Rekonstruierte Kirchner-Gemälde auf Fehmarn vorgestellt
Der Maler Ernst Ludwig Kirchner verbrachte mehrere Sommermonate auf der Ostsee-Insel Fehmarn. Monumentale Wandtafeln des Künstlers sind nun als Rekonstruktionen am Filmtheater in Burg zu sehen.
Mit vereinten Kräften versuchen zwei Handwerker, ein mehr als drei Meter hohes Gemälde aufzurichten. Mitten in der Fußgängerzone. Weil das Material so biegsam ist, wölbt es sich immer wieder drohend nach unten, trifft fast vorbeilaufende Passanten.
Markus Majewski und sein Kollege hängen im Kinogang in Burg auf Fehmarn fünf Kirchner-Bilder auf - in fünf Metern Höhe. Die Gemälde sind Rekonstruktionen. Zu sehen sind nackte Menschen, Männer und Frauen im Meer. Sie bespritzen sich mit Wasser, baden in den Wellen.
Originale entstanden 1916
Etwas abseits beobachtet Thomas Hillebrand die Arbeiten. Er ist Kunsthistoriker und Vorstandsmitglied im Ernst-Ludwig-Kirchner-Verein Fehmarn. Zusammen mit den anderen Mitgliedern hat er die Bilder gekauft und nach Fehmarn gebracht.
Die Originale habe Kirchner während des Ersten Weltkriegs in einer Heilanstalt gemalt, erzählt Hillebrand: "Dort hatte er sich dann an seine schönste Zeit erinnert. Das sollte er dann malen als Wandgemälde, und so sind dann diese Bilder 1916 entstanden."
"Fehmarn war Kirchners irdisches Paradies"
Und seine Lieblingserinnerungen machte Kirchner vermutlich auf Fehmarn. Genauer gesagt, an der südöstlichen Küste in Staberhuk. Hier wohnte er Anfang des 20. Jahrhunderts für einige Sommer beim Leuchtturmwärter, malte die Steilküste, den Leuchtturm selbst. Und eines seiner berühmtesten Werke: Die Scheune auf einem nahegelegenen Hof. Hillebrand bietet hier Führungen an.
"Für Kirchner war das hier sein Hotspot. Hier fühlte er sich wohl. Hier hat er das gefunden, was er immer gesucht hat: Sein irdisches Paradies", erklärt Hillebrand Die Scheune und der Leuchtturm sehen auch mehr als einhundert Jahre später fast noch genauso aus wie damals. Auch die Natur rundherum - nahezu unberührt. Steile Klippen, dichter Wald und Büsche prägen die Küste.
Standort für Kirchner-Museum gesucht
Die meisten Werke Kirchners sind zerstört worden oder verschwunden. Unter den Nazis galt seine Kunst als "entartet". Auch wegen zu viel Nacktheit. 1938 beging Kirchner Selbstmord. "Seine Kunst wurde nicht verstanden, abgelehnt und aus Museen verbannt. Das waren alles Dinge, die ihm sehr nahegingen", erzählt Hillebrand.
Nach vier Stunden haben Majewski und sein Kollege die Bilder in Burg aufgehängt. Hier sollen sie möglichst lange bleiben. Der Ernst-Ludwig-Kirchner Verein will so seine Werke noch erlebbarer machen. Auf Fehmarn suchen sie außerdem nach einem Standort für ein Museum.