Kreativität statt Leerstand: Die Kunstvilla tbd in Altona
Alles ist im Fluss in der Kunstvilla tbd in Altona, einem leerstehenden Haus zwischen Ikea und Königstraße. Architekten haben sie einem Künstlerkollektiv überlassen - als offenen Raum für Kreativität, Bar inklusive.
Die weiße Stadtvilla fällt von außen erstmal nicht auf zwischen den anderen Wohnhäusern. Innen dann zwei weißgraue Farbklekse auf dem alten Teppichboden. Es ist ein Friedenszeichen, darüber ein Regenbogen mit dem Schriftzug "let's do epic shit together".
"Unter diesem Regenbogen sitzen lauter Tauben. Die haben dieses Peace-Zeichen geschissen", erklärt die Streetart-Künstlerin Marambolage. Es ist eine Installation mit einem klaren Appell: "Für mich soll es bedeuten, dass wir den Frieden nicht alleine hinbekommen." Wir müssten uns gegenseitig helfen, egal wie unterschiedlich wir seien. "Nur gemeinsam - die Tauben sind nämlich alle ganz unterschiedliche Persönlichkeiten - kriegen wir das geschissen sozusagen", erklärt sie weiter.
Marambolage stellt sonst in der Affenfaust Galerie oder der Millerntor Gallery aus. Ein Dreier-Kollektiv betreibt die Kunstvilla in Altona und hat sie angefragt. Chris Poehlmann ist einer von ihnen: "Wir haben KünstlerInnen eingeladen, die Wände schön zu machen, Bilder zu hängen. Wir haben Galerien eingeladen und versuchen jetzt, mit unserer Bar Menschen herzulocken, sich Kunst anzugucken, schöne Zeiten zu haben."
Barbetrieb und Kunstverkauf finanzieren das Projekt
All das ist möglich, weil Architekten die alte Stadtvilla gekauft haben, neuen Wohnraum schaffen wollen und für die Phase des Leerstandes, Kreativen die Villa zur Zwischennutzung angeboten haben. Chris Poehlmann hatte Kontakt zu den Architekten und war sofort begeistert. "Das hätte sonst leer gestanden und ich würde mich schlechter fühlen, wenn ich die ganze Zeit gegen Leerstand wettere und dann nicht die Chance am Schopfe packe, wenn sich mir eine bietet."
Seit Dezember darf das Kollektiv die rund 350 Quadratmeter große Villa kreativ bespielen und voraussichtlich bis Ende April nutzen. Mietkosten fallen nicht an, nur die Nebenkosten für Strom und Heizung muss das Kollektiv übernehmen. Mit dem Barbetrieb und dem Verkauf von Kunstwerken finanzieren sie die kreative Zwischennutzung.
Weil das Haus am Ende ohnehin saniert wird, dürfen die Künstlerinnen und Künstler sich hier voll austoben und ausprobieren - deshalb auch der Name tdb. Das steht für "to be defined", also wird noch definiert. "Ich glaube, das ist das, was das Haus ausmacht: Wir wissen selbst nicht, was passiert. Wir glauben, dass es niemals fertig ist", sagt Chris Poehlmann. Dieses Haus solle ein Haus im Wandel sein und bleiben und sich immer wieder ein bisschen neu erfinden. "Tbd ist einfach ein offenes Konzept für Kunst und Kultur."
Alle Freiheiten und kreativer Austausch
Im Erdgeschoss arbeitet gerade der Urban Art-Künstler La Piz mit großer Farbrolle an einer Wand und gestaltet eine Art Barock-Tapete, auf der er kleinformatige Streetart ausstellen wird. "Das ist wunderbar, weil du dich selber verwirklichen kannst. Ich kann machen, was ich will, was schon mal sehr große Freiheit ist. Und da sind viele andere Künstler:innen. Das heißt, man kann gut Netzwerken. Ich finde es super", sagt er.
Die Kunstvilla tbd in Altona ist ein Raum, in dem Kreative sich niedrigschwellig melden und ausstellen können. In lockerer Atmosphäre und mitten im Wohngebiet lässt sich hier Kunst aus der aktuellen Hamburger Urban Art-Szene erleben und mit den Kreativen ins Gespräch kommen. Kunst zu kaufen gibt es auch, ab 20 Euro. Alle Infos gibt es auf dem Instagram-Kanal von tbd.