Mediathektipps: "Hungry", "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen", "Passenger"
In unseren Mediathektipps geht es um eine deutsche Tragikomödie zum Thema Magersucht, die österreichische Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek und eine englische Mystery-Crime-Serie im David-Lynch-Stil.
Ronnie ist 17. Weil sie mittlerweile überhaupt nichts mehr isst, soll sie in die Psychiatrie: Trotz aller Gegenwehr wird Ronnie eingewiesen und findet die Verbote und Regeln in der Anstalt furchtbar. So darf sie wegen der Anstrengung nicht Treppensteigen und muss unter Aufsicht essen: "So, hier essen wir Essis zusammen. (...) Falls du nicht weißt, wie man ein Brot schmiert, hier haste 'ne Anleitung."
Die Mini-Serie "Hungry" wurde von Zoe Magdalena, Autorin und Darstellerin der Ronnie, geschrieben und beruht auf eigenen Erfahrungen. Beschönigt wird hier nichts: "Ich vermute du weißt, wenn du so weiter machst, stirbst du. Ich sag das jetzt mal so klar. Nicht um dich zu provozieren, sondern um mich zu vergewissern, dass du weißt, was hier auf'm Spiel steht."
Den Macherinnen und Machern von "Hungry" ist ein kleines Wunder geglückt. Sie haben eine deutsche Serie kreiert, die ein schweres Thema angemessen ernst nimmt und dieses dennoch radikal komisch erzählt. Und sie schaffen es, dass die Komik zu keiner Zeit die Tragik sabotiert und verrät. Alle sechs Folgen stehen ein Jahr in der ZDF-Mediathek.
In vielerlei Hinsicht ausgezeichnet: "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen"
"Als der Sekretär der Akademie, der Herr Engdahl, mich angerufen hat, um halb Eins, hab ich ihm schon gesagt: Jetzt krieg ich erstmal einen Nervenzusammenbruch, aber davor sage ich Ihnen noch, ich kann da nicht hinfahren." Der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen" bietet ein komplexes Filmporträt der österreichischen Schriftstellerin und würdigt besonders ihren künstlerischen Umgang mit Sprache: "Des herbstnachts entfalte ich die Flügel meines eigenen Zaubers. Es stinkt überschwänglich nach Licht."
Erzählt wird auch von einer schweren Kindheit, mit einer Mutter, die ihre Tochter zu einem musikalischen Wunderkind trimmen will: Am Wiener Konservatorium muss Elfriede Jelinek Orgel, Blockflöte und Komposition studieren. Der Dokumentarfilm nähert sich der zurückgezogenen Künstlerin sensibel und voller Bewunderung. Er steht noch bis zum 1. Januar 2025 in der ARD-Mediathek.
Mysteriös und skurril: "Passenger"
Chadder Vale in Nordengland ist eine beschauliche Kleinstadt, in der die Polizei vor allem mit Bagatelldelikten beschäftigt ist: vermisste Leitern, hustende Katzen - dann aber verschwindet eine junge Frau. Bei der Suche nach ihr finden die Polizistinnen ein übel zugerichtetes Tier im verschneiten Wald. Zwar taucht die junge Frau kurz darauf wieder auf und tut so, als wäre nichts gewesen, aber in Chadder Vale häufen sich mysteriöse Vorkommnisse ...
"Passenger" ist eine ungewöhnliche Mystery-Crime-Serie aus England, die mit skurrilen Charakteren punktet und mit stetig unterschwelliger Gefahr spielt. Und ein namhaftes Vorbild hat die Serie, die ein Jahr in der ARD-Mediathek zu sehen ist, auch: "Sind wir jetzt hier in Twin Peaks, oder was?" Und dieser Vergleich ist gar nicht mal so falsch …!