"Früchte des Zorns" - John Steinbecks Roman als Hörspielserie
Stand: 15.11.2024 06:19 Uhr
Für "Früchte des Zorns" erhielt John Steinbeck im Jahr 1940 den Pulitzer-Preis. Der Roman schildert die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrise, Klimawandel, Migration und Rassismus. Ein Stoff der Stunde. NDR Kultur hat die Geschichte für die ARD Audiothek als Hörspielserie produziert.
John Steinbecks Epos "Früchte des Zorns" erschien am 14. April 1939 in den USA und bewegte das ganze Land. Sein scharfer, wie unverhohlen antikapitalistischer Blick in die Abgründe der damaligen Zeit provozierte massive Kritik der Kirchen und Großgrundbesitzer. Gegendarstellungen wurden verfasst und Steinbeck erhielt sogar Morddrohungen.
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Der Schauspieler und Musiker Gustav Peter Wöhler ist berührt von der Aktualität des Romans "Früchte des Zorns" von John Steinbeck.
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Sie finden die Hörspielserie "Früchte des Zorns" in 12 Folgen ab dem 15. November in der ARD Audiothek. Vom 16. November bis zum 21. Dezember senden wir die Serie immer am Sonnabend ab 18 Uhr auf NDR Kultur.
Das vermeintliche gelobte Land
Ausgang war Steinbecks Reportage-Serie für die San Francisco News über das Schicksal der Wanderarbeiter auf kalifornischen Obstplantagen in der Mitte der 1930er-Jahre. Bodenerosion, Dürre und Staubstürme zwangen hunderttausende Farmer ihre Heimat Oklahoma zu verlassen. Die "Route 66" wurde zur Straße eines Volkes auf der Flucht - immer gen Westen. Doch Kalifornien entpuppte sich nicht als das gelobte Land, wo Milch und Honig fließen. Die als "Okies" verspotteten Arbeitsmigranten wurden ausgebeutet und gehasst. Viele endeten in Elendslagern oder am Straßenrand, der Kampf um Arbeit wurde zum Kampf ums Überleben.
Die Joads träumen vom Neuanfang
Das Produktionsteam von "Früchte des Zorns": Corinna Gathmann, Philipp Neumann und Christiane Ohaus im Hörspielstudio.
In Steinbecks Geschichte befindet sich unter den Schutzsuchenden die Familie Joad. Die entwurzelte Großfamilie, die sich aus drei Generationen zusammensetzt, bricht in einem umgebauten Hudson Super Six auf. Sie träumen von einem Neuanfang, von einem Stück Land und Wasser. Aber ihre Reise wird kein romantischer Roadtrip - die Joads kämpfen um Würde, faire Bezahlung und den Zusammenhalt ihrer Gemeinschaft.
Die journalistischen Feldstudien Steinbecks fanden als parabelhafter Erzählstrang, der synoptisch die Erlebnisse der Joads in einen gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang stellt, Eingang in den Roman. Die Bearbeiterin und Regisseurin Christiane Ohaus formte diese Ebene für die Hörspielserie zu einem Zyklus aus insgesamt 14 "Chroniken", die über die Serie verteilt sind. Gemeinsam mit der Komponistin und Sängerin Stephanie Nilles und Musiker Thomas Deakin hat sie dazu einen großen und anspielungsreichen Soundtrack geschaffen - zwischen Folk, Jazz, Country, Bluegrass, klassischen Klavierstücken und vom musikalischen Theater Kurt Weils inspirierten Arrangements.
Mit den Stimmen von Gustav Peter Wöhler, Burghart Klaußner und vielen mehr
Insgesamt 49 Schauspielerinnen und Schauspieler wirkten bei der Produktion der Serie im NDR Hörspielstudio am Hamburger Rothenbaum mit - allen voran Burghart Klaußner, Patrick Güldenberg, Johanna Gastdorf, Rainer Bock, Gustav Peter Wöhler, Linn Reusse, Werner Wölbern und Astrid Meyerfeldt. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Ensemble-Leistung voller bewegender Momente.
"Die Aktualität dieses Romans beweist sich spätestens dann, wenn die Einwanderung unerwünschter Fremder, von einem einheimischen Mob bekämpft wird, der stellvertretend für den ewigen Kampf von Reich gegen Arm vor keiner Schandtat zurückschreckt."
Burghart Klaußner, spricht den Erzähler in "Früchte des Zorns"
1940 erhielt John Steinbeck für "Früchte des Zorns" den Pulitzer-Preis: Ein wütender Appell an die Menschlichkeit - gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur. 2024 ist es ein Stoff der Stunde, der die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftskrise und der Delegitimierung demokratischer Institutionen, zwischen Migrationsbewegung und dem menschengemachten Klimawandel aufdeckt.
Früchte des Zorns – The Grapes of Wrath
Hörspielserie nach dem Roman von John Steinbeck
Übersetzung aus dem Amerikanischen:
Klaus Lambrecht
Musik:
Stephanie Nilles und Thomas Deakin
Stimmen:
Erzähler – Burghart Klaußner
Chronistin – Astrid Meyerfeldt
Chronist – Werner Wölbern
Erzählung "Die Schildkröte" – Barbara Nüsse
Tom Joad – Patrick Güldenberg
Mutter Joad ("Ma") – Johanna Gastdorf
Vater Joad ("Pa") – Rainer Bock
Großmutter Joad ("Granma") – Hedi Kriegeskotte
Großvater Joad ("Grampa") – Wolf-Dietrich Sprenger
Noah Joad – Marek Harloff
Rose of Sharon Joad ("Rosasharn") – Linn Reusse
Al Joad – Tom Scherer
Ruthie Joad (12 Jahre) – Lina Stoimenovski
Winfield Joad (10 Jahre) – Joon Staschen
Onkel John – Wolfgang Michael
Jim Casy – Gustav Peter Wöhler
Connie – Simon Schwan
Muley Graves – Lars Rudolph
Fahrer – Markus John
Sairy Wilson – Maja Schöne
Ivy Wilson + Polizist – Matthias Matschke
Tankwart – Josef Ostendorf
Zollbeamter + Polizist – Matti Krause
Besitzer + Mann im Anzug – Bernd Grawert
Zerlumpter + Schläger + Mann – Tim Grobe
Sohn + Tänzer – Merlin Sandmeyer
Vater + Provokateur – Ulli Plessmann
Jehovitin – Victoria Fleer
Sheriff + Mann in Weedpatch – Yorck Dippe
Einäugiger + Bürgerwehr + Schläger – Jonas Nay
Mrs. Wallace – Stephanie Nilles
Wilkie Wallace – Ole Lagerpusch
Tim Wallace – Michael Wittenborn
Floyd -- Mirco Kreibich
Kontraktor + Buchhalter – Samuel Weiss
Polizist Joe + Wächter – Till Huster
Mr. Thomas + Jackson – Konstantin Graudus
Wächter + Black Hat – Peter Kaempfe
Lisbeth – Gabriela Maria Schmeide
Große Frau + Kellnerin – Christiane von Poelnitz
Vorsteher + An-/Absagen – Tilo Werner
Jessie – Sabine Orléans
Huston – Peter Franke
Jule + Junger Mann – Johannes Hegemann
Angestellter auf der Hooper Farm – Steffen Siegmund
Verkäufer – Stephan Grossmann
Mrs. Wainwright – Victoria von Trauttmansdorff
Mr. Wainwright – Achim Buch
Junge – Felix Lengenfelder
Besetzungsbüro:
Marc Zippel und Dagmar Titz
Technische Realisation:
Corinna Gathmann und Philipp Neumann
Regieassistenz:
Leo Schenkel, Luca Toboll, Sarah Veith und Simon Hastreiter
Hörspielbearbeitung und Regie:
Christiane Ohaus
Dramaturgie und Redaktion:
Michael Becker
Foto:
Andreas Rehmann
Artwork:
Isabel Seliger
Produktion:
Norddeutscher Rundfunk 2024
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Die USA in den 1930er Jahren: Hitze und Sandstürme haben die Böden Oklahomas ausgetrocknet. Dann kamen die Banken.
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Nach dem staatlichen Camp Weedpatch gelangt die Familie zur Hooper-Ranch. Dort trifft Tom den entlassenen Casy wieder.
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John Steinbeck, 1902 in Kalifornien geboren und 1968 gestorben in New York, schrieb sich mit "Früchte des Zorns" (1939) als schonungsloser Chronist des "American Way of Life" in die Literaturgeschichte ein. Steinbeck wurde dafür als Autor gefeiert, u.a. mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Gleichzeitig wurde "Früchte des Zorns" zeitweise aus amerikanischen Bibliotheken verbannt, Steinbeck wurde als Kommunist verunglimpft und der ehemalige US-Präsident Hoover bezeichnete ihn als "gefährlichen Umstürzler". Die kongeniale Verfilmung des Romans durch John Ford, mit Henry Fonda als "Tom Joad", machten den Stoff weltberühmt. Bis heute wurde "Früchte des Zorns" in 30 Sprachen übersetzt. Während des Zweiten Weltkriegs war Steinbeck als Kriegsreporter in Italien, in den Jahren danach reiste er durch Europa, Nordafrika und Russland. 1952 landete er mit "Jenseits von Eden" seinen weltweit größten Romanerfolg. 1962 erhielt Steinbeck den Nobelpreis für Literatur.
Geboren in Osnabrück (Jahrgang 1959), studierte Christiane Ohaus Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. Bei einem Volontariat im RIAS Berlin lernte sie das Hörspiel kennen und lieben. Ab 2012 arbeitete sie bei Radio Bremen als Hausregisseurin. In dieser Zeit realisierte sie u.a. "Der Steppenwolf", "Madame Bovary" oder "Jane Eyre" als Hörspiele. Von 2012 bis 2022 war sie für den NDR als Dramaturgin und Hörspielregisseurin in der Abteilung NDR Radiokunst tätig. 2021 arbeitete sie mit der Komponistin Stephanie Nilles an der Hörspielserie "Jenseits von Eden", die mit dem Deutschen Hörbuchpreis 2022 ausgezeichnet wurde -- und die NDR Kultur zwischen Weihnachten 2024 und Neujahr wiederholt sowie in der ARD Audiothek zur Verfügung stellt. Aufgrund dieser Arbeit konnten die Erben John Steinbecks überzeugt werden, dem Team auch "Früchte des Zorns" anzuvertrauen und für das Hörspiel zu bearbeiten.
Die amerikanische Komponistin Stephanie Nilles (Jahrgang 1983) wurde am Cleveland Institute of Music, dem Fixpunkt amerikanischer Pianisten, ausgebildet. Danach ließ sie die Musikwelt zunächst hinter sich. In New York tauchte sie später in die Welt der Folk- und Jazzclubs ein, besuchte Poetry Slams und begann an eigenen Texten und Vertonungen dafür zu arbeiten. Sie ging als Songwriterin und Performerin auf Tour. 2021 erschien ihr siebtes Album mit Bearbeitungen von Kompositionen des amerikanischen Bassisten und Pianisten Charles Mingus. Nach der Zusammenarbeit mit Christiane Ohaus bei der Adaption von "Jenseits von Eden" ist dies ihre zweite Arbeit als Komponistin, Musikerin und Sängerin im Hörspiel.
Dieses Thema im Programm:
NDR Kultur |
Hörspiel |
16.11.2024 | 18:00 Uhr
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