Forum für Künstlernachlässe bekommt Gebäude in Niendorf
Wenn Künstlerinnen und Künstler sterben, was passiert dann mit ihren Arbeiten? Und was passiert mit der Kunst im Atelier, in den Lagerräumen und all dem, was nicht verkauft wurde? In Hamburg gibt es eine besondere Lösung: Das Forum für Künstlernachlässe.
Das Forum für Künstlernachlässe ist bislang im Künstlerhaus Sootbörn in Niendorf zu Hause. Doch das platzt aus allen Nähten. "Unser Nachlassforum ist jetzt auf 90 Künstler mit ungefähr 15.000 Werken angewachsen und deswegen müssen wir jetzt bauen. Wir werden 700 Quadratmeter bauen." Das Herz von Kunstvermittler Thomas Sello schlägt für das Forum für Künstlernachlässe. Der Verein sammelt die Nachlässe von Hamburger Künstlerinnen und Künstlern. Einer der Schätze: Alma Del Banco. Sie wurde in den 1920er-Jahren gefeiert und in den 1930er-Jahren von den Nationalsozialisten verfolgt. Jeder Nachlass ist anders, sagt Kunsthistorikerin Gora Jain. "So ein Umfang kann zwischen 30 und 100 Werken sein und das Begleitmaterial ebenfalls. Es können fünf, sechs Skizzenbücher sein oder eine Schublade voller Zeichnungen, Skizzen und Studien."
Es wird nicht alles gesammelt
Interessant sind Nachlässe mit Arbeiten aus unterschiedlichen Werkphasen. Der Verein ist bisher im Künstlerhaus Sootbörn in Niendorf zu Hause. Direkt nebenan soll der Neubau entstehen. Seit 2018 hat Architekt Andreas Horlitz dafür jede Menge Sonderanträge gestellt, sogar bei der Flugsicherheit. "Das ganze Gelände gilt als nicht bebaubar, weil es direkt in der Einflugschneise des Flughafens ist. Die Höhe der Bäume hier auf dem Grundstück, ist auf diese Höhe gekappt. Das sind ungefähr 7,50 Meter." Diese Höhe gilt auch für den zweigeschossigen Neubau mit seinen beiden Lagerräumen und einem Foyer für Veranstaltungen.
Weitere Herausforderung: die Kosten
Die Stadt Hamburg unterstützt den Verein, der vor 20 Jahren als Pilotprojekt gestartet ist. Darauf ist Kultursenator Carsten Brosda (SPD) stolz. "Das ist das eine, dass die Bürgerschaft schon 2022 entschieden hat, dass sie 800.000 Euro aus dem Sanierungsfonds zur Verfügung stellen wird, um den Bau zu unterstützen. Das andere ist, dass wir das Erbbaurecht an diesem Ort, weil das ein städtischer Grund ist, kostenfrei zur Verfügung stellen werden." Doch das Geld reichte noch immer nicht.
Thomas Sello beschaffte deswegen privat Geld auf ganz ungewöhnliche Weise. Er verkaufte ein expressionistisches Gemälde aus seinem Familienbesitz an ein Museum. Jetzt hängt das Bild im Max-Pechstein-Museum in Zwickau. Es zeigt in leuchtenden Farben eine Holzbrücke und dahinter einen Hafen. Für Thomas Sello ein Stück Familiengeschichte. "Meine Eltern haben sich 1939 ein Pechstein-Bild gekauft und sich zur Hochzeit geschenkt. Dieses Bild hat viele Dinge in der Familie verändert, die Pläne meines Vaters, der eigentlich Jurist ist und dann 1945 noch im Dezember eine Galerie in Hamburg gründete." Er selbst wurde Kunstvermittler. Und daher weiß er: die Kunst lebt davon, gesehen zu werden.
Forum für Künstlernachlässe feiert 2024 20-Jähriges Jubiläum
Die Schätze aus dem Verein werden schon jetzt national und international in Ausstellungen verliehen. Mit dem Neubau sollen sie auch in Niendorf sichtbarer werden. Wenn alles gut läuft, könnte das schon übernächstes Jahr Wirklichkeit werden. Das Forum für Künstlernachlässe feiert sein 20-Jähriges Jubiläum noch in diesem Jahr, am Freitag, den 07. Juni am Künstlerhaus Sootbörn in Niendorf.