Kunstwerk Garten: Schlosspark Ivenack soll saniert werden
Der kleine Ort Ivenack bei Neubrandenburg ist berühmt für seine 1.000-jährigen Eichen - knorrige alte Baumriesen, die schon im 30-jährigen Krieg eine eindrucksvolle Größe hatten. Weniger Menschen wissen wahrscheinlich, dass es in Ivenack auch ein wunderbares Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert gibt - ein kulturhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung. Zu dem Haus gehört ein herrlicher Landschaftspark, der heute allerdings völlig verwildert ist. Schloss und Park werden gegenwärtig saniert. Ein Bericht aus der Sommerreihe "Kunstwerk Garten" darüber, wie ein seit Jahrzehnten vernachlässigtes Gartendenkmal zurückgewonnen wird.
Passanten sind fasziniert von einzigartiger Anlage
Wer zu den 1.000-jährigen Eichen will - das sind unter normalen Umständen jährlich Zehntausende Besucher - kommt unweigerlich am Schloss-Ensemble von Ivenack vorbei. "Autos bremsen sofort ab, und deren Insassen schauen erst einmal - 'was ist denn hier los?'". Man spüre, dass die Leute fasziniert seien von der "Einzigartigkeit der Anlage", beobachtet der Landschaftsarchitekt Matthias Proske.
Historischer Landschaftspark soll Kunstwerk werden
Wenn es nach seinen Plänen geht, werden die Touristen in Zukunft hier auch aussteigen. Denn er will den ziemlich verwilderten, historischen Landschaftspark, der das Ivenacker Schloss umgibt, wieder zu einem anziehenden Kunstwerk verwandeln. "Man ist über die Allee hereingefahren, wo sich das Schloss wie hinter einem Theatervorgang offenbart. Als Platz gegenüber liegt die Kirche und der große Park mit den großen Bäumen mit der langen Allee, die als Gesamtkunstwerk wunderbar funktioniert hat."
Wiederherstellung mithilfe alter Luftbilder
So soll es in Ivenack bald wieder aussehen. Schon seit mehr als einem Jahr beschäftigt Matthias Proske und sein Büro dieses Projekt. Zunächst einmal musste die ursprüngliche Parkstruktur ermittelt werden, was schwierig war, weil seit Jahrzehnten Wildwuchs gedeihen konnte. Erschwerend kam hinzu, dass zu DDR-Zeiten im Zentrum des Parks ein Fußballfeld eingerichtet worden war. "Wir verwenden zur Recherche häufig alte Luftbilder. Bis 1945 war der Park in seinen Grundstrukturen vorhanden, wie er 1918 gepflegt war. Das ist für uns die beste Grundlage, um ein realistisches Bild von der eigentlichen Parkanlage zu bekommen."
Bislang werden nur wenige Wege ins hohe Gras gemäht. Auf einem Rundgang durch den Park kommt der Besucher vorbei an einer barocke Orangerie, die gerade saniert wird, zu der ein heute völlig überwuchertes Bassin gehört. Es soll auf jeden Fall freigelegt werden. "Man will, dass die Orangerie und der Himmel sich in der Wasserfläche spiegeln. Die Spiegelung ist eine Erweiterung des Gartens".
Ivenacker See mit knorrigen Weiden
Der Weg führt hinab zum Ivenacker See, dessen Ufer mit knorrigen Weiden besäumt ist. Vorbei an einem verfallenen Teehaus, dort beginnt eine alte Lindenalle. Die Linden sind nicht mehr alle zu retten. Ins Auge springt gleich ein abgestorbener Torso, den Proske aber erhalten will, man wolle die "Originalsubstanz so lange wie möglich erhalten."
Etliche imposante Solitäre charakterisieren den Park. Zum Beispiel eine riesige Platane in Schlossnähe am Ende der Lindenallee. Sie steht nicht zufällig dort. "Man kam aus der dunklen Allee heraus und plötzlich öffnete sich die Weite. Man hat plötzlich den See vor sich liegen, da liegt das Schloss und der Baum ist wie ein Bilderrahmen für das ganze Schloss. Dazu, wenn man die Uferbepflanzung wegnimmt, hat man rechte Hand den Bilderrahmen und linke Hand öffnet sich die ganze Landschaft. Das ist das, was hier extrem wichtig und einmalig ist", so Proske.
Wildwuchs kann nicht einfach gerodet werden
Der Wildwuchs in den Sichtachsen kann allerdings nicht einfach gerodet werden. Denn hier kollidieren Denkmal- und Umweltschutz. Es müssen also Kompromisse gefunden werden. "Weil natürlich die alten Bäume auch Nistmöglichkeiten für Vögel, für Fledermäuse, für seltene Käfer bieten."
In Ivenack gelinge das gut, sagt Matthias Proske. Strittig sei bislang nur, ob der Park durch eine Mauer zur Dorfstraße hin begrenzt werden soll - so wie es früher war. Die Ivenacker sähen das ungern, auch wenn die Durchgänge weiter den freien Eintritt ermöglichen.