Künstler-Doku "Rebels": "Alles andere als Radikalität ist zynisch"
Die dreiteilige Doku "Rebels - ich rebelliere also bin ich" ist ab heute auf ARD Kultur und in der ARD Mediathek abrufbar. Sie zeigt, wie Musikerinnen, Komiker und Aktionskünstlerinnen ihre prominenten Stimmen nutzen, um auf Missstände aufmerksam zu machen.
Künstlerinnen und Künstler mit Haltung - sie stehen im Mittelpunkt der dreiteiligen Reihe "Rebels". Ihre Themen: Armut, Gentrifizierung oder auch Rassismus. Eine von ihnen ist die Komikerin und Aktivistin Enissa Amani. "Leute, die glauben, es bringe nichts, sich zu beschweren, machen mich wütend", sagt Amani. "Jede Veränderung hat ihren Anfang im Beschweren, im Reden, im Aufstehen und Sagen: Hey, das ist falsch."
Disarstar: "Die Welt brennt an allen Ecken und Enden"
Stillhalten und Zusehen ist für diese Künstlerinnen und Künstler keine Option. Der Hamburger Rapper Disarstar bringt es auf den Punkt: "Die Welt brennt, an allen Ecken und Enden haben wir massive Probleme. Darum ist alles andere als Radikalität zynisch!" Disarstar wird nicht müde, die Armut und die Situation von Obdachlosen zu verdeutlichen. Er kritisiert: "Es gibt kein Recht auf Wohnung in Deutschland. Wer seine Miete nicht zahlen kann, landet auf der Straße."
"Rebels" ist ein kleiner, aber sehr feiner Einblick in eine Künstlerszene abseits des Mainstreams. Denn es gibt sie: Comedians, die standhaft bleiben; Independent Bands, die wahrhaftig sind oder die Pioniere von Ton Steine Scherben - rebellische Legenden.
Jennifer Weist: "Daraus kann eine ganze Bewegung werden"
Ein anderes Aushängeschild der Szene ist seit einigen Jahren Jennifer Weist, Frontfrau der Band Jennifer Rostock. "Ich glaube, jeder da draußen sollte nicht die Macht unterschätzen, die er hat, wenn er sagt: Hier ist ein Thema, das mir wichtig ist, und ich würde euch gerne darauf aufmerksam machen", erzählt Weist. "Damit können viele Leute angesteckt werden, so dass daraus eine ganze Bewegung werden kann."
Moritz Neumeier: Bedrohungen und Hass aus dem Netz
Der Preis für die Haltung ist mitunter hoch. Denn mit ihrer Art, sich künstlerisch auszudrücken, werden die Musikerinnen und Comedians nicht reich und verschaffen sich zudem viele Feinde. Die Hasskommentare und Bedrohungen im Internet sind da deutlich, sagt Comedian Moritz Neumeier: "Ich habe hunderte Nachrichten bekommen mit Beleidigungen, Bedrohungen und Morddrohungen. Dort standen dann Sachen wie: Deine Familie soll vergewaltigt werden. Da war ich richtig geschockt. Denn es hörte auch nicht auf - es wurde einfach jeden Tag mehr."
Shahak Shapira über Twitter-Aktivismus
Neumeiers Kollege Shahak Shapira kritisiert eine bestimmte Art von Aktivismus, die für ihn keine ist: "Ich finde viele Menschen, die sich als Aktivisten bezeichnen, sind es nicht. Vor allem, wenn du nur auf Twitter bist. Dann bist du kein Aktivist. Weißt du, warum? Weil du aktiv sein musst. Und du musst nicht aktiv sein, um auf Twitter zu sein. Du musst dich einfach nur hinsetzen. Das kannst du beim Kacken machen."
"Rebels": Ab 13. Dezember auf ARD Kultur und in der ARD Mediathek
Die porträtierten Künstlerinnen und Künstler sind nicht rebellisch aus Selbstzweck, sondern haben eine Mission. Und sie sehen sich nicht nur verantwortlich für das, was sie tun, sondern auch für das, was sie nicht tun. Diesen Rebellen zollt der Dreiteiler, der sowohl auf ARD Kultur als auch in der ARD Mediathek bis 2027 abrufbar ist, allerhöchsten Respekt.