"DSCHINNS" als NDR Hörspielserie
Fatma Aydemirs berührende Familiensaga über die deutsch-türkische Familie Yılmaz als Hörspiel in sechs Kapiteln. Eine Miniserie von NDR Kultur in der ARD Audiothek.
Dreißig Jahre hat Hüseyin Yılmaz in Deutschland hart gearbeitet. Er kam als Gastarbeiter aus der Türkei. Und nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag seines Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach: seine Kinder Ümit, Peri, Sevda, Hakan und seine Frau Emine.
Geheimnisse, Wünsche, Wunden
Fatma Aydemir nimmt uns mit auf eine Zeitreise in die 1990er Jahre. Sie erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt und doch untrennbar verbunden sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Davon berichtet uns eine Stimme, ein Schatten, ein Dschinn, der die Familie Yılmaz immer begleitet, umkreist und auch ihre dunklen Geschichten kennt.
Zeitreise in die 90er Jahre
Das Hörspiel basiert auf der Theaterfassung von Selen Kara, die für das Nationaltheater Mannheim entstand. Anders als im Roman werden die Kapitel "Sevda" und "Peri" in der Reihenfolge miteinander vertauscht, um die Geschichte der vier Kinder in der Chronologie ihrer Ankunft in Istanbul zu erzählen. Anfang und Ende bilden nach wie vor die Geschichten der Eltern, Hüseyin und Emine.
Kurdische Identität, der Verlust eines Kindes, Kriegserfahrungen, Alltagsrassismus in Deutschland und versteckte Queerness
Florian Fischer hat die Bühnenfassung erneut geöffnet, Passagen aus Fatma Aydemirs Roman für das Hörspiel wieder eingeflochten und O-Ton-Material ergänzt. In der Gedankenwelt des Islam steht ein Dschinn für ein übernatürliches Wesen, das jeder Mensch bei sich hat. Die "Dschinns" der Familie Yılmaz sind die unausgesprochenen Leerstellen der Familiengeschichte, Verdrängtes oder Verschleiertes, womit sich die Figuren nicht konfrontieren wollen oder können: Ihre kurdische Identität, der Verlust eines Kindes, Kriegserfahrungen, Alltagsrassismus in Deutschland und versteckte Queerness. Gemeinsam mit Komponist Schneider TM und dem Ensemble blättert Florian Fischer die Konflikte dieser Familie Schicht um Schicht auf, verbindet Erinnerungen der Figuren und die Gegenwart der Geschichte im Jahr 1999.
Die Autorin
Fatma Aydemir wurde 1986 in Karlsruhe geboren, sie lebt in Berlin. Bei Hanser erschien 2017 ihr Debütroman "Ellbogen", für den sie den Klaus-Michael-Kühne-Preis und den Franz-Hessel-Preis erhielt. 2019 war sie gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah Herausgeberin der Anthologie "Eure Heimat ist unser Albtraum". Ihr zweiter Roman "Dschinns", 2022, wurde mit dem Robert-Gernhardt-Preis und mit dem Preis der LiteraTour Nord ausgezeichnet. Im Auftrag des Schauspiel Essen verfasste Fatma Aydemir ihr erstes Theaterstück "Doktormutter Faust", welches in der Regie von Selen Kara im September 2023 uraufgeführt wurde. "Ellbogen" wurde in der Regie von Aslı Özarslan verfilmt und im Februar 2024 bei der 74. Berlinale uraufgeführt.