Fotos von Jägerhochsitzen: "Die Architektur des kleinen Mannes"
Bis zum 6. Oktober zeigt die Ausstellung "Waidmannsdank" in Klein Warin 80 Schwarz-Weiß-Fotos von Jägerhochsitzen in der Natur. Den Dresdner Fotografen Stefan Nestler interessiert vor allem die auffällige Architektur und deren Vergänglichkeit.
Mal sind es einfache Bretterverschläge auf kleinen Metallstützen, mal jederzeit abfahrbereite, weil auf Autoanhängern platzierte, solide verarbeitete Holzhütten: Hochsitze in allen Bauausführungen. Über fünf Jahre hat sich Stefan Nestler intensiv mit Ansitzen, wie sie in der Jägersprache heißen, fotografisch auseinandergesetzt. Dafür wanderte der gebürtige Sachse manchmal zwölf Stunden über Felder, Wiesen und durch mecklenburgische Wälder.
Er wandert gern und fotografiert Hochstände. "Was ein Jäger geschaffen hat, ist eine besondere Art von Architektur", sagt Nestler. Es sei interessant, aus welchen Materialien sie sind. "Manche sehen aus wie ein Dixi-Klo - mit unterschiedlichsten Sitzgelegenheiten". Das fasziniere ihn, erzählt Nestler.
Drei Viertel der Fotos entstanden in Mecklenburg-Vorpommern
Die 80 ausgestellten Fotos zeigen Hochsitze auf abgeernteten Maisfeldern, schneebedeckte Anstände am Waldesrand oder einsam und verlassen wirkende Holzkonstruktionen mitten auf endlos wirkenden Wiesen. Fast drei Viertel der Fotos entstanden in Mecklenburg-Vorpommern. Knapp 20 zeigen sächsische und brandenburgische Landschaften. Alle Aufnahmen sind monochrom in Schwarz-Weiß, "weil ich durch die Jahreszeiten spaziert bin und das Schwarz-Weiß zieht es zusammen, gewissermaßen als ein Ensemble."
Für den Fotografen sind Hochsitze "die Architektur des kleinen Mannes. Man kann sehen, welche Materialien er verbaut, gezimmert, recycelt hat, welcher Jäger Geld hat und wer selbst gebaut hat."
Kleine Bauwerke auf Zeit in der Natur
Stefan Nestler hat ausschließlich mobile Hochstände abgelichtet. Nur die Natur und kleine Bauwerke auf Zeit, das zeigen seine Bilder. Menschen sind nicht zu sehen. "Manchmal wollte ich den gleichen Hochsitz noch einmal fotografieren, aber dann war er schon weg oder abgerissen." Für den Künstler, aber mehr noch für den Wanderer Stefan Nestler, sind seine Foto-Expeditionen auch kleine Fluchten in eine stille Welt: "Ich gehe gern in die Natur, um zu entspannen, allein zu sein, keinen Menschen zu sehen. Menschen kann ich in der Stadt erleben."
Stefan Nestler hat es mit seiner Fotografie geschafft, dass seine Bilder erst auf den zweiten Blick mit der Jagd in Verbindung stehen. Im Vordergrund steht der Wunsch des Menschen, sich unbemerkt in die Natur einzufügen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 6. Oktober montags bis donnerstags von 9-13 Uhr in der Galerie Wolkenbank in Klein Warin zu sehen.