Heino Marquart: Fliesenkunst aus Rahlstedt
Heino Marquart war ein erfolgreicher Architekt und hat Villen, Bürohäuser und Studentenwohnheime entworfen. Seine Freizeit widmet er ebenfalls einem Baumaterial - das er zur Grundlage seiner Kunst-Produktion erkoren hat: der Fliese.
In seinem selbst entworfenen Atelier erarbeitet Heino Marquart seine Fliesenkunstwerke. Gerade beschäftigt er sich mit einer Fliese, die schon zwei Mal im Ofen war - aber fertig ist sie noch lange nicht. Die Reflektion der Abendsonne soll das Gesicht noch in Rottöne tauchen - so wie auf seiner Vorzeichnung. Die Glasurfarbe ist - wie bei fast allen - erst einmal gräulich.
Doch nach vierzig Jahren Erfahrung weiß Heino Marquart genau, wie er seine Farben anmischen muss: "Vorher zu wissen, was nach einem Brand aus dem Ofen kommt, ist eine Wissenschaft für sich, viele Keramiker lassen sich da überraschen. Als Architekt bin ich gewohnt, das realisieren zu wollen, was ich geplant habe, möchte auch das aus dem Ofen holen, was ich da absichtlich reingetan habe."
Fliesenkunst zeigt philosophische und biblische Themen
Sein altes Architekten-Zeichenbrett ist mittlerweile von Keramiken besetzt. Auch sich selbst hat er schon auf Fliese gebannt. Heino Marquart ist umfassend gebildet und beschäftigt sich vor allem mit literarischen, philosophischen und biblischen Themen. Schließlich hat er selbst mehrere Semester Kunst, Philosophie und auch Theologie studiert, bevor er Architekt wurde.
Apostelkreuz hing schon in Leipziger Nicolaikirche
An seinem großen keramischen Apostelkreuz hat Marquart drei Jahre gearbeitet. Es war sogar schon in der Nicolaikirche in Leipzig ausgestellt. Demnächst wird es dauerhaft in einer bisher kreuzlosen Kirche in Jenfeld aufgehängt werden. "Ab und zu, bei über 1.000 Grad, kommt es manchmal vor, dass eine Fliese platzt. Bei Judas platzte sie in der Mitte durch. Ich habe mich entschlossen, das ist ein Fingerzeig Gottes, ich lasse es mal so", erzählt der Fliesenkünstler.
Marquart betont Dauerhaftigkeit der Keramik
In vielen Bildern sind nur die menschlichen Körperteile aus Keramik. Der Rest ist aus Holz. Das Lebendige soll für die Ewigkeit halten. Schließlich, so betont Marquart, zählen Keramiken zu den ältesten Kulturzeugnissen der Menschheit. "Mit diesem ehrwürdigen Material, das viel älter wird als wir, das kann man nicht einfach mal so machen, sondern das ist gleich der volle Ernst. Das hat mich immer interessiert. Die Keramik wird viel älter als wir. Ich glaube nicht, dass man das einfach so wegschmeißt oder zerbricht, zumindest nicht absichtlich", meint Marquart.
In der Werkstatt unter seinem Atelier entscheidet sich dann nach 24 Stunden und bei mehr als 1.000 Grad, ob Heino Marquarts' Pläne ein weiteres Mal aufgegangen sind.