Ahrenshooper Kunstauktion erzielt neuen Umsatzrekord

Stand: 05.08.2024 10:20 Uhr

Bei der Ahrenshooper Kunstauktion sind am Sonnabend bis spät in die Nacht 178 Bilder versteigert worden. Den höchsten Preis erzielte das Gemälde "Selbstbildnis als Halbakt" der Rostocker Malerin Kate Diehn-Bitt.

von Juliane Voigt, Helgard Füchsel

Der Ansturm war groß bei der Ahrenshooper Kunstauktion. 200 Kunstinteressierte lieferten sich lebhafte Bietergefechte. Versteigert wurden vor allem Werke aus Künstlerkolonien im Ostseeraum. Dafür ist die Ahrenshooper Kunstauktion über die Grenzen von Mecklenburg-Vorpommern hinaus bekannt. Die 50. Auktion hatte auch Raritäten im Angebot. Zwei bis drei Jahre lang habe man die Auktion vorbereitet, erzählte der Auktionator Robert Dämmig. "Das sieht man ja auch an der Auswahl, es sind schon wirklich viele museale Stücke dabei", sagte er.

Kunstmuseum Schwaan wird überboten

Das Bild Laternenkinder von Rudolf Bartels, eine Ölmalerei mit dunkel gekleideten Menschen, die bunte Laternen tragen. © Rudolf Bartels
Das Kunstmuseum Schwaan konnte das Bild "Laternenkinder" des Schwaaner Malers Rudolf Bartels nicht ersteigern.

Zum Beispiel das Bild "Laternenkinder" aus der Künstlerkolonie Schwaan. Rudolf Bartels (1872-1943) hat es 1922 dort gemalt. Annette Winter-Süß vom Kunstmuseum Schwaan versuchte, es zu ersteigern. "Es gibt von dieser Serie der Laternenkinder insgesamt nur sieben bekannte Werke, von fünf wissen wir ungefähr, wo sie sind. Das ist jetzt mal eine Möglichkeit, eines zu bekommen", hoffte Winter-Süß kurz vor der Auktion. Es sei eines der wichtigsten Bilder des Malers. Mit Geld von der Stadt und vielen Spendern ging sie ins Rennen. Aber es gab andere, die ihr Budget nicht aus der Stadtkasse nehmen mussten. Sie wurde um 1.000 Euro überboten. "Das ist bitter. Aber es ist eine Auktion. Das höchste Gebot gewinnt. Man muss ein guter Verlierer sein", sagte sie. Das Bild hatte einen Startpreis von 16.000 Euro und erzielte schließlich mit 32.000 Euro den dritten Platz bei der Auktion.

Das Werk "Malersommer" des Leipziger Malers Bernhard Heisig (1925 - 2011) war mit einem Schätzpreis von 26.000 Euro an den Start gegangen. Es belegte schließlich den zweiten Platz mit 38.000 Euro. Versteigert wurden außerdem Bilder von Hermann Bachmann und Wolfgang Mattheuer. Mit dabei waren auch viele Werke aus der Gründungszeit der Künstlerkolonie Ahrenshoop und kleine Arbeiten.

"Selbstbildnis als Halbakt" erzielt höchsten Preis

Ein Gemälde einer Frau mit nacktem Oberkörper © NDR Foto: Juliane Voigt
Das Gemälde "Selbstbildnis als Halbakt" von Kate Diehn-Bitt wurde für 46.000 ersteigert.

Ein besonders seltenes Bild und zum ersten Mal überhaupt öffentlich zu sehen, war ein Gemälde von Kate Diehn-Bitt (1900-1978) aus dem Jahr 1935, auf dem die Rostocker Malerin sich als Halbakt selbst gemalt hat. Es erzielte mit 46.000 Euro den höchsten Zuschlag bei der Versteigerung. Zwei weitere Gemälde der inzwischen international bekannten Malerin wurden ebenfalls angeboten.

Anfang als spontane Grafikauktion

Angefangen hatte die Ahrenshooper Kunstauktion 1972 als spontane Grafikauktion. Jürgen Küttner hatte befreundete Künstler um einige Arbeiten gebeten und sie an Wäscheleinen im Ahrenshooper Kunstkaten aufgehängt. Die Erlöse seien, so der heute 82-jährige Galerist, in Rotweinflaschen umgesetzt worden, um anschließend zu feiern. Bis 1989 entwickelte sich diese Sommerauktion zu einer der größten Happenings in dem DDR-Künstlerbad. Es blieb eine private Initiative der jungen Leute. Die selbsternannten Auktionatoren hatten zwar angegeben, zum Kulturbund der DDR zu gehören, um sich Diskussionen mit den Kultur-Funktionären vor Ort zu ersparen. Später erhielten sie überraschenderweise sogar eine Ehrenmedaille des Kulturbundes, so Jürgen Küttner. Von 1989 an übernahm ein Verein die Grafikauktion. Versteigert wurden weiterhin vor allem Grafiken von Künstlern aus der ehemaligen DDR.

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Nach einer zweijährigen Pause Anfang der 90er-Jahre nahm der Kunstförderer Guenter Roese mit neuem Schwung die inzwischen beliebte und traditionelle Veranstaltung wieder auf. Mit der Umbenennung in Ahrenshooper Kunstauktion konnte er auch Kunstwerke von Malern und Malerinnen, die in Ahrenshoop Ende des 19. Jahrhunderts die Künstlerkolonie gegründet hatten, in die Versteigerung nehmen. Dazu gehörten Werke von Paul Müller-Kaempff oder Elisabeth von Eicken, die erst langsam durch die Ahrenshooper Kunstauktion überhaupt wieder entdeckt worden sind. Guenter Roese initiierte auch den Bau des Kunstmuseums Ahrenshoop, um die Künstlerkolonie mit Ankäufen präsentieren zu können. Guenter Roese starb im Jahr 2015.

Heute renommierte Kunstauktion

Heute gilt die Ahrenshooper Kunstauktion unter der Leitung des Galeristen Robert Dämmig als die renommierteste Auktion von Kunst aus den verschiedenen Künstlerkolonien der Ostseeküste. Bei der jetzigen 50. Ausgabe meldete das Auktionshaus mit 800.000 Euro einen neuen Umsatzrekord. Die Qualität und Auswahl der Einlieferungen hat dafür gesorgt, dass höhere Preise aufgerufen werden. Das gefiel nicht jedem. "Es ist eine typische Jubiläumswahl, es ist kein Geheimtipp mehr, das war es mal vor 20 Jahren", bemerkt der Sammler und Mitbieter Joachim Ahrendt. Er zeigt im Katalog auf ein kleines Kunstwerk für 10.000 Euro. "Na dann gute Nacht Marie", sagt er.

Trotz der Preise finden fast alle der knapp 180 Bilder schließlich einen neuen Besitzer. Ein Sommerspaß ist die Auktion auch noch nach 50 Jahren, wenn auch ein teurer.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Der Morgen | 05.08.2024 | 07:20 Uhr

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