Verhoevens "Benedetta": Trashiges Sex-Drama im Nonnenkloster
In "Benedetta", dem neuen Film des niederländischen Regisseurs Paul Verhoeven, macht eine junge Nonne auf besondere Weise Karriere innerhalb der Kirche.
Schon als sehr junge Frau trat Benedetta in ein toskanisches Kloster ein. Hier wird sie plötzlich von bedrohlichen Visionen heimgesucht, in denen Jesus als ihr Retter erscheint. Immer wieder hat Benedetta blutende Wunden an den Händen, so wie Gottes Sohn am Kreuz. Die Visionen verleihen der jungen Nonne Bedeutung, machen sie auch jenseits der Klostermauern bekannt. Und bald wird ihr auch klar, wofür sie diese Macht einsetzen kann.
Paul Verhoevens Lust an der Provokation
Benedetta nimmt sich der halbwüchsigen Bartolomea an. Vor ihrem missbräuchlichen Vater ist die Novizin ins Kloster geflohen. Aus der gegenseitigen Anziehung wird eine sexuelle Beziehung. Die klösterlichen Sexszenen zwischen den beiden Frauen inszeniert Paul Verhoeven mit sichtlicher Lust an der Provokation. Scheint doch die Lust seiner beiden Heldinnen durch Grenzüberschreitungen stimuliert zu werden - etwa, wenn aus einer Marienfigur ein Phallus geschnitzt und im Bett zum Einsatz gebracht wird.
Nur die Äbtissin des Klosters beäugt den Sex und die Sexualisierung der jungen Frauen misstrauisch. Charlotte Rampling spielt sie als berechnende Verwalterin der kirchlichen Macht. Wie eine Wärterin versucht sie, die explodierenden Leidenschaften einzudämmen - und scheint als einzige die Situation realistisch einzuschätzen.
Der Hype um ihre religiösen Visionen führt dazu, dass Benedetta selbst Äbtissin wird. Während sie im Kloster zunehmend ungeniert ihre Sexualität auslebt, ist in der Stadt die Pest angekommen. Wie eine populistische Anführerin verspricht Benedetta der Bevölkerung die Rettung. Ihr direkter Draht zu Jesus wird es schon richten.
Klösterliche Sexszenen in Trash-Ästhetik
Paul Verhoeven hat seinen Film in einem übertrieben warmen, weichen Licht gedreht. Fackeln und Kerzen beleuchten die helle Haut und die glänzend geschminkten Lippen der entfesselten Nonnen. Mit dieser Trash-Ästhetik zitiert Verhoeven das Genre des sogenannten "Nunsploitation"-Kinos, das in den 1970er-Jahren einen bewusst skandalisierenden Umgang mit Nonnen pflegte. Auch in seinem eigenen Film geht es unterhaltsam und schamlos in alle sexuellen Richtungen zur Sache.
Das steinkalte Kloster mit seinen Regularien und Exerzitien wirkt hier wie ein Dampfkochtopf, dem irgendwann der Deckel wegfliegt. Und wir schauen amüsiert dabei zu, wie der Druck steigt - zwischen trashig ausgeleuchteten Sexszenen, leidenschaftlichen Küssen und marienförmigen Dildos.
Benedetta
- Genre:
- Drama
- Produktionsjahr:
- 2021
- Produktionsland:
- Frankreich
- Zusatzinfo:
- mit Virginie Efira, Charlotte Rampling, Daphné Patakia und anderen
- Regie:
- Paul Verhoeven
- Länge:
- 127 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahren
- Kinostart:
- 2. Dezember