Mediathektipps: "Too Close", "Sühne" und eine Marcello-Mastroianni-Doku
Emily Watson und Denise Gough liefern sich ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel, der japanische Regisseur Kiyoshi Kurosawa liefert ein bedrückendes Melodram und eine Doku porträtiert den großartigen Marcello Mastroianni.
In den Augen der Öffentlichkeit ist Conny Mortensen schlichtweg ein Monster. Sie hat ihr Auto mit Absicht in den Fluss gelenkt, mit zwei kleinen Mädchen auf dem Rücksitz, ihrer eigenen Tochter und deren Freundin. Alle drei überleben schwer verletzt. Nun sitzt Conny in der psychiatrischen U-Haft.
Emma Robertson soll ein Gutachten über Connys Zurechnungsfähigkeit erstellen. Die junge Frau begegnet ihr feindselig, mit leerem Blick, halb weggetreten. Das Gutachten ist maßgeblich für das Strafmaß. Sollte die junge Frau mit Vorsatz gehandelt haben, wird sie des versuchten Mordes an den beiden Mädchen angeklagt. "Momentan sehen Ihre Alternativen ziemlich bitter aus: lebenslänglich Gefängnis oder ein Leben lang in der Psychiatrie weg gesperrt", stellt die Psychiaterin klar.
Psychologisches Katz-und-Maus-Spiel
Conny stellt Gegenfragen, scheint der Psychiaterin direkt in die Seele zu schauen und findet ihre wunden Punkte. Aus dieser Konstellation entspinnt sich in der britischen Mini-Serie "Too Close" ein intensives psychologisches Katz-und-Maus-Spiel mit zwei Top-Schauspielerinnen. Verhalten gibt Emily Watson die kontrollierte Psychiaterin, die es gewohnt ist, ihre Gefühle im Zaum zu halten. Umso intensiver agiert die ebenfalls preisgekrönte irische Film- und Theaterschauspielerin Denise Gough als ihr Gegenpart. Die drei Teile von "Too Close - Fürchte deine Nächste" stehen für einen Monat in der ARD Mediathek.
"Sühne": Krimi-Melodram mit Horror-Elementen
Unheimlich geht es zu in der japanischen Serie "Sühne". Sie beginnt mit einem Mord. Fünf kleine Mädchen spielen auf dem Schulhof, als ein Mann auftaucht. Er bittet die elfjährige Emili, ihm bei Reparaturen zu helfen. Als Emili nicht zurückkehrt, suchen ihre Freundinnen nach ihr und finden nur noch ihre Leiche. Unter Schock erzählen sie, das Gesicht des Mörders nicht erkannt zu haben. Dabei haben sie ihm alle in die Augen gesehen.
Emilys Mutter zwingt den Mädchen das Versprechen ab, den Mörder zu finden. Jede der fünf Serien-Episoden widmet sich einem der Mädchen und erzählt vom ihrem Leben 15 Jahre nach dem Geschehen, ein Leben, das immer noch von dem traumatischen Erlebnis bestimmt wird.
Regisseur Kiyoshi Kurosawa ist bekannt für kunstvolle Horrorfilme und präzise Analysen der modernen japanischen Gesellschaft. In der Serie "Sühne" seziert er das patriarchale japanische System - im Gewand eines melancholischen Krimi-Melodrams, doch das Horror-Genre schimmert stets durch: Einstellungen verharren in der Totalen, Musik und raffiniertes Sounddesign sorgen für die untergründig bedrohliche Atmosphäre. Die Serie "Sühne" ist im japanischen Original mit deutschen Untertiteln noch für einen Monat in der Arte-Mediathek abrufbar.
Vom Arbeiterkind zum Ausnahmeschauspieler: Marcello Mastroianni im Porträt
Gekleidet in Abendgarderobe, stehen Marcello Mastroianni und seine Filmpartnerin Anita Ekberg im Wasser des Trevi-Brunnens. Eine Szene aus Fellinis "La Dolce Vita", die Filmgeschichte schrieb und den Schauspieler Mastroianni 1960 zur Ikone des italienischen Kinos machte. Zu einem Zeitpunkt, als bereits zehn Jahre Bühnenarbeit unter der Regie Viscontis hinter ihm lagen. "Er arbeitete mit minimalen Nuancen. Diese Art zu spielen war damals neu. Die Leute waren ganz überrascht", heißt es in der Dokumentation "Marcello Mastroianni, Italiener par excellemce".
Heiter, herzlich, von lässiger Eleganz und unwiderstehlich charmant eroberte er die Herzen seiner Filmpartnerinnen Fay Dunnaway und Catherine Deneuve. Auf der Leinwand wollte er dem Image des Verführers entkommen. "Er suchte echte Veränderungen, liebte die Abwechslung. Und so steckt seine Karriere voller teilweise absurder Experimente", ist dort weiter zu erfahren.
Das sehenswerte Porträt "Marcello Mastroianni, Italiener par excellence" erzählt vom Weg des Ausnahmeschauspielers vom Arbeiterkind zum Superstar und gewährt nebenbei Einblicke in die Geschichte des italienischen Films. Noch bis Mitte November ist es in der Arte-Mediathek zu sehen.