"King's Land": Fesselnder Historienfilm mit Mads Mikkelsen
Das Historiendrama "King's Land" erzählt von den ersten Versuchen, die dänische Halbinsel Jütland zu besiedeln. Für die Hauptrolle wurde Mads Mikkelsen mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
Da sitzen die königlichen Räte mit ihren gepuderten Perücken, die sich ihr Leben lang noch nicht die Finger schmutzig gemacht haben, und schauen herab auf einen, der genau das vorhat. Hauptmann Ludvig Kahlen erbittet nach 25 Dienstjahren im Heer die Erlaubnis des Königs, ein Siedlungsprojekt in der jütländischen Heide zu starten.
"Ein Drittel des Königreichs ist ungenutzt und liegt brach. Das ist eine Schande für unser Land. Ich kann die Heide bezwingen und eine Kolonie darauf gründen. Ich habe alles geplant, bis ins kleinste Detail."
"Hören Sie auf! Hier gibt's nur Heidekraut, Steine und Sand. Nichts kann dort wachsen."
Filmszene
Würde der Hauptmann sich so leicht entmutigen lassen, er wäre sicher nicht der Richtige im Kampf gegen Naturgewalten. Kahlen ist sturer und zäher als jeder andere - zudem bereit, die Unternehmung mit seiner mickrigen Soldaten-Pension zu finanzieren. So bekommt er schließlich den königlichen Segen.
"Nehmen wir mal an, Sie würden es schaffen - was stellen Sie sich als Belohnung für Ihr großzügiges Angebot vor?"
"Einen Adelstitel mit dazugehörigem Landgut und Bediensteten."
Filmszene
Der Wilde Westen Dänemarks
Der Weg dorthin aber ist hart und - im wahrsten Sinne - steinig. In staubtrockener Wildnis kämpft Kahlen sich mit der Spitzhacke durch einen Boden, hart wie Beton. Ein Pferd, eine Trinkflasche, ein Lagerfeuer - viel mehr braucht er nicht. Er könnte genauso gut als Pionier im wilden amerikanischen Westen unterwegs sein. Die Rocky Mountains-Kulisse fehlt, aber wesentlich menschenfreundlicher ist der Wilde Westen Dänemarks, wie Regisseur Nicolaj Arcel ihn zeigt, auch nicht. Hier wie dort befinden Siedler sich im rechtsfreien Raum. Eine königliche Genehmigung zählt nichts für den Gutsherrn Frederik De Schinkel, der die Gegend mit grausamer Willkür beherrscht.
Mads Mikkelsen, der als unterkühlter Bond-Bösewicht aus "Casino Royale" nachhaltig in Erinnerung geblieben ist, spielt in "King's Land" mit unbewegter Miene diesen wortkargen, unbeugsamen Mann, der als einer von Jütlands ersten Heidebauern in die dänische Geschichte einging. Das Drehbuch, das Regisseur Arcel zusammen mit Dänemarks bekanntestem Filmautor Anders Thomas Jensen verfasst hat, basiert auf einem Roman über die historische Persönlichkeit Ludvig Kahlen. Stoisch verfolgt er seinen Plan vom sozialen Aufstieg - aus Gründen, die Gutsherr De Schinke schnell durchschaut.
"King's Land": Fesselndes Drama
"Der Bastard" heißt der Film im dänischen Original, was die Triebfeder von Kahlens Handeln deutlicher macht. Der Mann strahlt zunächst eine seelenlose Härte aus, wird mit der Zeit aber doch etwas zugänglicher für die Wenigen, die sich um ihn sammeln: ein Bauernpaar, das De Schinkels Tyrannei entflohen ist und ein verwaistes Roma-Mädchen. Sie könnten zu einer glücklichen Wahlfamilie zusammenwachsen, wenn nicht der Todfeind von nebenan auch foltern und morden ließe, um den Emporkömmling zu demütigen.
"King's Land" ist ein bildgewaltiger nordischer Western mit leinwandfüllenden Landschaftspanoramen, Männern auf Pferden und einer mitten im Niemandsland entstehenden Farm, der man gutes Gedeihen wünschen möchte. Doch man muss dann auch einige drastische Szenen verkraften in diesem Film über die bitter-tragischen Folgen großer Ambitionen. Er ist als persönliches Drama und auch als Historiengemälde sehr fesselnd.
King’s Land
- Genre:
- Drama, Historie
- Produktionsjahr:
- 2023
- Produktionsland:
- Deutschland, Dänemark, Schweden
- Zusatzinfo:
- Mit Mads Mikkelsen, Amanda Collin, Felix Kramer, Kristine Kujath Thorp, Simon Bennebjerg u.a.
- Regie:
- Nikolaj Arcel
- Länge:
- 128 Minuten
- FSK:
- ab 16 Jahre
- Kinostart:
- 6. Juni 2024