"Die leisen und die großen Töne": Zwei Brüder und ihre Liebe zur Musik
Dass große Dirigenten in der Provinz mit kleinen Leuten musizieren müssen, gab’s schon öfter im Kino. Nun verschlägt es in der französischen Tragikomödie "Die leisen und die großen Töne" erneut einen namhaften Maestro ins Hinterland.
Viel zu oft gibt es Filme, bei denen schon nach dem Intro der restliche Handlungsverlauf absehbar ist. Und wenn ein berühmter Dirigent das Niveau einer Provinz-Blaskapelle heben soll, dann steht quasi schon fest, dass er hier seine wahre Berufung finden wird. Aber es gibt dann eben doch immer wieder die leisen und die großen Überraschungen im Kino.
Zwei unterschiedliche Brüder entdecken Gemeinsamkeiten
Thibaut Desormeaux, Dirigent von Weltrang, landet in einer Arbeiterstadt, fern der Metropole Paris, weil er während einer Orchesterprobe zusammengebrochen ist. Diagnose: Leukämie. Eine Knochenmarksspende ist überlebensnotwendig. Als sich jedoch seine Schwester testen lässt, fällt auf, dass sie gar nicht biologisch mit ihm verwandt ist. So muss nach 37 Jahren die Katze aus dem Sack: Thibaut ist ein Adoptivkind! Aber er hat einen leiblichen Bruder, der sich in der Provinz ausfindig machen lässt.
Die Adoption der beiden Brüder war in gewisser Weise ein soziales Experiment: Thibaut landete in einem Bildungsbürger-Haushalt, wurde musikalisch von Anfang an gefördert - Jimmy bei einem zwar herzensguten, aber mittellosen Paar. Bei ihm hat’s nur zum Kantinenkoch und Hobby-Posaunisten gereicht, und er fühlt sich überrumpelt von diesem Schnösel aus der Stadt. Schließlich leistet Jimmy aber doch die notwendige Hilfe - und das wär’s aus seiner Sicht mit der Verbrüderung. Hätte Thibaut nicht das starke Bedürfnis sich zu bedanken. Und würde er nicht beim Wiedersehen feststellen, dass sie beide Miles Davis lieben und das Musiker-Gen in sich tragen, inklusive absolutem Gehör.
Originelle Geschichte mit berührenden Momenten
Richtige Brüder werden die beiden nun nicht im Hauruck-Modus, sondern in einem glaubhaften, schmerzlichen Prozess. Vor allem für Jimmy, der sich naturgemäß vom Schicksal benachteiligt fühlen muss. Pierre Lottin spielt ihn wunderbar wahrhaftig. Thibaut wiederum erklärt sich aus Dankbarkeit bereit, Jimmys Blaskapelle fit für einen Wettbewerb zu machen. Auch hier wäre die gängige Formel, dass der Profi in zwei oder drei Proben die Laien-Kombo zum Weltklasse-Orchester trimmt. Aber Regisseur Emmanuel Courcol geht eigene Wege, entwickelt seine Geschichte in nie vorhersehbaren Bahnen und beschert dem Kinopublikum unfassbar schöne und berührende Momente - etwa wenn die zwei Brüder gemeinsam am Klavier einfach nur glücklich sind, oder Thibaut Jimmy das Dirigieren beibringt.
Der perfekte Film für die Weihnachtstage
"Die leisen und die großen Töne" haben in diesem Jahr bei so gut wie jedem Filmfestival den Publikumspreis gewonnen. Ein herzergreifender Film über soziale Unterschiede, Bruder-Gefühle und die Freude an der Musik. In jeder Hinsicht also der perfekte Film für die Weihnachtstage.
Die leisen und die großen Töne
- Genre:
- Tragikomödie
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Frankreich
- Zusatzinfo:
- Mit Benjamin Lavernhe, Pierre Lottin, Sarah Suco und anderen
- Regie:
- Emmanuel Courcol
- Länge:
- 104 Minuten
- FSK:
- ohne Altersbeschränkung
- Kinostart:
- 26. Dezember 2024