Mediathektipps: "Northern Lights", "Die große Stille", "Der Lügendetektor"
In den Mediathektipps geht es ums Schweigen und Verschweigen: eine Serie, die leise Töne anschlägt; ein Dokumentarfilm, der fast ganz ohne Worte auskommt, und eine Doku über die Geschichte des Lügendetektors.
"Northern Lights": Über Freundschaft, Liebe, Trennung, Trauer und Suizid
Es ist Nacht in Dublin. Bei strömendem Regen steht eine junge Frau auf einer Brücke. Lloyd läuft an ihr vorbei, doch als er sie wenig später durchs Fenster immer noch auf der Brücke stehen sieht, geht er zu ihr und spricht sie an:
"Hallo, Entschuldigung, ist alles in Ordnung?"
"Was?"
"Ist alles ok?"
"Ja."
"Sind Sie sicher? Ich habe Sie von meinem Fenster aus gesehen und Sie stehen da schon eine ganz Weile und es regnet in Strömen... und ich habe mir Sorgen gemacht."
Filmzitat
So beginnt die Serie "Northern Lights", die von der Freundschaft zwischen zwei Menschen erzählt, die beide einen schweren Schicksalsschlag erleiden mussten.
"Wohnen Sie wirklich da?
"Ja, da, wo das Licht brennt."
"Wäre es ok, wenn ich mich ganz kurz bei Ihnen unterstelle?"
Filmzitat
Sie sind unter sich, denn Lloyds Freundin ist nach Spanien gereist, um den Jakobsweg zu erwandern. Lloyd unterhält Áine mit schlechten Witzen und Karaoke - und überspielt seine Trauer.
"Im Ernst, es geht Ihnen wirklich gut?"
"Ich wollte nicht springen."
"Warum standen Sie dann so lange dort?"
"Weil ich jemanden kannte, der es getan hat."
Filmzitat
Die Vorlage für die Serie lieferte ein Bühnenstück, geschrieben von Stephen Jones, dem irischen Schauspieler und Autor, der die Hauptrolle des Lloyd spielt und die Drehbücher für die sechs Episoden verfasst hat. Es geht um Freundschaft, Liebe, Trennung, Trauer und Suizid von Angehörigen. Jones gelingen berührende Szenen voller Tiefe und Humor, nachdenklich und doch mit leichter Hand umgesetzt. "Northern Lights", eine irisch-belgisch-deutsche Koproduktion, steht bis zum 19. März 2025 in der ZDF Mediathek.
"Der Lügendetektor": Instrument der Einschüchterung und Kontrolle?
"Anfang des 20. Jahrhunderts erklären drei sehr unterschiedliche Wissenschaftler, sie könnten anhand körperlicher Reaktionen Täuschungen und Lügen erkennen und so die Wahrheit ans Licht bringen." Filmzitat
Der Traum von einer unbestechlichen Maschine, die erkennen kann, ob jemand lügt oder nicht - davon handelt die amerikanische Doku "Der Lügendetektor". Sie erzählt vom studierten Polizisten John Larsen, der Schluss machen will mit unter Folter erzwungenen Geständnissen, die bis dahin die Regel sind. Dann ist da sein Assistent, Leonard Keeler, der die Erfindung zu Geld machen will - und da ist der umtriebige William Marsden, eine schillernde Figur und Erfinder der Comic-Figur "Wonder Woman". Während seine Kollegen die Maschine als verlässlich anpreisen, wird Larsen zum schärfsten Kritiker seiner eigenen Erfindung und verkündet:
"Es gibt derzeit keinen Test, mit dem sich Lügen eindeutig erkennen lassen." Filmzitat
Anstatt die Welt besser und gerechter zu machen, dient der Lügendetektor zunehmend der Einschüchterung, Kontrolle und politischen Unterdrückung.
"Millionen Amerikaner werden jedes Jahr getestet. Tausende leben für immer verändert." Filmzitat
Die Doku "Der Lügendetektor" steht in der ARTE-Mediathek und ist dort bis zum 29. Juni 2025 verfügbar.
"Die große Stille": Filmische Meditation mit Sogwirkung
Der Gesang der Mönche hallt durch die Grande Chartreuse, dem französischen Mutterkloster des Schweigeordens der Kartäuser. Ein Jahr lang lebte Regisseur Philipp Gröning bei der strengen Bruderschaft, begleitete den Alltag der Mönche, die Einsamkeit, Kontemplation und Schweigen gewählt haben. 16 Jahre musste Gröning auf eine Genehmigung warten, dann durfte er drehen - unter strengen Auflagen, allein, ohne künstliches Licht. Die große Stille heißt sein preisgekrönter Dokumentarfilm, der ohne Filmmusik auskommt und fast ohne Worte.
Zu hören sind Alltagsgeräusche im Kloster: die Glocken, der Regen, die Schritte der Mönche im Kreuzgang. "Die große Stille" ist eine zweieinhalbstündige filmische Meditation mit Sogwirkung und steht noch bis zum 27. Mai in der ARD-Mediathek.