Mediathektipps: "Reset", "Sexuell verfügbar" und "Zeichnen aus Protest"
Eine Serie um eine Zeitreisende, eine Serie um eine Frau, die sich nimmt, was sie will, und eine Doku über eine Künstlerin, die gegen Unterdrückung anzeichnet, sind unsere aktuellen Mediathektipps.
"Reset": Sechsteilige Drama-Serie über ein spannendes Gedankenexperiment in der ZDF Mediathek
Guten Morgen zu unserer Show zurück aus der Sommerpause. Mein Name ist Flo Bohringer, und ich hoffe, es geht Ihnen gut. Szene aus "Reset"
Flo Bohringer, gespielt von Katja Riemann, moderiert erfolgreich eine eigene Fernsehshow. Sie hat zwei Kinder im Teenager-Alter, die mal bei ihr, mal bei ihrem Ex ein Stockwerk höher wohnen. Bis auf ein paar Reibereien ist eigentlich alles in Ordnung - bis Flo ihre 15-jährige Tochter Luna leblos in ihrem Zimmer findet. Mit dem dramatischen Selbstmord des jungen Mädchens beginnt die Serie "Reset". In sechs Folgen entfaltet sie ein spannendes Gedankenexperiment.
Es gibt eine Möglichkeit, sie zu retten, ihre Tochter. Es gibt diese Firma. Sie bieten Reisen in die Vergangenheit an. Szene aus "Reset"
Flo will unbedingt wissen, warum sich Luna das Leben genommen hat. Sie wählt die Nummer, die ihr die Unbekannte zugesteckt hat. Und tatsächlich:
Ich muss den Tod meiner Tochter verhindern.
Tod verhindern. Wird als Grund akzeptiert. Geben Sie nun den gewünschten Tag und Monat ihrer Ankunft ein.
Szene aus "Reset"
Flo reist in die Vergangenheit - bereit, die eigenen Lebensentscheidungen zu revidieren, um mehr Zeit für ihre Tochter zu haben und deren Leben zu retten. Sie muss aber erkennen, dass sie vieles einfach nicht kontrollieren kann. Der fantastische Part, die Zeitreise, wird in der Serie "Reset" überraschend beiläufig abgehandelt. Im Mittelpunkt stehen dafür Fragen wie: Was steht in unserer Macht, wenn es um die Ängste und Depressionen von Jugendlichen geht? Wie viel seines eigenen Lebens würde man für das Wohl seiner Kinder aufgeben? "Reset" ist mit Feingefühl inszeniert und vom gesamten Ensemble glaubhaft gespielt. Ein Jahr lang zu finden in der ZDF Mediathek.
"Sexuell verfügbar": Fünfteilige Comedy-Serie über überholte Rollenbilder in der ARD Mediathek
Du musst dir ein bisschen Mühe geben. Einfach ein bisschen mehr Mühe. Ich weiß, dass du das kannst. Szene aus "Sexuell verfügbar"
Früh lernen Mädchen, was "Mann" von ihnen erwartet. Hübsch und nett sollen Frauen sein. Keinesfalls so rotzfrech wie Miki, die Heldin der fünfteiligen Serie "Sexuell verfügbar" - mit der wunderbaren Laura Tonke in der Hauptrolle. Miki, Anfang 40, lebt zwei Jahre nach der Scheidung endlich so, wie sie will. Sie nimmt sich Unverschämtheiten heraus, die man eher von Männern kennt - gegenüber dem Kellner im Restaurant zum Beispiel.
Tschuldigung Mäuschen, ist dein erster Tag heute, oder ?
Nein, ich bin seit sechs Jahren hier
Na wirkt ein bisschen so, weil die Vinaigrette fehlt. Aber nichts für ungut, bist süß …
Szene aus "Sexuell verfügbar"
Ihr Toyboy macht derweil den Haushalt und kümmert sich um die beiden Kinder. Nach einem One-Night-Stand hat Miki eine Anzeige wegen Vergewaltigung am Hals. Und diesmal ist es ihr Anwalt, der weiß, wie sie sich zu benehmen hat.
Es ist einfach so: Anständiges Benehmen ist vor Gericht das Wichtigste. Keine Widerworte, keine schnippischen Antworten. Sich unterwerfen - so muss man's machen. Szene aus "Sexuell verfügbar"
Die Fingerzeige auf überholte Rollenbilder treffen in der Serie "Sexuell verfügbar" häufig mitten ins Schwarze. Der Humor changiert dabei zwischen köstlich und grobgestrickt. Die fünf Folgen von "Sexuell verfügbar" stehen für ein Jahr in der ARD Mediathek.
Dokureihe "Zeichnen aus Protest" in der Arte Mediathek
Mit meiner Arbeit riskiere ich drei Jahre Gefängnis, wenn nicht zehn. Szene aus "Zeichnen aus Protest"
Victoria Lomasko zeichnet. In geschwungenen schwarzen Linien hält sie Pro-Nawalny-Proteste fest, dokumentiert sie Pussy-Riot-Aktionen und Gerichtsprozesse gegen Regimeopfer. 2017 wird Victoria Lomasko durch eine Buchveröffentlichung zu einer international gefragten Zeichnerin.
Das Film-Porträt bietet spannende Einblicke in die russische Protestbewegung und offenbart einen Zusammenhang, den Victoria Lomasko untersucht: Zwischen der in Russland weit verbreiteten häuslichen Gewalt gegen Frauen und der Staatsgewalt.
Wo genau entsteht die Gewalt? In der Konfrontation mit dem Staat? Oder innerhalb der Familie? Szene aus "Zeichnen aus Protest"
Der Film gehört zur Dokureihe "Zeichnen aus Protest" über fünf Karikaturistinnen, die weltweit trotz Zensur gegen Unterdrückung kämpfen. Bis Mitte Juni in der Arte Mediathek.