Kooperation mit der VHS: Black Academy startet in Hamburg
In Hamburg ist, in Kooperation mit der Volkshochschule, die Afrotopia's Black Academy gestartet. Das umfangreiche Kursprogramm richtet sich an die schwarze Community, aber auch an andere Interessierte der Stadtgesellschaft.
Er hatte die Idee: Christian Ayivi sitzt in einem der Räume, die bei "Afrotopia" in Hamburg-Barmbek als Seminarraum genutzt werden. Vor ihm auf dem Tisch liegt das Kursprogramm der neu gegründeten Black Academy, ein Seminarangebot speziell für die schwarze Community. So etwas, sagt der studierte Theologe und Germanist, hat bisher einfach gefehlt in der Stadt. "Wir brauchen eine Institution wie die Afrotopia’s Black Academy, um Dinge zu lernen, die zu uns gehören", so Ayivi. "Es geht um Themen, die uns selbst beschäftigen, die wir aber nicht anderen überlassen können und die wir auch nicht woanders lernen können. Diese Themen müssen wir selbst erarbeiten."
"Einen Bruch machen und die eigene Geschichte lernen"
Viele Schwarze in Hamburg sind hier aufgewachsen, gehen hier zur Schule, studieren oder arbeiten. Manche sind Deutsche und leben schon seit Generationen hier, andere sind erst in den letzten Jahren zugezogen. So unterschiedlich die einzelnen Lebensgeschichten sind - manche Erfahrungen, etwa mit Rassismus, ähneln sich. Und: Häufig wird, etwa im Geschichtsunterricht, weiterhin eine sehr weiße Perspektive vermittelt. "Irgendwann muss man einen Bruch machen und anfangen, seine eigene Geschichte zu lernen", findet Ayivi. "Wir sind eine sehr heterogene Black Community mit sehr unterschiedlichen Einflüssen. Dann ist es gut, miteinander ins Gespräch zu kommen. Genauso wie wir mit der deutschen Bevölkerung ins Gespräch kommen wollen."
Elaine Thomas leitet die Black Academy. Sie kommt aus Washington DC und lebt schon lange in Hamburg. Seit vielen Jahren arbeitet sie bereits als Dozentin an der Hamburger Volkshochschule. Kreatives Schreiben ist ein Kurs, den sie im Rahmen der neuen Akademie anbietet, "Afrotalk" ein anderer. Dabei geht es um viele ganz unterschiedliche Themen und Bereiche wie Politik, Kultur, Literatur und Identität.
Schwarze Feministinnen aus den USA als Vorbild
Im Rahmen der Black Academy wird Thomas sich auch mit feministischen Themen beschäftigen. "Meine Idee ist, die sehr starken schwarzen Feministinnen aus den USA als Vorbild zu nehmen. So wie Toni Morrison, Alice Walker oder Angela Davis. Davis hat ungefähr 20 'Black Lives Matter'-Gruppen gegründet. Was können wir daraus lernen?"
Manche der Kurse richten sich speziell an die Black Community. In einem "Safe Space", einem sicheren Umfeld, sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander austauschen können. Dazu Christian Ayivi: "Wie erfahre ich Rassismus, was erlebe ich, was kann ich tun? Welche Lösungsansätze gibt es?"
"Wo handele ich rassistisch, ohne es zu wissen?"
Andere Angebote stehen allen Interessierten offen. Etwa, wenn es darum geht, das eigene Verhalten kritisch zu hinterfragen. Ayivi bringt dies so auf den Punkt: "Was bedeutet für mich Rassismus? Obwohl ich überzeugt bin, dass ich kein Rassist bin und das nicht meine Absicht ist: Wo handele ich rassistisch, ohne es zu wissen?"
Das Begegnungszentrum Afrotopia in einer ehemaligen Kirche hat selbst ausreichend Räume für die Kurse. Die Hamburger Volkshochschule bietet den organisatorischen Rahmen. Mit der Black Academy, sagt Nana Kintz von der VHS, soll eine Lücke geschlossen werden: "Für die Hamburger Volkshochschule ist es eine große Chance, diesen Bildungsbereich gemeinsam mit starken Partner*innen anzubieten - weil die VHS es aus eigener Kraft nicht kann. Oder sie würde es gerne, aber sie wird einfach als weiße Organisation wahrgenommen. Wir erhoffen uns durch diese Partnerschaft, auch als Institution viel zu lernen und die Hamburger Volkshochschule weiter zu entwickeln in Richtung einer Einrichtung, die Vielfalt erfüllt und diskriminierungsfreie Bildung leisten kann."
"Afrobeats": Musik und Tanz aus verschiedenen Ländern
Die Tür öffnen, gemeinsam neue Angebote entwickeln: Auch "Afrobeats", ein Tanz- und Musikstil, der musikalische und tänzerische Elemente aus verschiedenen afrikanischen Ländern vereint, findet sich im Kursprogramm. Genau wie afrikanisches Yoga oder eine Fortbildung zum Thema Rassismus im Unterricht.
Für die Zukunft, sagt Christian Ayivi, gibt es noch jede Menge weiterer Ideen. Er würde sich freuen, wenn möglichst viele Lust hätten, mitzumachen: "Es wäre toll, wenn wir mehr Übungskräfte bekommen, aber auch mehr Teilnehmer. Und wir appellieren auch an die Mehrheitsgesellschaft, zu uns zu kommen, mit uns zu reden, gemeinsam mit uns eine friedliche, demokratische Gesellschaft zu feiern."