Weg mit der Mülltonnen-Optik - neues Design für Wahlurnen?
Den Wahlzettel "in die Tonne kloppen" - geht das auch ansprechender? Die Hochschule für Bildende Künste in Hamburg hat einen Wettbewerb zur Neugestaltung von Wahlurnen gestartet.
Ein 120 Liter fassender, schnöder Plastikbehälter - so präsentiert sich in der Regel das Gefäß für die Stimmabgabe. Ein Ausdruck deutscher, verwaltungstechnischer Schmucklosigkeit. Design-Professor Friedrich von Borries von der Hochschule für Bildende Künste (HfbK) in Hamburg möchte das ändern. Er steht vor einer jener Wahlurnen und erzählt: "Ich habe jeden Tag mit einer Mülltonne zu tun - nämlich dann, wenn ich unsere Abfälle nach unten bringe. Durch dieses funktionale Plastikteil an meinen Hausmüll erinnert zu werden, gibt mir nicht das Gefühl, dass ich gerne habe, wenn ich die wichtige Entscheidung treffe, wem ich meine Stimme zur Gestaltung unserer Gesellschaft gebe."
"Ableitung einer Vase": HfbK-Absolvent entwirft neue Wahlurne
Wahlurnen könnten bald ansprechender aussehen. Denn die HfbK hat den Wettbewerb "Re-Design Democracy" gestartet (Einsendeschluss: 14. April), um die Behälter neu zu gestalten. Wie so etwas aussehen könnte, damit hat sich Frieder Bohaumilitzky beschäftigt. Der frühere Design- und Politikstudent hat für seine Masterarbeit eine Wahlurne entworfen: Das minimalistische, weiße Objekt ist höher als die gewohnte Tonne und läuft nach oben hin schmal zu. "Tatsächlich ist es eine Ableitung von einer Vase", erläutert der HfbK-Absolvent. "Ich fand es einfach gut, wenn der Akt des Wählens, also das Einwerfen des Wahlzettels, einem tatsächlich ein bisschen entgegenkommt."
An der zentralen Briefwahlstelle am Gerhart-Hauptmann-Platz geben Bürgerinnen und Bürger bereits jetzt schon ihre Simmen für die Bundestags- und die Hamburger Bürgerschaftswahl ab. Vor dem Eingang präsentieren von Borries und Bohaumilitzky das Neudesign - und es kommt an bei den Wählerinnen und Wählern.
"Sie hat ja auch einen großen Wert, unsere Stimme"
"Wunderbar. Modern, weiß, perfekt", fasst ein Mann seine Eindrücke zusammen. "Es ist 'n büschn netter, als den Zettel in die Tonne zu kloppen", meint eine Frau und lacht. Eine andere findet: "Wenn es nicht zu viel kostet, dann ist es schicker - und man verbindet es nicht mit einer Mülltonne. Sie hat ja auch einen großen Wert, unsere Stimme."
"Die Verantwortlichen sagen offenkundig, dass das Aussehen der Urnen nicht wichtig ist - das sei nur dingliches Zeug, nur ästhetische Oberfläche", so Design-Professor von Borries. "Aber wenn man sich überlegt, in was für ein Restaurant man gerne geht, und das eine ist hässlich und das andere ist schön gestaltet, dann geht man, glaube ich, lieber in das, was hell und freundlich ist."
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