wie die Urgroßeltern
Kaum jemand erwartet in einem historischen Schlosspark eine Kegelbahn. Doch solch eine Anlage gibt es im Park von Schloss Bothmer - jetzt wieder. Schon vor 160 Jahren rollten hier die Kugeln.
Kegeln hinter dem Schloss, das hat im Park von Schloss Bothmer in Nordwestmecklenburg eine lange Tradition. "Die Bahn ist 1860 entstanden", erzählt Steffen Siefert. Er begleitete bereits in den vergangenen Jahren intensiv die umfassende Sanierung der Schlossanlage. "Sie hat sich bis in die 1970er- und 80er-Jahre als Kegelbahn erhalten. Sie hat mal eine Veränderung in den 1930er- und 1970er-Jahren erfahren, wo immer wieder mal nachgebessert wurde, auch ausbetoniert. Und so haben wir sie auch 2008, als wir als Land das Schloss übernommen haben, vorgefunden. Sie sah aus wie ein Betongehweg, der ins Nichts führte."
Für den Experten von den Staatlichen Schlössern, Gärten und Kunstsammlungen Mecklenburg-Vorpommern ist eine Kegelbahn Mitte des 19. Jahrhunderts gar nicht so ungewöhnlich: "Kegeln war damals sehr modern. Es war eigentlich auch Volkssport, es war eine moderne Form der Unterhaltung. Und Bothmer war mit vorn dabei." Diese Kegelbahn befindet sich im Park in der Nähe eines kleinen Fachwerkhauses, welches ebenfalls saniert wurde: "Wir haben uns beim Schloss Bothmer auf den Zeitschnitt 19. Jahrhundert festgelegt, bei den Innenräumen und der gesamten Sanierung. Es war also klar, dass auch das Fachwerkhaus in den Zustand von 1860 versetzt werden soll - auch mit der Bahn." Bauforschungen von Restauratoren haben ergeben, dass es sich um eine Holzbohlenbahn gehandelt haben muss.
Historische Kegelbahn: Einmalig in Mecklenburg und Vorpommern
"Es ist eine ganz einfache Holzbohlenbahn", erklärt Steffen Siefert. "Sie hat keinerlei Technik. Es gibt noch V-förmig bestellte Bretter, auf die per Hand die Kugeln gelegt werden, damit sie zurückrollen. Natürlich muss man die Kegel auch wieder per Hand aufstellen. Kegel und Kugel sind aus Holz. Es wurde ein sehr langlebiges Holz verwendet, denn die Bahn ist der Witterung ausgesetzt." Der Neubau der Kegelbahn hat rund 40.000 Euro gekostet.
Das Geld stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bereit. "Wir glauben, dass das schon etwas Besonderes ist", sagt Siefert. "Alle unsere Recherchen haben in der nähere Umgebung in Mecklenburg nichts ergeben. Es gibt durchaus noch Kegelbahnen, die im Freien sind, zumeist auf Campingplätzen. Es sind Bahnen, die wenige Jahrzehnte alt sind, aber Nichts, was wir ins 19. Jahrhundert tun können." Und so ist in den staatlichen Schlossanlagen in Mecklenburg und Vorpommern eine solche Kegelbahn sogar einmalig.