Eine Galerie im Fachwerkstil. An den Wänden hängen mehrere Bilder © Monika Hildebrandt Foto: Monika Hildebrandt

Kunst aus 20 Jahren Museumsgeschichte: Neue Ausstellung in Schwaan

Stand: 23.09.2023 14:08 Uhr

Die Kleinstadt Schwaan ist als Künstlerkolonie bekannt. Um die Maler und ihre Werke zu ehren, wurde 2002 das Kunstmuseum Schwaan eröffnet. Eine neue Ausstellung zeigt alle Werke, die in diesen 20 Jahren erworben wurden.

von Nora Reinhardt

Eine Galerie im Fachwerkstil. An den Wänden hängen mehrere Bilder © Monika Hildebrandt Foto: Monika Hildebrandt
AUDIO: Kunst aus 20 Jahren Museumsgeschichte: neue Ausstellung in Schwaan (4 Min)

Mecklenburgische Landschaften, sichtbare Pinselstriche mit hellen pastelligen Farben, zartes Sonnenlicht in einem flüchtigen Moment: Kunstwerke des Impressionismus haben oft eine Leichtigkeit, laden zum Träumen und Eintauchen ein. Davon gibt es in der Sammlung des Fördervereins einige.

In den Bildern stecken viele Emotionen

100 Kunstwerke umfasst die neue Ausstellung in der zweiten Etage des Museums. Kurator Heiko Brunner hat das Museum mitgegründet und 20 Jahre lang geleitet. Noch immer ist er im Vorstand des Fördervereins der Kunstmühle aktiv. "Ein besonderes Highlight sind die Aquarelle und die Miniaturen von Alfred Heinsohn," schwärmt er. "Das sind kleine Arbeiten und es reizt auch den Besucher, in Kleinteiligkeiten doch noch Details zu erkennen. Das ist das Besondere, was Heinsohn gekonnt hat: Alle Werke sind sehr intensiv gemalt, mit sehr viel Emotionen und das ist die Komplexität dieser Bilder. Wenn ich 12 bis 15 Bilder auf einem Passepartout aufbringen kann, ohne dass sie sich gegenseitig stören, dann ist das doch schon das Gesamtbild, was einen daran fasziniert."

Bilder der Schwaaner Künstlerkolonie und zeitgenössische Werke

Ein Bild von Otto Tarnogrocki, die Malerei zeigt ein Herrenhaus mit Rosengarten. © Monika Hildebrandt Foto: Monika Hildebrandt
Malerei von Otto Tarnogrocki: dieses Herrenhaus mit dem Rosengarten hat der Künstler mit Öl auf der Leinwand festgehalten.

Alfred Heinsohn hat zahlreiche Gemälde geschaffen, die gerade mal so groß sind wie eine halbe Postkarte - dennoch verbergen sich darauf ganze Landschaften, Naturspektakel, Hamburger Hafenszenen und Großstadttreiben. Neben 48 Arbeiten von Heinsohn hängen Werke von Rudolph Bartels, Otto Tarnogrocki, Hedwig von Germar, Wilhelm Kruse und vier arbeiten von Franz Bunke - zwei Drucke und zwei Gemälde. Als Professor an der Weimarer Malerschule hat Bunke Künstler wie Bartels, Tarnogrocki und Heinsohn unterrichtet und nach Schwaan gebracht. Gemeinsam haben sie die Mecklenburger Landschaft genossen und gemalt. Neben den Gemälden der Mitglieder der Schwaaner Künstlerkolonie sind auch Werke von zeitgenössischen Künstlern ausgestellt. Hier hängen auch zwei Werke von der Künstlerin Lisa Jürs. "Wenn ich male, dann bin ich angespannt," sagt Jürs. "Es geht darum, die Fläche irgendwie spannungsvoll zu gestalten - das ist erstmal das Wichtigste. Erst bei der Ausführung der ganzen Sache, da kann man sich schon mal Musik bei anstellen."

Mecklenburgische Kunst von Lisa Jürs

Lisa Jürs ist 1940 in Schwaan geboren und aufgewachsen. Die Malerin und Kunstwissenschaftlerin war viele Jahre Direktorin des Staatlichen Museums Schwerin und hat die Idee, ein Museum in Schwaan zu schaffen, mit Heiko Brunner geteilt. Die 83-Jährige hat sich ihr Leben lang mit mecklenburgischer Kunst beschäftigt und stets selbst gemalt - am liebsten mit Pastell und Öl. Die beiden Werke von ihr in der neuen Ausstellung zeigen Mecklenburgische Landschaften. Jürs beschreibt eines davon: "Dieses Gemälde ist eine Darstellung, wo Himmel und Wasser miteinander korrespondieren und da in eine Landschaft eingebettet sind. Das ist ein Detail mit verhältnismäßig breitem Pinselstrich, locker in der Farbigkeit, aber sehr harmonisch."

Gemeinsame Unterstützung für das Museum

Ein Gemälde von einem Fluss im impressionistischen Stil © Verein Freunde und Förderer der Kunstmühle Schwaan
Franz Bunke: Studie am Flussufer (1884)

Ihre beiden Werke fügen sich gut in die Jubiläumsschau ein. Das Kunstmuseum unterstützen und Kunstinteressierte für das Museum begeistern - dafür hat sich der Förderverein der Kunstmühle ein Jahr nach der Eröffnung gegründet. Dreißig Mitglieder sind dabei. In den vergangenen Jahren haben sie gemeinsam Werke angekauft, Wege im Park geschaffen und Plain Airs, also Freilichtmalerei, mit Profikünstlern veranstaltet, sagt Heiko Brunner. "Wir möchten weiterhin das Museum unterstützen, auch mit Ankäufen, soweit es möglich ist", so Brunner. "Es sind schon ein, zwei Arbeiten in der Warteschleife. Wir möchten in der Zukunft wieder Plain Airs anbieten. Das ist auch ein wichtiger Punkt, um für die Schwaaner Künstlerkolonie und für die alten Meister eine Brücke zu schlagen in das Heutige."

Auch Schülerarbeiten sind zu sehen

Im letzten Raum der neuen Ausstellung verbergen sich Gemälde von Schülerinnen und Schülern aus Bad Doberan. Jedes Jahr kommen sie mit ihrem Kunstleistungskurs nach Schwaan und malen. Sie lassen sich draußen inspirieren, von der Schönheit und den Farben der Natur. Wie es einst die Maler der Schwaaner Künstlerkolonie getan haben.

Die neue Ausstellung "Rückblende. Die Erwerbungen des Vereins 'Freunde und Förderer der Kunstmühle 2003 bis 2023" ist bis zum 5. November im Kunstmuseum in Schwaan zu sehen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Radio MV | Kulturjournal | 22.09.2023 | 19:00 Uhr

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