Neue Schule für Kirchwerder: Spektakuläre Architektur
Die neue Stadtteilschule Kirchwerder ist ein absoluter Hingucker, eine architektonische Perle. Ihre Adresse: Teufelsort. Nun wird sie feierlich mit einem Umzug vom alten zum neuen Standort eröffnet.
Da reibt man sich schon die Augen, wenn man durch die Vierlande fährt, vorbei an kleinen gemütlichen Häusern und geduckten Kirchen. Plötzlich stehen da auf den weiten Feldern zwei rund 100 Meter lange futuristische Riegel, die schräg zueinanderstehen: Sie wirken wie alte Vierländer Bauernhöfe. Mit hohem Giebel, krummen Wänden. Statt bodentiefer Reetdächer hat die neue Schule eine Außenhaut aus bräunlichen dänischen Ziegeln: "Das ist genau die Besonderheit", erklärt André Hoffmann. Er ist Regionalleiter von Schulbau Hamburg, einem Landesbetrieb der Finanzbehörde. "Jeder Ziegel ist von Hand gefertigt worden und jeder wiegt rund 6 Kilo. Wir sind hier hunderte mal durchgelaufen und haben jeden einzelnen Ziegel auch mal gerüttelt, denn natürlich darf am Ende nichts runterkommen."
Hoffmann hat dieses ambitionierte Projekt realisiert: acht Jahre Planungszeit, zwei Jahre Bauzeit. Ein besonders gewagter Entwurf vom Berliner Architekturbüro Thomas Kröger, der Alt und Neu verbindet. Innen scheint kein Gang gerade zu sein. Sichtbeton dominiert, aber nichts wirkt hier kalt oder abweisend.
Kleine Foyers und lichtdurchflutete Klassenräume
Dieser Schulneubau wurde notwendig, denn schon seit Jahren hatte die alte Schule Platzprobleme - ein Großteil der Schülerinnen und Schüler musste in Containern auf dem Gelände der Grundschule Curslack-Neuengamme lernen. Der Neubau kam für Schulleiter Niko Gärtner gerade rechtzeitig: "In einem Moment, wo das alte Schulgelände wirklich unter den Beinen wegbröckelt ist und wo wir Klassen momentan verlagern müssen, weil es ihnen durch die Decke regnet."
Bevor es mit dem Bau losging, musste der feuchte Boden monatelang mit einer dicken Schicht Sand verdichtet werden. Zusammen mit Lisa und Moritz, beide in der neunten Klasse, dürfen wir schon mal rein. Erstmal alles ganz normal: Ein langer Gang, von dem die Klassenzimmer abzweigen. Und dann stehen wir auf dem "Dorfplatz". So nennen sie die kleinen Foyers, von denen die lichtdurchfluteten Klassenräume abzweigen. Lisa ist begeistert: "Das ist so viel besser als die alte Schule, ich liebe die Klassenräume generell, die Schule ist so toll, auch das Außengelände."
Herzstück: Die futuristische Aula
Schon jetzt sind hier rund 300 Schülerinnen und Schüler am Start, die restlichen 900 kommen im Januar dazu. "Wir möchten, dass unsere Schüler hier die Möglichkeit haben, alle Abschlüsse gut zu machen, bis hin zum Abitur", sagt Schulleiter Niko Gärtner, "und dazu haben wir erstmalig die Gelegenheit zu sagen: Für die Naturwissenschaften, für die Künste, für alles haben wir genug Platz."
Herzstück des Gebäudes ist die futuristische Aula, die nach oben hin schräg zuläuft, wie ein großes Zelt: Sie wirkt feierlich und verspielt. André Hoffmann ist ein bisschen Stolz anzumerken: "Man kann ganz deutlich sagen, dass diese Schule einmalig ist, durch diesen Charakter eines sehr würdigen Bauernhauses, gepaart mit modernster Pädagogik. Das ist besonders und passt auch nicht überall hin." Das gibt es wohl nur hier: eine Schule mit der Optik eines Hightech-Bauernhofs und das mitten auf der grünen Wiese.