Skulptur in Hamburg soll auf Situation im Iran aufmerksam machen
Vor dem iranischen Generalkonsulat in Hamburg wurde eine Skulptur zweier iranischer Künstlerinnen eingeweiht, die an den Kampf für Frauenrechte und Freiheit erinnern und auf die andauernde kritische Situation im Iran aufmerksam machen soll.
Mitten auf einer freien Grünfläche steht kreisrund eine Art Brunnen aus grauen Ziegelsteinen. Daraus empor strecken sich sieben aus Beton gegossene Hände. Die Hände zeigen Gesten, die bei den Protesten im Iran immer wieder zu sehen sind: Die wütende, emporgestreckte Faust, eine Hand, die nach Hilfe ruft, der abgemagerte Arm einer Inhaftierten oder eine Hand, die dunkle, zum Protest abgeschnittene Haare festhält. Auch der bekannt gewordene Satz "Frau, Leben, Freiheit" steht in Farsi auf einem Protestschild und wird von einer der Hände hochgehalten.
Zur Einweihung der Skulptur sind einige Menschen gekommen und betrachten das neue Kunstwerk einmal genauer: "Ergreifend!", lautet das Urteil eines Gastes. Die Skulptur mache deutlich, was da passiert, "dass die Menschen aus dem Grab ihre Hände erheben gegen die Willkür und Gewalt, die da herrscht". Jemand anderen hat der erhobene Mittelfinger angesprochen: "Ich weiß, das ist eigentlich nicht höflich, aber manchmal muss man einfach mit aggressiven Wörtern oder Taten den Leuten zeigen, dass es reicht, gerade für Frauen. Ich finde die Skulptur wunderbar."
Künstlerinnen wollen anonym bleiben
Das Kunstwerk erinnert eindrücklich an die mutigen Frauen, die im Iran auf offener Straße dem Regime den Mittelfinger entgegenstreckten. Zu der Einweihung der Skulptur "Jinas Beet" sind rund 70 Personen, überwiegend aus der iranischen Diaspora, gekommen. Auch sie halten Flaggen mit der Aufschrift "Woman, Life, Freedom" und singen auf Persisch "Azadi" - Freiheit.
Das neue Kunstwerk in Winterhude ist von zwei iranischen Künstlerinnen, die schon lange in Hamburg im Exil leben. Sie wollen und müssen anonym bleiben, um sich und ihre Familienangehörigen vor den Repressionen des iranischen Staates zu schützen, erzählt eine der Künstlerinnen: "Es war wichtig, dass wir uns jetzt keine bestimmten Gesichter geben zu dieser Skulptur. Diese Skulptur ist der Mittelpunkt, das muss im Vordergrund sein und nicht, wer das gemacht hat. Das ist, worauf die Menschen achten müssen und nicht, wer das war oder wer nicht."
"Man kann Menschen töten, aber man kann Ideen nicht vernichten"
Der Tod von Jîna Mahsā Amīnī und die Protestwelle im Iran hat die beiden Künstlerinnen im Hamburger Exil erschüttert. In ihrer Wut und auch in ihrer Sehnsucht nach ihrem Geburtsort Teheran haben sie sich an die Kunst geklammert. Sie wollten raus aus der Ohnmacht und künstlerisch den Protest und ihre Solidarität verewigen: "Die Hände sind quasi die Bilder, die wir gesehen haben. Wir wünschten uns, dass diese Menschen unsterblich sind und wir dachten, wenn das aus Eisen oder Beton ist, dann wird das zu einem Material, das nicht so leicht zu vernichten ist, wie Fleisch", erklärt eine der Künstlerinnen.
Gut sichtbar steht das neue Kunstwerk in einem kleinen Park gegenüber von dem Generalkonsulat der Islamischen Republik Iran. Die Hände greifen in die Höhe und zeigen in Richtung des Konsulats. "Der Brunnen hat eine Tiefe, wir wissen nicht, wo das endet. Das war der Anfangsgedanke und später, als die Hände da rausgewachsen sind, hat sich diese Idee des Brunnens quasi zu einem Beet entwickelt", erzählt eine der Künstlerinnen. Der Steinbrunnen ist befüllt mit Erde. Zwischen den grauen Händen aus Beton wachsen echte weiße und grüne Pflanzen. "Wir hatten auch die Idee, dass wenn man einen Samen einpflanzt, keiner diese wachsenden Samen aufhalten kann. Und man kann Menschen töten, aber man kann Ideen nicht vernichten. Die Ideen bleiben und werden wachsen."
Die Skulptur "Jinas Beet" wurde vorerst für sechs Monate genehmigt. Die Künstlerinnen setzen sich weiter für einen dauerhaften Standort ein. Bis dahin ist das neue Protest-Kunstwerk in der Bebelallee in Winterhude gegenüber vom Iranischen Generalkonsulat zu sehen.