Museum Wilhelm Busch: Aktuelles und Historisches in alten Gemäuern
Das Museum im Georgengarten in Hannover beherbergt nicht nur den Nachlass des Zeichners, Karikaturisten und Max und Moritz-Erfinders, es versammelt auch über 55.000 Karikaturen aus vier Jahrhunderten.
Wenn man durch den Georgengarten schlendert, im Stadtteil Nordstadt in Hannover, kommt man am Georgenpalais vorbei. Park und Gebäude haben eine lange historische Tradition und Geschichte, weiß die Direktorin des Museums Wilhelm Busch Gisela Vetter-Liebenow zu erzählen. "Es ist eine klassizistische Palais-Anlage, die einen hier erwartet", beschreibt die Kunsthistorikerin die Umgebung. "Ein historisches Gebäude in einem historischen Landschaftsgarten nahe der Herrenhäuser Gärten und somit etwas, was eng mit der Geschichte Hannovers verknüpft ist und eigentlich auch ein bisschen mit den Inhalten des Hauses."
Das Museum, das offiziell und etwas sperrig "Wilhelm Busch. Deutsches Museum für Karikatur und Zeichenkunst" heißt, ist eine private Einrichtung und wird von der Wilhelm-Busch-Gesellschaft mit rund 2.500 Mitgliedern aus dem In- und Ausland getragen, um das Erbe des Zeichners, Malers und Schriftstellers zu bewahren. Mittlerweile beherbergt es aber nicht nur seins. Auch Friedrich Karl Waechters oder Ronald Searles Nachlass ist dort aufbewahrt.
Wilhelm Busch als Konstante im Museum
Das Museum ist klar strukturiert: in der Mitte der hohe Empfangsbereich mit Shop und Café. In wiederaufgebautem West-Flügeln sind die Räume für die Ausstellung unterbracht, die hier drei bis vier Mal im Jahr wechseln. Im Ost-Flügel des Palais, in den ehemaligen Wohnräumen, sind die Sammlungen zu sehen. "Insofern hat man die Möglichkeit, sich mit dem Aktuellen, aber auch mit dem immer Vorhandenen auseinanderzusetzen. Und das hat, wenn man in die Sammlungsräume geht, natürlich immer eine Konstante: Wilhelm Busch", erzählt Vetter-Liebenow.
Das Museum hat für die Direktorin vier wichtige Aufgaben zu erfüllen: "Das Sammeln und Bewahren, das Ausstellen und das Forschen. Das Ausstellen steht am Anfang. Wir haben eine Auswahl von Plakaten aus über 350 Ausstellungen, die es in den Jahren seit Bestehen des Museums gibt - vor allen Dingen, seit wir hier in diesem Hause sind." Sie zeigen, welchen Zeichnern und Karikaturisten in den letzten Jahrzehnten Ausstellungen gewidmet wurden. Dabei sind unter anderem Sempé, Janosch, Ernst Kahl, Hergé, Walt Disney, Carl Barks, Tomi Ungerer, Loriot und viele andere.
Meinungsbildung durch Karikaturen
Nicht nur bewahren, sondern auch forschen steht auf der Agenda. Die Sammlungen umfassen über 55.000 Karikaturen. Die gilt es auch wissenschaftlich aufzuarbeiten: "Seit mehr als fünf Jahren haben wir hier ein Fellowship. Und gerade aktuell ist auch wieder ein Fellow hier, eine junge Amerikanerin, die in Deutschland forscht, sodass wir einmal im Jahr unsere Sammlung öffnen für eine Wissenschaftlerin, einen Wissenschaftler, der hier für vier Wochen bei freier Kost und Logis arbeiten kann", sagt Vetter-Liebenow.
Die Direktorin schaut auch auf die kommenden Generationen. Zwei Dinge würde sie gerne weitergeben: "Einmal: Augen öffnen. Genau hinschauen. Nicht dem ersten Anschein trauen, sondern versuchen, sich mit dem, was ich sehe, auch inhaltlich auseinanderzusetzen - das lehrt eine Karikatur. Zum anderen: neugierig zu sein. Sich andere Wahrheiten oder andere Positionen anzuschauen. Denn auch eine Karikatur ist eine Meinung. Toleranz bedeutet ja nicht, ich muss mir alles andere auch aneignen, sondern, ich kann auch anderer Meinung sein. Aber: Ich muss eine andere Meinung aushalten können, auch wenn sie mir nicht gefällt."
Abschied von Bildern und Ausblicken
Seit über zehn Jahren leitet Gisela Vetter-Liebenow das Museum Wilhelm Busch nun schon. Zum Ende des Jahres wird aber Feierabend sein. Dann gibt sie den Staffelstab der Museumsleitung weiter. Einen Ort wird sie aber dennoch im Museum besonders vermissen: "Es gibt eine Stelle, an die ich gerne gehe, bei jeder Führung auch oft stehen bleibe. Die hat gar nichts mit den Bildern zu tun, sondern mit dem Haus und dem Garten: Wenn Sie über die geschwungene Holztreppe in die erste Etage gehen - da haben Sie ein Fenster und blicken auf den Palaisgarten. Dieser Ort erzählt ganz viel über die Geschichte des Hauses, des Gartens und auch ein bisschen über den Bezug dieses Hauses zu dem, was wir heute machen."
Ein paar Jahre sind es noch, dann feiert die Wilhelm-Busch-Gesellschaft und damit auch das Museum den 100. Geburtstag. Eine lange Geschichte und eine lange Tradition, die im Museum behütet wird.