Mediathektipps: "Die Tote Braut", "Holy Shit" und "Der Nazi in meiner Familie"
In den Mediathektipps geht es um die Auseinandersetzung mit einem "Nazi in meiner Familie" und um die Frage, auf welche Art menschliche Fäkalien genutzt werden. Als Schmankerl obendrauf gibt es einen österreichischen Krimi.
"Dorfkrimi - Die Tote Braut": Ermittlungen mit Dialekt
Die kleine Gemeinde Stinatz im österreichischen Burgenland ist die Heimat von Polizeiinspektor Sifkovits. Dort gab es eine Leiche, und sein Vorgesetzter hat Sifkovits diesbezüglich gleich zwei Ideen mitzuteilen:
- Schaut nach Mord aus, Sie kommen doch aus der Gegend, oder?
- I glaub net, das des a guate Idee is.
- Wieso net?
- I muss ja zum Schusstraining.
- Auf gar keinen Fall! Keiner kennt dort die Leut so wie Sie, und keiner kennt dort diese komische Fantasiesprach.
- Buriramkroatisch heißt das Herr Oberst.
- Von mir aus.
Filmzitat
Zurück in seinem Heimatdorf kommen dem Polizeiinspektor nicht nur seine Sprachkenntnisse zugute, sondern auch die Tatsache, dass seine Mutter Baba zu einem Rentnerinnen-Trio gehört, das beim Käffchen auf der Parkbank regelmäßig ratscht und tratscht und natürlich so ziemlich alles über jeden Dorfbewohner weiß. So hat "der Bub" die beste Informationsquelle, die sich er sich wünschen kann! Bei der Leiche handelt es sich um die junge Kroatin Anna, die einen Tag nach der Hochzeit tot aufgefunden wurde. Und die Rentnerinnen-Gang hat da auch schon so eine Vermutung:
- Gottlieb, der Bräutigam. I hab gehört, der hat die Anna noch vor der Hochzeit betrogen.
- Mit wem?
- Frag mi net, I sag nur, was i ghört' hab.
Filmzitat
Aber der Bräutigam ist nur ein Verdächtiger. Im weiteren Verlauf des Falles hört die eine oder andere noch so manches, und die drei Damen unterstützen Sifkovits tatkräftig bei seiner Arbeit, denn vieles ist hier mysteriöser, als es am Anfang scheint. In diesem Krimi kann einem auch der Dialekt schon mal Rätsel aufgeben, aber dafür gibt es in schwierigen Fällen erhellende Untertitel. Der eigenwillige "Dorfkrimi - Die Tote Braut" ist bis zum 22. Februar in der ARTE Mediathek verfügbar.
"Holy Shit - Entscheidend ist, was hinten rauskommt": Der Umgang mit den Exkrementen
Du, ich und alle achteinhalb Milliarden Menschen auf der Welt tun es - jeden Tag. Wir alle müssen auf die Toilette. Aber wir wollen auch, dass das Sanitärsystem unsere Ausscheidungen so schnell und so weit wie möglich verschwinden lässt. Wir spülen sie einfach weg. Mit Trinkwasser! Filmzitat
Wo gegessen wird, wird ausgeschieden:
Aber wo landen Kot und Urin am Ende? Und müssten wir sie nicht sinnvoll nutzen? Filmzitat
Die mit dem Deutschen Naturfilm-Preis ausgezeichnete Dokumentation "Holy Shit - Entscheidend ist, was hinten rauskommt" beschäftigt sich mit der Frage: Ist das, was von unserer Nahrung übrig bleibt stinkender Abfall oder eine wertvolle Ressource? Sie stellt unterschiedliche Projekte auf verschiedenen Kontinenten vor. In Hamburg und Genf gibt es zum Beispiel Wohngebiete, in denen aus menschlichen Fäkalien Strom und Dünger erzeugt werden. In Uganda gewinnen Slum-Bewohner im Rahmen eines Projektes daraus Kompost.
Patrick Mawo ist Lehrer und Bauer. Er gründete das "Ghetto-Forschungslabor" um die Umweltbedingungen im Kamwokya, dem größten Slum der ugandischem Hauptstadt Kampala zu verbessern. Filmzitat
Die extrem aufschlussreiche Dokumentation "Holy Shit - Entscheidend ist, was hinten rauskommt" über unseren Umgang mit unseren Exkrementen mit der Erzählstimme von Christoph Maria Herbst ist bis Februar nächsten Jahres in der ARD Mediathek zu sehen.
"Der Nazi in meiner Familie": Schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte
In diesen Tagen jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz zum 80. Mal. Es gibt immer weniger Menschen, die davon noch berichten können und Menschen, die nichts mehr von den Gräueltaten während der Zeit des Nationalsozialismus wissen wollen. Nicht so Katharina und Maria: Sie möchten mehr darüber erfahren, weil sie einen ganz persönlichen, familiären Zugang dazu haben:
Wilhelm Dreimann ist mein Urgroßvater, man hat ihm den Spitznamen "Der Henker von Neuengamme" gegeben. Filmzitat
Maria hat zumindest einige Antworten gefunden. Katharina versucht seit einigen Jahren herauszufinden, was ihr Opa in der Zeit des Nationalsozialismus gemacht hat. Mit ihrer Großmutter hat sie zwar viel über das Thema geredet, aber viel erfahren hat sie nicht.
Meine Großmutter hat immer wieder erzählt, dass sie nichts davon mitbekommen hat, was die Nazis gemacht haben. Nichts von Deportationen oder wenn mal Menschen jüdischen Glaubens plötzlich nicht mehr da waren, das hat sie alles nicht mitbekommen. Das konnte sie auch alles nicht glauben. Filmzitat
Die Dokumentation zeigt den bemerkenswert offenen und schmerzhaften Umgang von zwei jungen Frauen mit der Geschichte ihrer Familie, der Schuld, die längst verstorbene Verwandte auf sich geladen haben - und unser aller Geschichte. "Der Nazi in meiner Familie" steht bis auf weiteres in der ZDF Mediathek zur Verfügung.