Miriam Wurster sitzt vor einer Leinwand mit einem Pinsel im Mund und schaut in die Ferne. © Miriam Wurster
Miriam Wurster sitzt vor einer Leinwand mit einem Pinsel im Mund und schaut in die Ferne. © Miriam Wurster
Miriam Wurster sitzt vor einer Leinwand mit einem Pinsel im Mund und schaut in die Ferne. © Miriam Wurster
AUDIO: Das Leben als Karikatur gezeichnet von Miriam Wurster (55 Min)

Das Leben als Karikatur - gezeichnet von Miriam Wurster

Stand: 08.04.2024 00:01 Uhr

Miriam Wurster nimmt das Thema Mann, Frau im privaten oder im öffentlichen Raum in vielen Ihrer Cartoons auf. Mit viel Witz bringt sie in das Thema eine Leichtigkeit, die es braucht, sagt die Karikaturistin im Interview.

Die gebürtige Hamburgerin hat etliche Karikaturen im Laufe ihres Berufslebens veröffentlicht, in Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie "Titanic", "Süddeutsche Zeitung" oder "Charlie Hebdo". Miriam Wurster wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Deutschen Karikaturenpreis in Silber" oder dem "Geflügelten Bleistift in Silber". Nun ist ein Buch mit ihren gesammelten Cartoons erschienen: "Schrei mich bitte nicht so an!", so der aussagestarke Titel. Darüber und über ihre Arbeit spricht Miriam Wurster mit Annemarie Stoltenberg in NDR Kultur à la carte.

Auf dem Titelbild "Schrei mich bitte nicht so an", sieht man oben einen Mann auf einer ziemlich monströsen Welle im Meer, an der Kaimauer steht eine Frau mit Blick nach oben zu diesem Mann. In der Sprechblase steht: "Schrei mich bitte nicht so an". Ich glaube, dass man in dieser Karikatur Ihre beiden Seiten ahnen kann. Einerseits diese Schärfe und dieses "Schrei mich bitte nicht so an".

Miriam Wurster: Das ist einer von den wenigen Cartoons, an die ich mich noch ein bisschen erinnern kann, wie er entstanden ist. Das war tatsächlich an einem stürmischen Tag in Bremerhaven, und das Meer hatte so eine große Macht und Gefährlichkeit. Ich dachte, das will ich gerne in einen Cartoon reinbringen und habe angefangen, diese Idee zu entwickeln. In dem Fall war das Bild erst da. Man wird immer mal gefragt, was ist denn zuerst da, das Bild oder der Text. Deshalb ist es auch so ein ziemlich plakatives Bild geworden. Der Verlag und ich haben lange hin und her überlegt, was soll vorne auf dem Titel sein? Es sollte ein gutes, kräftiges und starkes Bild sein und dann brauchen wir auch einen griffigen Titel. Ich hatte zum Beispiel auch den Cartoon "Hamsterkauf" im Sinn. Der ist beliebt.

Da sieht man einen kleinen Hamster mit einem ganzen Stapel Bücher die Buchhandlung verlassen. Darunter steht "Hamsterkauf". Das ist der Lieblingskunde einer jeden Buchhandlung.

Wurster: Das ist aber nicht unbedingt der Cartoon, der auf dem Titel vorne seine Arbeit macht. Bei "Schrei mich bitte nicht so an", macht der Titel neugierig, und das Bild ist aussagekräftig. Deshalb waren wir uns einig, der soll vorne drauf.

Was dürfen wir uns unter der Karikatur "Schrei mich bitte nicht so an" vorstellen? Was hatten Sie im Sinn? Was könnte der Mann vorher getan haben? Dass sie ihn bittet, sie nicht so anzuschreiben?

Wurster: Eigentlich geht es um ein Missverständnis. Er ist in Not und sie nimmt es nicht so richtig wahr. Das ist ein klassisches Beziehungsgespräch, aber in einer Situation, die gar nicht dazu passt.

Auf dem Band mit den gesammelten Cartoons von Miriam Wurster, steht hinten drauf: "Miriam Wurster ist so lustig wie zwei Männer", von Hauck und Bauer. "Miriam Wursters Cartoons gehören zu den makabersten, originellsten und lustigsten in ganz Deutschland. Eine Pionierin, an der sich jüngere Zeichnerinnen gerne orientieren." Das hat Ella Carina Werner zu ihren Cartoons geschrieben. Ist es immer noch schwer, sich in der Szene als Cartoonistin durchzusetzen?

Wurster: In den letzten zehn Jahren hat sich enorm was getan, und so wie in anderen Kunstformen auch, habe ich das Gefühl, es wird mehr geguckt, was die Frauen machen. Man interessiert sich dafür. So ist das auch im Cartoon-Bereich. Die Entwicklung ist auf jeden Fall gut, es kann aber auch noch besser werden.

Sie nehmen dieses Thema Mann, Frau im privaten oder im öffentlichen Raum in vielen Ihrer Cartoons auf. Bei einem Cartoon sieht man einen Professor mit zwei Studenten und einer Studentin. Er sagt: "Wer ist denn die Protokollantin"? Das ist für ihn völlig klar, dass eine von ihnen das dann tut.

Wurster: Womöglich ist das jemand, der ansonsten gegen das Gendern ist. Das sind, glaube ich, Erfahrungen, die Frauen im Alltag immer noch machen können. Und früher noch viel mehr.

Da haben wir noch ein bisschen Arbeit vor uns. Vielleicht nützen Ihre Cartoons, weil sie das Thema so herrlich auf die Schippe nehmen und ihm damit eine Leichtigkeit geben, die Schwere nehmen oder auch dieses Gekränktsein. Wir kommen nicht weiter, wenn wir ewig nur gekränkt sind.

Wurster: Das ist das Tolle an einem Witz, dass der da eine Leichtigkeit reinbringt.

Das Gespräch führte Annemarie Stoltenberg.

 

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | NDR Kultur à la carte | 08.04.2024 | 13:00 Uhr

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